Ärger und Chaos: Die großen Probleme vor dem Neustart der 3. Liga
Ärger und Chaos: Die großen Probleme vor dem Neustart der 3. Liga
Der Neustart der 3. Liga sorgt für Ärger und Diskussionen, Chaos droht, wenn es am 30. Mai wieder losgehen soll. ran.de beantwortet die wichtigsten Fragen.
Was ist geplant?
Die 3. Liga will den Spielbetrieb am 30. Mai wieder aufnehmen. Es stehen noch elf Spieltage aus. Geplant sind deshalb bis zum vorgesehenen Saisonende am 4. Juli ausschließlich Englische Wochen. Im Anschluss daran soll bis zum 11. Juli die Relegation zur 2. Liga ausgetragen werden. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) weist allerdings darauf hin: "Terminliche Abweichungen, beispielsweise durch etwaige Mannschaftsquarantänen bedingt, sind weiterhin möglich."
Wie sieht der Spielplan aus?
Die ersten beiden Spieltage sind zeitgenau angesetzt: sieben Spiele am Samstag (30. Mai), drei am Sonntag (31. Mai). An den übrigen Wochenendspieltagen wird jeweils wie folgt gespielt: eine Begegnung am Freitag, sechs am Samstag, drei am Sonntag. An den Spieltagen unter der Woche werden jeweils fünf Partien dienstags und mittwochs ausgetragen.
Sind alle Klubs spielbereit?
Nein. Preußen Münster, der Hallesche FC, der 1. FC Magdeburg und Carl-Zeiss Jena dürfen bisher lediglich in Kleingruppen trainieren. Jena kündigte noch am Donnerstag an, rechtliche Schritte einzuleiten. Auch Halle sieht sich gezwungen, "diese plötzliche Entwicklung unter dem Aspekt der Chancengleichheit rechtlich prüfen zu lassen", sagte Präsident Jens Rauschenbach. Münster hat seinen Mannschaftsarzt Cornelius Müller-Rensmann trotz starker Bedenken zum Hygienebeauftragten ernannt. "Wir müssen uns leider dem Willen des DFB beugen und den Spielbetrieb wieder aufnehmen", sagte der Sportmediziner in einer Mitteilung des Vereins am Freitag: "Die Stelle als Hygienebeauftragter ist für mich mit erheblichen Risiken verbunden, doch wir mussten nun schnell eine tragfähige Lösung finden."
Was ist in Magdeburg los?
In Magdeburg verschärfte sich das Problem am Samstag. Nach einer nicht durchführbaren Corona-Testreihe hat der Drittligist beim DFB die Verlegung seiner ersten Punktspiele beantragt. Demnach verlangt Magdeburg ein zweiwöchiges Mannschaftstraining, der Spielbetrieb für den Klub soll frühestens am 11. Juni beginnen. In Sachsen-Anhalt gilt noch bis 27. Mai ein Mannschaftstrainings- und Wettkampfverbot. "Die erste Testreihe konnte am Freitag nicht durchgeführt werden, da das vom DFB gestellte Labor uns mitteilte, dass derzeit alle Testkapazitäten erschöpft sind und frühestens am Montag eine Testreihe stattfinden kann: Dadurch geraten wir in Zeitprobleme", sagte Magdeburgs Leiter Spielbetrieb Matthias Kahl. Die Fortsetzung der Liga am 30./31. Mai sei entsprechend nicht haltbar. "Bei allen hinlänglich bekannten Vorbehalten - der 1. FC Magdeburg war und ist für einen Re-Start der Liga bereit, was voraussetzt, dass für alle Klubs zumindest annähernd vergleichbare Startbedingungen gegeben sind. Das ist heute noch nicht der Fall", sagte Geschäftsführer Mario Kallnik.
Und in Jena?
Carl Zeiss Jena und Frauen-Bundesligist FF USV Jena dürfen von der Stadt nicht auf eine Ausnahmegenehmigung zur Wiederaufnahme des Trainings- und Spielbetriebs hoffen. Das machte der Leiter des Krisenstabs der Stadt, Benjamin Koppe, nochmals deutlich. Demnach habe das Gesundheitsamt der Stadt analysiert, dass diverse Punkte des DFB-Hygienekonzeptes im Ernst-Abbe-Sportfeld derzeit nicht umsetzbar seien, sagte CDU-Politiker Koppe der Ostthüringer Zeitung. Carl Zeiss muss sich unter Umständen ein Ausweichstadion suchen. Koppe kritisierte den DFB für sein Vorgehen. "Die Regeln während einer Pandemie stellen Regierungen und Gesundheitsbehörden auf, nicht der DFB", sagte er. Nachbesserungen am Ernst-Abbe-Sportfeld kämen aufgrund des bald anstehenden Umbaus nicht infrage. Zudem kündigte Koppe Quarantänemaßnahmen an, falls Spieler bei einem Auswärtsspiel mit Infizierten in Kontakt kommen.
Wie regiert der DFB?
Mit einer klaren Ansage. Er fordert die betroffenen Vereine auf, Druck zu machen: "Die Vereine, an deren Standorten per Verfügungslage noch kein Profispielbetrieb erlaubt ist, sind nun noch einmal dazu aufgefordert, in aktive Klärung mit den zuständigen Behörden zu treten", teilte der DFB mit. Die Suche nach einem möglichen Ausweich-Stadion obliege den Vereinen, sagte der DFB.
Warum kann nach dem 30. Juni gespielt werden?
Der DFB hat seine Bestimmungen für Vertragsspieler (Paragrafen 22 und 23) angepasst. Darin heißt es sinngemäß: Betroffene Vereine können bei Spielern mit auslaufenden Verträgen Vereinbarungen treffen, dass sie nach dem 30. Juni noch dem derzeitigen Klub zur Verfügung stünden.
Ist damit alles geklärt?
Nein. Ob alle Spieler mit auslaufenden Verträgen nach dem 30. Juni zur Verfügung stehen, ist unklar. Es könnten Situationen entstehen wie diese: Elias Huth, zuletzt Leistungsträger beim FSV Zwickau, ist nur ausgeliehen - und müsste am 1. Juli, also vor dem letzten Spieltag, zurück zum Ligakonkurrenten 1. FC Kaiserslautern. Beide Vereine sind derzeit Konkurrenten im Abstiegskampf.
Wo liegen weitere Probleme?
Zur Vorbereitung bleiben nur acht Tage. Die Belastung durch fünf Englische Wochen ist enorm hoch, dadurch steigt auch die Verletzungsgefahr. Weil es nur Geisterspiele geben wird, brechen den 20 Vereinen die enorm wichtigen Zuschauereinnahmen weg. Auch die Verträge mit Sponsoren oder für VIP-Plätze und Logen sind nur bis zum 30. Juni datiert.
Was passiert bei einem möglichen Abbruch?
Der DFB sagt: "Zu einer gegebenenfalls nötigen Entscheidung über einen möglicherweise später doch noch erforderlichen Abbruch der Saison und zu der Frage, wie in diesem Fall mit der Auf- und Abstiegsregelung sowie der folgenden Spielzeit zu verfahren wäre, soll der Außerordentliche DFB-Bundestag gemäß vorliegendem Antrag den DFB-Vorstand ermächtigen." Dieser Außerordentliche Bundestag findet am Montag statt.