Kauczinski entlassen
Dynamo Dresden: Und plötzlich bricht die Panik aus
- Aktualisiert: 25.04.2021
- 13:51 Uhr
- ran.de
Nach der 0:3-Niederlage gegen Halle liegen bei Dynamo Dresden die Nerven blank. Weil die Vereinsspitze befürchtet, das Szenario des vergangenen Jahres könnte sich wiederholen, musste Trainer Kauczinski gehen. Doch der Vergleich zum Vorjahr hinkt.
München – Es herrscht Panik in Dresden. Anders ist die Entlassung von Trainer Markus Kauczinski im Saisonendspurt nicht zu erklären. Nach dem 0:3 gegen den Halleschen FC traf die Vereinsführung eine folgenschwere Entscheidung, die sie womöglich noch bereuen wird. Denn rechnerisch ist das Ziel Wiederaufstieg eigentlich noch gut in Reichweite. Kein Grund zur Panik.
Die kleine Krise von vier Spielen in Folge ohne Sieg und Tor sowie den Absturz des Langzeit-Tabellenersten auf Platz vier hielt das Nervenkostüm der Schwarz-Gelben aber einfach nicht mehr aus. Wobei zwei der vier Sieglos-Spiele gegen Hansa Rostock (0:0) und 1860 München (0:1) nicht unentschuldbar waren.
"Diese Entscheidung ist uns wirklich nicht leicht gefallen, aber wir wollten in der wichtigsten Phase der Saison noch mal einen neuen Impuls setzen, um unser Ziel zu erreichen", begründete Sportgeschäftsführer Ralf Becker die Trainerentlassung. "Wir müssen so schnell wie möglich wieder Spiele gewinnen. Dafür werden wir jetzt noch mal alle Kräfte mobilisieren."
Quarantäne weckt böse Erinnerungen
Vom 14. bis zum 32. Spieltag führte Dynamo die Drittliga-Tabelle zeitweise souverän an. Selbst der peinliche 0:2-Ausrutscher bei Schlusslicht Unterhaching vor zwei Wochen änderte daran nichts. Doch dann ergab sich plötzlich eine Situation, die böse Erinnerungen an die vergangene Saison weckte.
Wegen einer viertägigen Corona-Quarantäne der kompletten Mannschaft mussten zwei Spiele verschoben werden. Die Konkurrenz zog vorbei – zumindest temporär. Denn aussagekräftig ist der Blick auf die Tabelle kaum, haben Hansa Rostock, 1860 München und der FC Ingolstadt doch zwei Spiele mehr auf dem Konto.
Im Klartext: Gewinnt Dresden seine beiden Nachholspiele gegen den MSV Duisburg (14.) und beim KFC Uerdingen (17.), wäre das gleichbedeutend mit der Rückeroberung der Tabellenführung. Immer noch kein Grund zur Panik. Doch die Verantwortlichen hatten Zweifel und sahen Parallelen zur Vorsaison.
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Bauernopfer Dresden steigt in 3. Liga ab
Ein Rückblick. Kauczinski hatte die Schwarz-Gelben im Dezember 2019 auf dem letzten Platz der 2. Liga von Cristian Fiel übernommen. Ziel Klassenerhalt. Es folgte ein leichter Aufwärtstrend, ehe die Pandemie den Fußball wochenlang ausbremste und Dynamo zum großen Verlierer wurde.
Während sich die restlichen Teams auf die Wiederaufnahme des Spielbetriebs vorbereiteten, schickte das Gesundheitsamt die komplette Dynamo-Mannschaft nach mehreren Corona-Fällen in Quarantäne. Ohne Training absolvierte Dresden danach sieben Spiele binnen 19 Tagen. Ein Himmelfahrtskommando, das schließlich den Abstieg besiegelte.
Dresden sah sich damals als Bauernopfer. Auch weil sich die DFL weigerte, die Saison bis in den Juli zu verlängern und dem Traditionsklub somit mehr Zeit einzuräumen. "Wir sind die, die den verf….. Preis bezahlen", schimpfte Verteidiger Chris Löwe damals.
Sofortiger Wiederaufstieg als Saisonziel
Kurzzeitig erwog Dynamo sogar rechtliche Schritte, nahm von einer Klage dann aber wieder Abstand. Stattdessen formulierte Sportgeschäftsführer Becker das Ziel "sofortiger Wiederaufstieg". Es schien zu klappen.
Dynamo lag in dieser Saison zwischenzeitlich bis zu sieben Punkten vor der Konkurrenz, wobei der damalige Verfolger Ingolstadt zum selben Zeitpunkt weniger Spiele absolviert hatte. Seit dem 17. März aber warten die Sachsen auf ein Erfolgserlebnis.
Vergleich zur Vorsaison hinkt
Dass jetzt - wie im vergangenen Jahr - eine Zwangspause das Saisonziel erneut in Gefahr bringen könnte, legte die Nerven endgültig blank. Doch der Vergleich hinkt. Während Dynamo in der Vorsaison mit einer katastrophalen Hinrunde schon vor Corona den Grundstein für den Abstieg gelegt hatte, präsentierte die Mannschaft in dieser Spielzeit ein ganz anderes Gesicht. Zum großen Teil Kauczinskis Verdienst.
Beim 0:3 gegen Halle musste der Ex-Trainer außerdem auf elf Akteure verzichten, die entweder langzeitverletzt, gesperrt oder Covid-positiv waren. Das hätte auch kein anderer Coach verhindern können. Sei's drum.
Für die letzten sechs Saisonspiele soll es jetzt trotzdem ein anderer richten. Alexander Schmidt, der zuletzt bei Ligakonkurrent Türkgücü München entlassen worden war, hat Medienberichten zufolge die besten Karten. Seine größte Aufgabe ist es wohl, die Panik zu bekämpfen. Damit Dynamo den Aufstieg auf den letzten Metern nicht noch verstolpert und den Trainerwechsel am Ende doch noch bereut.
Carolin Blüchel
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