Afrika-Cup in Marokko
Afrika-Cup: Kamerun im Trainer-Chaos – Zwei Coaches und zwei unterschiedliche Turnier-Kader
- Veröffentlicht: 14.12.2025
- 14:14 Uhr
- ran.de
In Kamerun herrscht vor dem Beginn des Afrika-Cups Chaos. Verbands-Chef Samuel Eto’o tauscht den Trainer aus. Doch der entlassene Coach geht weiterhin davon aus, im Amt zu sein. Denn sein Vertrag beruht auf einer Einigung mit der Politik.
Kameruns Fußballverband Fecafoot hat es schon öfter vor großen Turnieren verstanden, Aufmerksamkeit zu erzeugen. Bei der WM 2002 in Japan und Südkorea sollten die "Unbezähmbaren Löwen" mit ärmellosen Trikots auflaufen. Die Oberteile erinnerten an jene von Basketballspielern.
Zwei Jahre später beim Afrika-Cup in Tunesien waren dann Einteiler die Kleider der Wahl für das Team um den aufstrebenden Superstar Samuel Eto’o. Sportlich sorgten die Kameruner in beiden Wettbewerben weniger für Aufsehen.
Diesmal schreiben sie wieder Schlagzeilen schon vor Turnierstart. Aber alles andere als freiwillig. Und Eto’o ist wieder mittendrin. Denn der 44-Jährige steht mittlerweile Fecafoot als Präsident vor und hat in dieser Funktion gerade erst entschieden, dass die Mannschaft von einem neuen Trainerteam zum Afrika-Cup in Marokko geführt werden soll.
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Zum Cheftrainer steigt demnach David Pagou auf. Der 56-Jährige war zuvor Assistent von Marc Brys, der nach anderthalb Jahren im Amt seinen Hut nehmen muss. Diese Entscheidung allerdings nimmt der Belgier nicht einfach so hin. Womit das Chaos kurz vor Turnierstart perfekt ist.
Brys pocht darauf, vom Sportministerium zum Nationaltrainer Kameruns ernannt worden zu sein. Folglich könne er auch nur von diesem – und eben nicht vom Verband – von seinen Aufgaben entbunden werden.
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Kamerun vor Afrika-Cup: Trainer- und Kader-Frage offen
Da Brys sich weiterhin als Nationaltrainer fühlt, benannte er auch öffentlich einen 28 Spieler umfassenden Kader für den Afrika-Cup. Auf seiner Liste stehen bekannte Namen wie Andre Onana von Trabzonspor, Vincent Aboubakar vom aserbaidschanischen Klub Neftchi PFK oder Ex-Bundesliga-Profi Eric-Maxim Choupo-Moting, der aktuell bei den New York Red Bulls unter Vertrag steht.
Im offiziellen Aufgebot von Fecafoot fehlen diese Namen allerdings. Der dort verbreitete Kader ist eben auch jener von Pagou. Oder eher der, den Eto’o dem neuen Coach diktiert hat.
So jedenfalls lautet der Vorwurf von Brys, der in der flämischen Nachrichtensendung "VTM Nieuws" kritisierte: "Eto’o hat wichtige Spieler und Führungsfiguren nicht in den Kader berufen. Denn natürlich hat er diese Auswahl getroffen. Wie kann man zum Afrika-Cup fahren ohne einen Weltklasse-Torwart (Onana, d. Red.)? Oder ohne Aboubakar?"
Für ihn sei die Situation "unglaublich, aber eigentlich bin ich nicht überrascht. Es kommt von jemandem, der narzisstisch ist und sich für den Besten hält."
Eto’o habe von Anfang an das Ziel verfolgt, ihn loszuwerden. "Schon von der ersten Minute an hat er mich beleidigt und ich habe reagiert. Ich war ihm einfach zu stark", betonte Brys.
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Dem französischsprachigen Sender "TV5 Monde" sagte er zudem: "Solange es kein vom Präsidenten des Landes unterschriebenes Dokument gibt, auf dem er David Pagou zum Trainer erklärt, bleibe ich, Marc Brys, Trainer. Darüber gibt es keine Diskussionen und so läuft es in Kamerun seit 30 Jahren."
Die Zeit drängt bis zu einer Entscheidung, wer denn das Team – und welche Spieler – in Marokko trainiert und auf die Spiele einstimmt. Denn bereits Heiligabend steigt Kamerun in das am 21. Dezember beginnende Turnier ein. Erster Gegner ist Gabun. Außerdem warten auf dem Weg in die K.o.-Phase Partien gegen die Elfenbeinküste und gegen Mosambik.
Fecafoot veröffentlichte am Sonntagvormittag bereits Fotos der Ankunft der ersten Spieler in Casablanca. Drei der vier Namen stehen in beiden veröffentlichten Kadern, der vierte allerdings nur im Aufgebot, das Eto’o seinem neuen Trainer Pagou diktiert haben soll.
Reist auch Brys an? Und Choupo-Moting? Onana? Aboubakar? Selten war die Frage nach den nominierten Spielern für ein Turnier wohl so spannungsgeladen wie dieser Tage in Kamerun.