FC Bayern München: Jeder Stein wird umgedreht - die Spieler auf dem Prüfstand
FC Bayern München - ein Kader voller Probleme
Beim FC Bayern München brennt der Baum. Nicht nur die Bosse Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic müssen zittern. In der Sommerpause könnte eine aktuell verkorkste Saison auch den Kader in seinen Grundfesten erschüttern. Langjährige Stars, etablierte Führungsspieler - niemand scheint mehr wirklich sicher zu sein. ran nimmt den Kader der Bayern auf den Prüfstand.
Thomas Müller
Der FC Bayern München ohne Thomas Müller? Kaum vorstellbar. Der dienstälteste Spieler im Kader ist unbestreitbar eine Institution im Verein. Doch zuletzt - nicht erst unter Thomas Tuchel - reichen die Leistungen des 33-Jährigen nicht mehr für die absolute Stamm-Elf. Steht er allerdings nicht auf dem Rasen, gibt es immer Unruhe im Umfeld. Aktuell geht es aber weder wirklich mit (wie das Spiel gegen Mainz zeigte), noch ohne Müller (wie die beiden City-Spiele zeigten). Endet seine Ära in München im Sommer? Gänzlich unvorstellbar scheint das nicht mehr - auch wenn es sehr unwahrscheinlich ist.
Yann Sommer
Yann Sommer war ein notgedrungener, aber kein schlechter Winter-Transfer der Bayern, nachdem klar war, dass Manuel Neuer für die restliche Saison ausfallen würde. Als Ersatzmann hat sich der Schweizer zwar prinzipiell gut geschlagen, zum neuen Star im Bayern-Tor wuchs er aber nicht heran. Auch in München verfolgt Sommer weiterhin die leidige Diskussion über seine Körpergröße und daraus möglicherweise resultierende Gegentreffer. Mit dem Ball am Fuß wirkte er zuletzt immer wieder unsicher. Auch streute Sommer öfter verhängnisvolle Fehler ein, wie zuletzt bei seinem Patzer in Mainz. Es kamen sogar schon Gerüchte auf, dass Sven Ulreich in den abschließenden Wochen der Bundesliga im Tor stehen könnte. Die Kritik an ihm wirkte vor dem Mainz-Spiel zunächst überzogen, doch nach seinem Fehlgriff sind Zweifel an einer Bayern-Zukunft nicht gänzlich unangebracht - besonders mit Blick auf die Rückkehr von Neuer und womöglich auch die von Alexander Nübel.
Dayot Upamecano
Dayot Upamecano zählt eigentlich unbestritten zum Stammpersonal in der Bayern-Defensive. Dennoch gleicht die Saison des Franzosen einer Achterbahnfahrt. Gerade zu Saisonbeginn zeigte seine Kurve stetig nach oben, er entwickelte sich zum Abwehrchef. Doch in den vergangenen Wochen stand er mit seinen Fehlern symptomatisch für das Scheitern der Bayern. Alleine gegen Manchester City patzte er im Hinspiel übel und rutschte im Rückspiel ganz unglücklich weg. Und auch bei der Niederlage gegen Mainz hatte er - wie die gesamte Mannschaft - in der zweiten Halbzeit völlig die Ruhe und Spielkontrolle verloren. Upamecano ist an guten Tagen und mit Selbstvertrauen im Rücken nach wie vor ein absoluter Weltklasse-Verteidiger, doch diese Tage gab es zuletzt selten. Er wird den Klub zwar vermutlich nicht verlassen, aber sein Stammplatz steht absolut zur Diskussion.
Daley Blind
Laut "Sky" ist die Zeit von Daley Blind beim FC Bayern im kommenden Sommer schon wieder vorbei. Sein auslaufender Vertrag soll nicht verlängert werden. Der 33-jährige Niederländer kam seit seinem ablösefreien Wechsel nur magere 131 Minuten zum Einsatz. Eine endgültige Entscheidung über seine Zukunft soll laut "Bild" noch nicht gefallen sein.
Noussair Mazraoui
Der Marokkaner ist seit Monaten unzufrieden – und beklagte sich nach dem Aus in der Champions League auch lautstark der Presse genüber über seine Rolle als Reservist: "Ich habe mich in der Hinrunde in die erste Elf gekämpft, gezeigt, was ich kann und bin zurückgekommen nach meiner Herzbeutel-Entzündung. Nun fühlt es sich an, als wäre ich – auch wenn das ein großes Wort ist – vergessen worden". Er fügte hinzu, er sei "nicht einmal zweite oder dritte Wahl". Kein Wunder, dass er mit einem möglichen Abschied nach nur einem Jahr kokettiert. Laut der spanischen "Sport" soll der FC Barcelona Interesse an dem 25-Jährigen haben. Mazraoui kam wie Blind ablösefrei von Ajax.
Joshua Kimmich und Leon Goretzka
Leon Goretzka und Joshua Kimmich: Das klingt auf dem Papier nach einem Mittelfeld-Duo, das sich alle Bundesliga-Vereine und zahlreiche internationale Top-Klubs wohl wünschen würden. Doch beim FC Bayern München klappte es zuletzt einfach nicht. Beide stehen vielleicht sogar beispielhaft für die zuletzt offensichtlich gewordene mangelnde Balance im Bayern-Kader. Keiner der beiden ist ein echter Sechser, kommt dann auch noch ein absolutes Formtief wie bei Goretzka dazu, entstehen riesige Lücken im Mittelfeldzentrum. In diesem Kalenderjahr steht der 28-Jährige völlig neben sich, sein größter und einziger Vorteil scheint derzeit zu sein, dass Ryan Gravenberch auch keine echte Alternative für ihn ist.
Joshua Kimmich und Leon Goretzka
Doch auch Joshua Kimmich ist weit weg von der Rolle eines Abräumers. Zwar kann Kimmich mehr Stärken in der Defensivarbeit einbringen als Goretzka, doch auch er besitzt den Drang nach vorne, verzockt sich dabei aber oft. Kimmich braucht jemanden, der ihm im Zweifel den Rücken freihalten kann und im Spielaufbau entlastet, damit er selbst seine Stärken einbringen kann. Leon Goretzka ist dieser jemand aktuell nicht. Am Ende bleibt ein missverstandenes Duo im Bayern-Zentrum zurück. Doch sollte einer der beiden das Feld räumen müssen, hat Kimmich wohl die deutlich besseren Karten auf einen Verbleib. Alternativ könnte Bayern eine Lösung a la Real Madrid avisieren. Bedeutet: Ein absoluter Ballfresser, der den beiden Achtern Goretzka und Kimmich die Defensiv-Aufgaben abnimmt. Ob Konrad Laimer, der von RB Leipzig kommen wird, dieser "Ballfresser" sein kann, darf erstmal bezweifelt werden. Eine Alternative wäre, dass Kimmich sich ausschließlich auf defensive Stabilität fokussiert und Goretzka und Laimer die Offensive dirigieren.
Ryan Gravenberch
Der Niederländer forderte mehrfach öffentlich mehr Spielzeit und erklärte jüngst bei "Voetbal International": "Ein Jahr lang auf höchstem Niveau zu trainieren und zu spielen ist lehrreich, aber das muss sich nächste Saison ändern – ich möchte wirklich wieder Woche für Woche spielen, ich habe noch nicht mit dem Vorstand gesprochen. Aber es ist klar, dass diese Rolle nicht meinen Erwartungen entspricht." Wirft man einen Blick auf die Einsatzminuten des Niederländers, fällt das Fazit mau aus: Sein längster Einsatz in der Liga dauerte 45 Minuten lang. Gravenberch stieß im Sommer als vielversprechendes Mittelfeldjuwel von Ajax für knapp 20 Millionen Euro zu den Bayern, sein Vertrag läuft bis Sommer 2027. Interessenten soll es mehrere geben, unter anderem wohl auch der FC Liverpool. Gut möglich, dass Gravenberch die Bayern shcon wieder verlässt - auch wenn die Bayern einen Abgang kategorisch ausgeschlossen haben sollen.
Marcel Sabitzer
Marcel Sabitzer hatte anfangs große Startschwierigkeiten bei den Bayern, kam dann aber auch wegen Verletzungen seiner Kollegen im Mittelfeld unter Julian Nagelsmann immer öfter zum Einsatz und überzeugte durchaus als Alternative zu Goretzka. Dann bekam er wieder kaum Chancen und wechselte im Winter auf Leihbasis zu Manchester United. Dort läuft es besser für ihn, er pendelt zwischen Startelf und Bank, kommt aber regelmößig zum Einsatz. Der Österreicher erklärte mehrmals, dass er sich im Old Trafford wohlfühle und sich auch einen langfristigen Verbleib vorstellen könne. Jedoch ist im Leihvertrag des 29-Jährigen keine Kaufoption enthalten. Holen die Bayern ihn zurück, auch wenn er gar nicht weg will? Er könnte zumindest den Konkurrenzkampf im Bayern-Mittelfeld gemeinsam mit Laimer ankurbeln.
Eric Maxim Choupo-Moting
Eric Maxim Choupo-Moting steht stellvertretend für das große Stürmerproblem der Bayern. Ist er fit ist, macht er seinen Job mehr als ordentlich. Zehn Tore und zwei Vorlagen erzielte er in dieser Saison. Doch gerade seine vielen Verletzungsprobleme zeigen: Er ist weder die Zukunft im Sturm der Münchner, noch kann er (logischerweise) die Lücke füllen, die ein absoluter Weltklasse-Stürmer wie Robert Lewandowski bei seinem Abgang hinterlassen hat. Der Kameruner hat die undankbare Rolle erhalten, dennoch in Lewandowskis Fußstapfen treten zu müssen, weil es die Verantwortlichen der Bayern vor der Saison nicht geschafft hatten, die Position adäquat zu besetzen. In der kommenden Saison wird Choupo-Moting aber damit rechnen müssen, einen Konkurrenten auf der Neun vor die Nase gesetzt zu bekommen. Dennoch: Er hat sich seine Vertragsverlängerung bis 2024 verdient und wird - dann wahrscheinlich als Backup - bleiben.
Kingsley Coman, Sadio Mane, Leroy Sane und Serge Gnabry
Serge Gnabry, Kingsley Coman, Leroy Sane und Sadio Mane (v.l.n.r.) im Kader zu haben, ist eigentlich ein Luxusproblem. Da sich alle vier aber sehr ähnlich und nicht in Top-Form sind, entwickelte sich die Situation zu einem echten Problem - wie der handfeste Streit zwischen Mane und Sane bewies. Ob Mane über die Saison hinaus bleiben wird, ist auch angesichts seiner enttäuschenden Leistungen ungewiss - zumal er wohl innerhalb der Mannschaft keinen Belibetheitspreis gewinnt. Coman wechselte kürzlich seinen Berater und wird trotz laufenden Vertrags bis 2027 immer wieder mit einem Transfer in die Premier League in Verbindung gebracht. Sane wurde kürzlich bei Real Madrid gehandelt und ist nicht selten ein maximal polarisierender Star im Kader: An guten Tagen Weltklasse, an schlechten Tagen von ihm und der Mannschaft ein Spieler, der immer wieder für mangelnde Einstellung kritisiert wird. Das galt zuletzt auch für Gnabry, der ebenfalls seiner Form hinterherläuft. Er wurde von "Sky" trotz seiner vorzeitigen Verlängerung bis 2026 als Verkaufskandidat im Sommer bezeichnet. Es erscheint nicht ausgeschlossen, dass der FC Bayern zumindest eine Außen-Personalie streicht und neu besetzt. Der wahrscheinlichste Streich-Kandidat dafür: Sadio Mane.
Manuel Neuer
Beim ganzen Drama um die Hollywood-Bayern gerät derzeit eine Personalie fast in Vergessenheit: Manuel Neuer. Der Torhüter hatte in der Winterpause nach der Weltmeisterschaft für Unruhe im Verein gesorgt, als er sich nach seinem Beinbruch im Skiurlaub öffentlich über den Verein äußerte. Das Kriegsbeil wurde anschließend zwar weitestgehend begraben, doch ob und welche Zukunft Neuer bei den Bayern hat, ist aktuell eher ein Frage- als ein Ausrufezeichen.