Trainer-Flops und -Missverständisse in der Bundesliga seit 2000
Trainer-Flops und -Missverständisse in der Bundesliga seit 2000
Die Trainerfrage führt in der Bundesliga immer wieder zu Kontroversen. Einige Klubs greifen dabei besonders oft daneben. ran.de zeigt eine Auswahl von Trainern, die in der Bundesliga seit 2000 floppten bzw. zum Missverständnis wurden - ein Coach "schaffte" das sogar bei zwei Vereinen. (Stand: 3. Mai 2020)
Jürgen Klinsmann (Hertha BSC und FC Bayern München)
"Wenn Jürgen der Obama des deutschen Fußballs ist, dann bin ich Mutter Teresa", polterte Bayerns damaliger Manager Uli Hoeneß, als er Jürgen Klinsmann im April 2009 nach nur neun Monaten als Coach des deutschen Rekordmeister rauswarf. Eine 0:1-Heimniederlage gegen Schalke besiegelte im 43. Pflichtspiel Klinsmanns das jähe Ende seiner kurzen Trainer-Ära beim FC Bayern. Nach diesem Missverständnis dauerte es mehr als zehn Jahre, ehe "Klinsi" auf die Bundesliga-Bank zurückkehrte. Hertha BSC sollte der einstige Weltmeister zum "Big-City-Klub" formen. Doch auch dieses Projekt wurde zum großes Desaster für alle Beteiligten. Über die sozialen Medien verkündete Klinsmann am 11. Februar 2020, nach nur zehn Pflichtspielen (drei Siege, drei Unentschieden, vier Niederlagen), seinen Rücktritt. Anschließend lieferten sich Ex-Trainer und Hertha-Verantwortliche eine Schlammschlacht, aus der vor allem Klinsmann als großer Verlierer hervorging.
Markus Weinzierl (VfB Stuttgart)
Mit großen Plänen startete der VfB Stuttgart in die Saison 2018/19. Durch die Daimler-Millionen sollten die Schwaben mittelfristig sogar zu den Topklubs aufschließen, doch die Realität sah bzw. sieht ganz anders aus. Nachdem Tayfun Korkut 2018 noch den Klassenerhalt schaffte, musste er im Oktober 2018 gehen und Markus Weinzierl übernahm. Das Engagement des früheren Schalke- und Augsburg-Trainers beim VfB wurde zum Flop. Gleich die ersten drei Spieler unter Weinzierls Leitung verloren die Stuttgarter jeweils ohne eigenen Treffer. Im Anschluss wurde es nicht besser und so zogen die Schwaben schon im April 2019 die Reißleine. Nach nur vier Siegen bei 24 Spielen und 57 Gegentoren musste Weinzierl schon wieder gehen. Für die Stuttgarter wurde es im Anschluss jedoch nicht ruhiger, schließlich stieg der Meister von 2007 in der Relegation gegen Union Berlin ab. Weinzierl ist seit dem VfB-Aus durchgehend vereinslos.
Peter Bosz (Borussia Dortmund)
Offensivfußball pur lieferte Dortmunds damaliger Neu-Coach Peter Bosz den Fans im Spätsommer 2017 und begeisterte damit sowohl Anhang als auch Experten - zumindest für ein einige Wochen. Bis Ende Oktober ging das risikoreiche Konzept des Niederländers größtenteils auf, dann kam es zum Bruch. Intern soll Bosz mit einigen Stars aneinander geraten sein und auf dem Platz ging anschließend nichts mehr. Die Folge: Nach dem ordentlichen Start in die Saison 2017/18 konnte der BVB keines der neun Pflichtspiele von Ende Oktober bis in den Dezember mehr gewinnen. So musste Bosz, der erst im Sommer 2017 von Ajax Amsterdam in den Pott wechselte, noch vor dem Jahresende nach 24 nur Pflichtspielen wieder seinen Hut nehmen. Nach einem Jahr ohne Job ist Bosz seit Dezember 2018 wieder Bundesliga-Trainer. Bei Bayer Leverkusen hat der 56-Jährige einen Punkteschnitt von 1,9 und auch schon eine Vertragsverlängerung bis 2022 in der Tasche.
Thomas Schaaf (Hannover 96)
Bei Werder Bremen prägte Thomas Schaaf eine unglaublich erfolgreiche Ära, bei Eintracht Frankfurt lief es dann schon nicht mehr so rund und bei Hannover 96 von Januar bis April 2016 sogar katastrophal schlecht. Unter dem für seine offensive Fußball-Philosophie bekannten Schaaf kamen die 96-Kicker überhaupt nicht in Tritt und so blieb das Engagement des einstigen Bundesliga-Profis bei den Niedersachsen ein unglückliches Intermezzo. Nur elf Pflichtspiele lang durfte Schaaf in Hannover arbeiten, dabei kam für die Bremer Ikone ein indiskutablen Punkteschnitt von 0,27 pro Spiel zustande. So war es wenig verwunderlich, dass Schaaf Anfang April, nach einer 0:3-Heimpleite gegen den Hamburger SV, abgelöst wurde. Unter Nachfolger Daniel Stendel wurde es jedoch nicht wirklich erfolgreicher, Hannover stieg unter dem Ex-96-Stürmer anschließend in die 2. Bundesliga ab.
Roberto Di Matteo (FC Schalke 04)
Als der Italiener Roberto Di Matteo im Oktober 2014 bei Schalke anheuerte, brachte er schön Glanz in die Hütte. Schließlich konnte S04 nicht irgendeinen Trainer verpflichten, sondern einen Coach, der 2012 mit Chelsea die Champions League gewann. Obwohl Di Matteo mit zwei Pflichtspiel-Siegen startete, mochte es auf Dauer nicht so recht klappen mit den Gelsenkirchenern und dem vermeintlichen Star-Trainer. Mit einem Punkteschnitt von nur 1,48 wies Di Matteo am Saisonende sogar eine schlechtere Bilanz als sein während der gesamten Amtszeit stets kritisierte Vorgänger Jens Keller (1,63 Punkte/Spiel) auf. So war es fast zwangsläufig, dass Di Matteo schon im Sommer 2015 wieder gehen musste. Der Star-Trainer aus London und die hemdsärmligen Schalker - das hat einfach nicht zusammengepasst. Nach Schalke coachte Di Matteo 2016 noch einmal kurz Aston Villa und ist seitdem ohne Verein.
Bert van Marwijk (Hamburger SV)
Der als harte Hund bekannte Niederländer Bert van Marwijk sollte im September 2013 endlich wieder für bessere Zeiten beim Hamburger SV sorgen - soweit der Plan. Der Niederländer, der die Elftal 2010 zum Vize-WM-Titel führte, konnte den damals schon in der Dauerkrise steckenden Bundesliga-Dino aber auch nicht auf Kurs bringen. Als Nachfolger von Thorsten Fink hielt sich van Marwijk gerade einmal für 17 Pflichtspiele im Amt. Dabei ging das Engagement des Schwiegervaters von Mark van Bommel in Hamburg verheißungsvoll los. Die ersten vier Pflichtspiele unter seiner Leitung überstanden die Hanseaten ungeschlagen (zwei Siege, zwei Remis), danach wurde es jedoch immer schlechter. Eine Serie von acht Niederlagen in Folge zwischen Dezember 2013 und Februar 2014 führte dann schon nach 17 Spielen zum van-Marwijk-Aus beim HSV. Mit einem Punkteschnitt von 0,88 pro Spiel war in den letzten Jahren bei den Hamburgern nur Bernd Hollerbach (0,43 Punkte/Spiel) erfolgloser als van Marwijk.
Marco Kurz (1899 Hoffenheim)
Achtung, ganz schlechter Wortwitz! Die Ehe zwischen Trainer Marco Kurz und 1899 Hoffenheim war eine ganz unglückliche Kurz-Geschichte. Erst im Januar 2013 angetreten, musste der frühere Bundesliga-Profi schon drei Monate später wieder seine Sachen packen. Von den zehn Spielen seiner 90-tägigen Ära konnte Kurz mit der TSG gerade einmal zwei gewinnen und brachte es lediglich auf einen Punkteschnitt von 0,8 pro Begegnung. Da die TSG unter Kurz immer weiter in den Abstiegskampf rutschte, zog der Klub notgedrungen die Reißleine. Unter Nachfolger Markus Gisdol schaffte Hoffenheim den Klassenerhalt, während Kurz danach nie wieder für einen Bundesliga-Klub als Trainer arbeitete. Zuletzt verschlug es den 50-Jährigen sogar nach Australien, derzeit ist der gebürtige Stuttgarter aber vereinslos.
Michael Skibbe (Hertha BSC)
Auf die Saison 2011/12 werden die Hertha-Verantwortlichen, die damals das Sagen hatten, wohl nicht gerade gerne zurückblicken. Vor allem die Trainerwahl war in dieser Spielzeit unglücklich. Zunächst konnte man sich mit Markus Babbel nicht auf eine Vertragsverlängerung einigen und Nachfolger Michael Skibbe, der im Dezember 2011 sein Amt antrat, hatte dann überhaupt kein Glück. Deshalb blieb das Engagement des gebürtigen Gelsenkircheners in der Hauptstadt kurz, aber definitiv nicht schmerzlos. Vier Bundesliga-Spiele bekam Skibbe nur Zeit, davon verlor er auch noch alle und zudem flog die Hertha im DFB-Pokal-Viertelfinale raus. So musste Skibbe nach fünf Pflichtspielen und ebenso vielen Niederlagen im Februar 2012 schon wieder gehen. Nachfolger Otto Rehhagel brachte auch nicht den Erfolg zurück und so stieg die "Alte Dame" in der Relegation gegen Fortuna Düsseldorf ab.
Staale Solbakken (1. FC Köln)
Im Sommer 2011 trat beim 1. FC Köln ein neuer Trainer an: Staale Solbakken. Der Norweger wurde zuvor einige Male mit dem FC Kopenhagen dänischer Meister und sollte auch die Domstädter zu einer seriösen Bundesliga-Adresse formen. In der Bundesliga klappte es für Solbakken aber nicht so einfach, wie mit dem FC Kopenhagen in Dänemark. Vor allem die löchrige FC-Defensive brach Köln oftmals das Genick. Alleine in den 32 Pflichtspielen unter dem Norweger schlug es 65 Mal im Kölner Tor ein. So war es für die Rheinländer fast zwangsläufig, dass man in den Abstiegskampf verwickelt wurde. Am 30. Spieltag setzte es eine 0:4-Klatsche in Mainz und dies bedeutete für Solbakken das Ende. Damals befand sich der Coach schon in einem Machtkampf mit dem FC-Sportdirektor Volker Finke. Nicht zuletzt mit ihm rechnete Solbakken nach dem Aus in Köln ab. "Ich habe die Rechnung für das bekommen, was hier in einer langen, langen Zeit passiert ist", sagte Solbakken. "Kein Konzept, keine Idee" bemängelte der Norweger bei den Kölnern. Heute trainiert Solbakken wieder in Kopenhagen, holte mit den Dänen mittlerweile acht Meistertitel.
Christoph Daum (Eintracht Frankfurt)
Als Christoph Daum im März 2011 bei Eintracht Frankfurt anheuerte und der Verein knapp vor den Abstiegsrängen stand, sprach der Neu-Coach von einer großen Zukunft des Klubs und internationalen Ambitionen. Was danach folgte, war der freie Fall der Hessen. Mickrige drei Punkte aus sieben Bundesliga-Spielen konnte die Eintracht unter Daum holen und so war der Worst Case nicht mehr zu vermeiden. Während Borussia Dortmund durch einen 3:1-Sieg am letzten Spieltag der Saison 2010/11 den Meistertitel feierte, musste Gegner Frankfurt den Abstieg hinnehmen. Statt Europapokal hieß die Eintracht-Realität 2. Bundesliga - allerdings ohne Daum. Nach der Talfahrt unter dem einstigen Leverkusen-Coach holte Frankfurt Armin Veh für den Neuaufbau. Daum hat hingegen bis heute nie wieder in der Bundesliga auf der Bank gesessen, arbeitete anschließend beim FC Brügge, bei Bursaspor und als Nationaltrainer Rumäniens.
Steve McClaren (VfL Wolfsburg)
Der VfL Wolfsburg ging im Sommer 2010 ganz neue Wege. Die Niedersachsen verpflichteten mit Steve McClaren den ersten und bis heute einzigen englischen Trainer der Bundesliga-Historie. Als frischgebackener niederländischer Meister kam McClaren von Twente Enschede nach Wolfsburg, doch in der Bundesliga kam der Brite nie wirklich an. Die damals schon ambitionierten Wolfsburger spielten in der Saison 2010/11 sehr inkonstant, so wechselten sich Niederlagen- mit Siegesserien ab. Bis nach dem 21. Spieltag schauten sich die VfL-Verantwortlichen das Ganze an, dann handelten sie konsequent. Im Anschluss an eine 0:1-Niederlage im Derby bei Hannover 96 war die recht kurze Ära von McClaren wieder zu Ende - nach ganzen 24 Pflichtspielen als Trainer der Wolfsburger. In seiner weiteren Trainer-Karriere arbeitete der frühere englische Nationaltrainer McClaren hauptsächlich wieder auf der Insel, zuletzt bis April 2019 bei den Queens Park Rangers.
Jürgen Röber (Borussia Dortmund)
Als Nachfolger von Bert van Marwijk kam Jürgen Röber Ende 2006 zu Borussia Dortmund. Es sollte eine der kürzesten Trainer-Intermezzos des BVB im 21. Jahrhundert werden. Der vorherige Trainer von Wolfsburg, Hertha BSC oder dem VfB Stuttgart hatte nämlich nach einem 3:2-Sieg zum Einstand gegen die Bayern keine großen Erfolgserlebnisse mehr. Lediglich ein weiterer 1:0-Sieg über Gladbach kam in der Acht-Spiele-Ära Röbers beim BVB an positiven Ergebnissen hinzu. Weil aber auf der Gegenseite sechs Niederlagen standen, musste Röber schon im März 2017, nach nur 83 Tagen, wieder gehen. Danach arbeitete Röber nur noch im Ausland, aktuell als Sportdirektor beim belgischen Erstligisten Royal Excel Mouscron.
Giovanni Trapattoni (VfB Stuttgart)
Im Jahr vor der WM 2006 in Deutschland nutzte der VfB Stuttgart die Popularität der Bundesliga, um einen ganz großen Trainer an den Neckar zu lotsen. Mit Giovanni Trapattoni verpflichteten die Schwaben den früheren Bayern-Trainer und stellten ihm auch noch Weltmeister Andreas Brehme als Assistent zur Seite. Doch wie schon in München, so lief es für "Trap" auch in Stuttgart nicht so wirklich rund. Schuld daran war nicht zuletzt die Sprachbarriere zwischen dem Italiener, seinen Spielern und dem Umfeld des VfB. Obwohl der damalige Präsident Erwin Staudt stets ein Kommunikationsproblem zwischen Spielern und Trainern dementierte, packte Trapattoni nach rund sieben Monaten seine Koffer packen. Wegen zu intensiv betriebener Rotation geriet der Italiener in der Kritik, dennoch kam der Zeitpunkt für die Trennung doch überraschend, schließlich stand der VfB auf Platz 7 und damit in Reichweite der Europa-Pokal-Plätze. Unter Trapattoni-Nachfolger Armin Veh wurden die Stuttgarter 2007 sogar deutscher Meister.
Dick Advocaat (Borussia Mönchengladbach)
"Der kleine General" Dick Advocaat und Borussia Mönchengladbach vereinbarten im Spätherbst 2004 eine Zusammenarbeit, die letztlich deutlich kürzer andauerte, als beide Seiten das wohl erhofft hatten. Unter dem Niederländer, der zuvor etwa die Glasgow Rangers trainierte, sollten die "Fohlen" aus dem Bundesliga-Abstiegskampf rauskommen und im damals neu eröffneten Stadion zu alter Stärke finden. Dafür wurde dem Trainer in der Winterpause noch einmal ein beträchtliches Budget für Transfers zur Verfügung gestellt und die Borussia verpflichtete sieben Spieler. Wirklich erfolgreicher lief es 2005 aber nicht. Nur 167 Tage dauerte das Experiment an, nach einem 1:1-Unentschieden gegen Mainz trat Advocaat im April 2005 zurück - nach anonymen Morddrohungen gegen den Niederländer. Nachfolger Horst Köppel führte Gladbach anschließend zum Klassenerhalt. Mit rüstigen 72 Jahren ist Advocaat übrigens immer noch Trainer, derzeit bei Feyenoord Rotterdam, wo er kürzlich sogar noch einmal bis 2021 verlängerte.
Bernd Krauss (Borussia Dortmund)
Der gebürtige Dortmunder Bernd Krauss bekam im Februar 2000 die Chance, den BVB zu coachen. Was sich wie ein Traum anhört, wurde für Krauss eher zum Albtraum. Als Nachfolger von Michael Skibbe sollte Krauss die Borussia stabilisieren, doch genau das Gegenteil passierte. Unter Krauss konnten die Dortmunder keines der 13 Spiele in seiner Verantwortung gewinnen und rutschten so in den Abstiegskampf. Nach der sechsten Niederlage in Folge, einem 1:3 zuhause gegen Unterhaching, handelten die BVB-Verantwortlichen und warfen Krauss nach nur wenigen Monaten wieder raus. Mit einem Schnitt von 0,38 Punkten ist Krauss bis heute der mit Abstand erfolgloseste Coach des BVB im 21. Jahrhundert. Nach dem Krauss-Aus übernahm das Duo Udo Lattek und Matthias Sammer, führte Dortmund zum Klassenerhalt und Sammer machte den BVB in der darauffolgenden Saison zum Meister. Spätestens zu diesem Zeitpunkt dürften die Fans die Katastrophen-Ära unter Krauss vergessen haben.