Vom Bayern-Verfolger zum Chaosklub: Der tiefe Fall des VfL Wolfsburg
VfL Wolfsburg: Vom Bayern-Verfolger zum Chaosklub
Der VfL Wolfsburg wollte die zweite Macht in der Bundesliga werden. Als DFB-Pokalsieger und Vizemeister 2015 waren die Hoffnungen groß, dazu schienen die Millionen von Sponsor VW im Rücken eine Chance zu sein. Und doch folgte statt der weiteren Titeljagd innerhalb von nur eineinhalb Jahren ein ganz tiefer Fall. Der einstige Verfolger des FC Bayern ist aktuell ein Chaosklub, der im Tabellenkeller feststeckt. ran.de zeichnet die Krise der "Wölfe" nach.
Januar 2015: 4:1 gegen die Bayern
Die Achterbahnfahrt des VfL begann in der Saison 2014/2015. In der Winterpause trat der sportliche Erfolg für den Klub in den Hintergrund, als Stürmer Junior Malanda bei einem Autounfall verstarb. Die Mannschaft kämpfte fortan für den fehlenden Teamkollegen und fegte zum Auftakt der Rückrunde den FC Bayern mit 4:1 aus dem eigenen Stadion. Der Beginn einer famosen Rückrunde ...
Mai 2015: DFB-Pokal-Sieg gegen den BVB
Das große Engagement und die Leidenschaft des Teams wurde mit einem Titel belohnt: Die "Wölfe" gewannen den DFB-Pokal 2015 und widmeten den Erfolg ihrem verstorbenen Kollegen Junior Malanda. Sportlich schien alles dafür bereit, auch in Zukunft den großen Bayern Paroli bieten zu können.
August 2015: Kevin de Bruyne wird verkauft
Doch die Mannschaft konnte nicht zusammengehalten werden. Der schleichende Niedergang des VfL begann mit dem Verkauf von Kevin de Bruyne. Der Belgier und auch der VfL konnten dem 75-Millionen-Angebot von Manchester City nicht widerstehen, der Star verließ im August 2015 die Autostadt. Auch Ivan Perisic verabschiedete sich.
August 2015: Teure Neuzugänge
Nachdem Wolfsburg damit zwei Leistungsträger verloren hatte, besserte der Verein nach: Julian Draxler, Andre Schürrle und Dante wurden verpflichtet. Max Kruse stand schon länger als Zugang fest.
August 2016: Fehleinkauf Kruse verlässt den VfL
Doch um den Ex-Gladbacher gab es bald Ärger: Kruse sorgte vor allem abseits des Platzes für Schlagzeilen. Angeblich ließ er eines Nachts 75.000 Euro in einem Taxi liegen, in einem Club geriet er mit einer Journalistin aneinander, dazu machte ein privates Video die Runde. Zu viel für den VfL: Kruse ging nach nur einem Jahr wieder.
April 2016: CL-Viertelfinale gegen Real Madrid
Nach den Auf und Abs der Bundesligasaison 2015/2016 blieb für Wolfsburg nur ein achter Platz - und der Abschied von der internationalen Bühne. Dabei träumte der VfL nach dem 2:0-Erfolg im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Real Madrid doch von weiteren Festtagen in der Königsklasse. Die Realität war eine andere, damit musste der Klub neu planen.
August 2016: Julian Draxler macht Probleme
Neustart im Sommer 2016: Bei den "Wölfen" sollte wieder alles ausgerichtet werden für eine erfolgreiche Spielzeit. Doch Julian Draxler ließ im August 2016 eine kleine Bombe platzen: "Bei mir ist es so, dass ich mich nach der EM gegenüber Trainer Dieter Hecking klar geäußert habe, dass ich den VfL Wolfsburg verlassen möchte", sagte er der "Bild".
August 2016: Julian Draxler macht Probleme
Draxler weiter: "Mir wurde bei meinem Wechsel mündlich zugesichert, dass ich den Verein verlassen kann, wenn sich dazu Möglichkeiten ergeben. Sowohl von Hecking als auch von Allofs. Es war klar, dass der VfL Wolfsburg eine gute Perspektive, aber auch ein Sprungbrett sein sollte. Es war immer klar zwischen allen Beteiligten, dass ich zu einem internationalen Top-Klub gehen möchte, wenn sich die Chance ergibt." Gehen durfte Draxler trotzdem nicht, er bekam fortan aber auch kein Bein mehr auf den Boden.
August 2016: Mario Gomez wird vorgestellt
Draxlers Abschiedswunsch trat für kurze Zeit in den Hintergrund, als Mario Gomez als Neuzugang vorgestellt wurde. Der Nationalstürmer verriet bei seiner Vorstellung zwar, dass Wolfsburg nicht sein Wunschziel gewesen sei, doch bliebe ihm immerhin eine spezielle Klausel: Sollte sich der VfL nicht für das europäische Geschäft qualifizieren, wird es Gespräche geben. Zum Einstand gab es für ihn jedoch erst einmal 600 Minuten ohne Tor.
Oktober 2016: Hecking geht, Ismael kommt
Es lag aber nicht nur am Stürmer, dass dem VfL der Saisonstart völlig misslang und der Klub in den Tabellenkeller rutschte. Im Oktober zogen die Bosse die erste Reißleine, als keine Besserung in Sicht war: Trainer Dieter Hecking musste gehen, Valerien Ismael übernahm.
Dezember 2016: Draxler wird von VfL-Fans ausgepfiffen
Wirklich besser wurde es dadurch aber nicht. Und so musste Ismael auch ungewöhnliche Entscheidungen treffen: Am 9. Dezember verkündete der Coach, dass der wechselwillige Draxler nicht mit zum Kader für das Spiel gegen die Bayern zählen würde. Ismael reagierte damit auch auf den Ärger der VfL-Anhänger. "Man muss die Fans verstehen. Der Spieler selbst hat sich in diese Situation gebracht", stellte der Trainer fest.
Dezember 2016: Manager Allofs muss gehen
Wenige Tage darauf folgte der nächste Paukenschlag: Manager Klaus Allofs musste seinen Posten räumen – nach der 0:5-Klatsche beim FC Bayern. Transferflops wie Draxler, Schürrle oder Kruse wurden ihm zum Verhängnis, angeblich soll auch das Vertrauensverhältnis zwischen Allofs und der Wolfsburger Mannschaft ramponiert gewesen sein. Die sportliche Talfahrt tat schließlich ihr Übriges.
Dezember 2016: Gomez wettert gegen Draxler
Der Sieg am 15. Spieltag war danach ein wenig Balsam für die Wolfsburger Seele. Nach dem 1:0 gegen Frankfurt gab es aber statt Erleichterung vielmehr Kritik aus den eigenen Reihen. So wetterte Gomez in Richtung Draxler: "Wer nicht hier sein will, der soll auch gehen. Wir alle haben das im Sommer falsch eingeschätzt. Es wurde versucht, Spieler zu überzeugen. Aber Reisende soll man nicht aufhalten."
Dezember 2016: David Wagner soll kommen
Und auch vor dem Kellerduell in Gladbach trat in Wolfsburg natürlich keine Ruhe ein - im Gegenteil. Innenverteidiger Philipp Wollscheid wurde nach einem verbalen Aussetzer gegen ein Mitglied des Trainerstabs suspendiert. Dass David Wagner, Trainer des englischen Zweitligisten Huddersfield Town, schon als möglicher Ismael-Nachfolger in der Winterpause gehandelt wird, macht die aktuelle Situation des VfL nicht leichter. Für das letzte Spiel im Krisen-Jahr 2016 ist der Druck nochmals besonders hoch.