Beck: "Ribery hat beste Karten Weltfußballer zu werden!"
- Aktualisiert: 01.11.2013
- 13:30 Uhr
- ran.de/Andreas Kötter
In Hoffenheim ist der Ärger über die Entscheidung des DFB gegen eine Wiederholung des Spiels gegen Bayer Leverkusen zwar noch nicht ganz verraucht. Vor der Partie gegen den FC Bayern München zeigt Mannschaftskapitän Andreas Beck im Exklusiv-Interview mit ran.de aber Größe, er spricht über den Aufschwung der TSG und lobt Franck Ribéry.
ran.de: Herr Beck, wie hat man in Hoffenheim die Entscheidung gegen eine Wiederholung des Leverkusen-Spiels aufgenommen?
Andreas Beck: Die mediale Berichterstattung hatte uns schon im Vorfeld ein Stück weit das Gefühl vermittelt, dass es wohl eher nichts werden würde mit einem Wiederholungsspiel. Daher hat uns die endgültige Entscheidung auch nicht unvorbereitet getroffen. Trotzdem hätte ich mir im Sinne des Fair Plays ein solches Wiederholungs-spiel gewünscht.
ran.de: Was aber macht eine solche Entscheidung, die nach gesundem Menschenverstand hochgradig ungerecht erscheint, mit einer Mannschaft?
Andreas Beck: Wir haben in der Mannschaft schon unmittelbar nach dem Leverkusen-Spiel beschlossen, dass wir jede Entscheidung akzeptieren und gewiss nicht lamentieren werden. Es bringt nichts, mit der Situation zu hadern. Also haben uns nur noch sehr kurz mit dieser Situation beschäftigt und die Sache dann abgehakt. Als Mannschaft können wir nur Einfluss auf unsere eigene Leistung auf dem Platz nehmen. Und ich glaube, dass wir diese Haltung bereits in Hannover sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt haben. Genauso wollen wir nun weitermachen.
ran.de: Dennoch stellt sich die Frage nach der Rolle des DFB; versteckt der sich hinter der FIFA?
Andreas Beck: Ich bin kein Sportjurist und kenne auch die entsprechenden Satzungen bei DFB, UEFA oder FIFA nicht. Vom bloßen Fair Play-Gedanken betrachtet, hätte ich mir aber ein anderes Ergebnis gewünscht. Aber noch einmal: Es gibt Regeln und Gesetze, nach denen man offensichtlich entschieden hat. Also müssen wir das so hinnehmen. Eins aber ist ganz deutlich geworden: die Torlinien-Technik ist nun zwingend notwendig.
ran.de: Hat es Sie geärgert, dass einige Verantwortliche von Hannover 96 Ihren 4:1-Erfolg einem "Mitleidsfaktor" beim Schiedsrichter zuschreiben wollten?
Andreas Beck: Ich glaube nicht, dass wir die Reaktionen anderer Vereine kommentieren sollten. Entscheidend ist, wie wir uns sowohl nach dem Leverkusen-Spiel als auch in der Woche vor Hannover und dann im Spiel gegen 96 selbst präsentiert haben. Das war absolut fair, und wir haben nichts dazu beigetragen, dass die Partie gegen 96 etwas hektischer wurde. Vielmehr haben wir auch in diesen Momenten ausschließlich sportlich reagiert, mit Toren. Denn das ist die Art von Antwort, die wir geben wollten. Und so möchten wir unseren Weg weiter gehen.
ran.de: Aktuell verbindet man mit Hoffenheim Tore am Fließband, 25 Treffer sind der Topwert der Liga, bei allerdings auch schon 23 Gegentreffern. Liegt es in der Natur der Sache, dass eine starke Offensive durch eine schwächere Defensive erkauft werden muss?
Andreas Beck: Ich glaube, dass unsere bisherige Bilanz ein Stück weit unseren aktuellen, aggressiven Spielstil mit der sehr schnellen Umschaltbewegung widerspiegelt. Nichtsdestotrotz ärgern uns die Gegentreffer. Deshalb arbeiten wir mit Hochdruck daran, eine bessere Balance zwischen Defensive und Offensive hinzubekommen. Damit aber kein falscher Eindruck entsteht: wir beschweren uns gewiss nicht. Seit Markus Gisdol im April gekommen ist – was mit das Beste war, das dem Verein in dieser schwierigen Zeit passieren konnte - ist jedes Spiel ein Highlight für uns.
ran.de: Die nächste Highlight ist ausgerechnet der FC Bayern München, und Sie sollen sich schon sehr auf das Duell mit Franck Ribéry freuen; ist Ribéry momentan der beste Fußballer der Welt?
Andreas Beck: Wenn man das Gesamtprodukt über die vergangenen 18 Monate betrachtet, dann ist der FC Bayern ohne Zweifel zurzeit die beste Mannschaft der Welt. Und schaut man dann auf Franck Ribéry, der bereits zum besten Fußballer Europas gewählt wurde, glaube ich durchaus, dass er nun die besten Karten hat, auch zum Weltfußballer gewählt zu werden. Umso stolzer sind wir, dass wir weiter gegen solche Mannschaften wie die Bayern oder den BVB, also gegen die Besten der Besten, antreten dürfen. Als es in der vergangenen Saison zwischenzeitlich sehr schlecht lief, war das ein großes Thema innerhalb unserer Mannschaft: dass es wahnsinnig traurig gewesen wäre, hätten wir uns in Zukunft nicht mehr mit solchen Top-Teams messen dürfen.
ran.de: Ist am Samstag mehr drin als sich nur zu messen?
Andreas Beck: In dieser Saison spielen die Bayern erneut in einer ganz eigenen Liga. Trotzdem wollen wir versuchen unsere Chancen, von denen wir wohl nicht allzu viele bekommen werden, zu nutzen. Auf jeden Fall werden wir nicht in Ehrfurcht erstarren, sondern mutig auftreten.
ran.de: Nach dem Betriebsunfall der vergangenen Saison ist mit Hoffenheim im Kampf um die internationalen Plätze wieder zu rechnen; gilt das auch für Sie persönlich in Sachen WM 2014?
Andreas Beck: Ich habe im Fußball schon sehr viel erlebt und weiß, dass Fußball ein reines Tagesgeschäft ist. Brasilien ist zwar noch ein Stück weit weg, aber ich habe das im Hinterkopf. Leider konnte ich am Ende der vergangenen Saison wegen unserer Relegationsspiele nicht mit der Nationalmannschaft in die USA reisen. Das wäre vielleicht eine Möglichkeit gewesen, sich zu präsentieren. Jetzt aber ist erst einmal wichtig, dass wir eine starke Saison spielen. Was danach passiert, wie jeder einzelne dabei abschneidet und was das vielleicht bedeutet bzw. wie das dann in Fußball-Deutschland wahrgenommen wird, wird man im Sommer sehen. Dass die Nationalmannschaft ein Traum eines jedes Profis bleibt, ist aber auch klar.
ran.de: Ein wenig verschwunden aus dem Fokus ist Tim Wiese, der zwar weiter in Hoffenheim unter Vertrag steht, aber keine Rolle mehr spielt und mit einer eigenen Trainingsgruppe trainieren muss; gibt es überhaupt noch Berührungspunkte?
Andreas Beck: Man begegnet sich auf jeden Fall weit weniger als das sonst im alltäglichen Trainingsbetrieb der Fall wäre. Ab und an sieht man sich mal auf dem Parkplatz und redet dann natürlich auch ein paar Worte miteinander. Ein Kontakt wie früher besteht aber nicht mehr.