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Hertha BSC

Bruno Labbadia - der am meisten unterschätzte Bundesliga-Trainer

  • Aktualisiert: 21.05.2020
  • 17:06 Uhr
Article Image Media
© Wagner/Witters/Pool
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Hertha-Trainer Bruno Labbadia gilt vielen als klassischer Feuerwehrmann. Ein Trainer, der kurz als Retter kommt und dann wieder verschwindet. Dabei hat er schon häufiger bewiesen, dass er mehr kann. 

München/Berlin - Der dunkelblaue Anzug saß perfekt - wie immer. Bruno Labbadia hätte auch an einem Abend in der Königsklasse in Madrid keine schlechte Figur abgegeben. Seinen jüngsten Auftritt im Profi-Fußball hatte er aber nicht zu den Klängen der Champions-League-Hymne, sondern in der Corona-bedingten Stille des Olympiastadions als Trainer von Hertha BSC.

Wer dem Ruf glaubt, der Labbadia anhaftet, hätte ihn auch mit Sauerstoffgerät, Wasserschlauch und Helm erwarten können. Der 54-Jährige wird gerne als Feuerwehrmann bezeichnet. Einer, der in einer Notsituation kommt, diese mit erprobten - meist einfachen - Werkzeugen löst, und dann wieder geht. Weil es zu mehr nicht reicht? Diese Reduzierung wäre Labbadia gegenüber unfair. Er ist mehr als ein reiner Retter - und vielleicht sogar der am meisten unterschätzte Trainer der Bundesliga (Hertha BSC gegen Union Berlin aber 20.30 Uhr im Liveticker auf ran.de).

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Labbadia mit Erfolgen in Stuttgart und Wolfsburg

Nun ist es aber nicht so, dass das Retter-Image keine Wurzeln in der Realität hätte. Labbadia bewahrte den VfB Stuttgart vor dem Abstieg; den VfL Wolfsburg und den Hamburger SV sogar höchst dramatisch in der Relegation. Hertha BSC übernahm er nun auf dem 13. Platz - mit sechs Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz. Wenn also Labbadia einen Klub übernimmt, so heißt das oft, dass es diesem Klub nicht gut geht. In Wolfsburg sangen einige Fans zur Begrüßung: "Wir steigen ab, wir kommen nie wieder - wir haben Bruno Labbadia!"

In seiner zweiten Saison in Wolfsburg führte Labbadia den VfL dann allerdings auf Platz sechs in die Europa League - und änderte damit auch die Meinung der Anhängerschaft. Auch in Stuttgart stellte sich nach der Rettung Erfolg ein: Platz sechs in der Folgesaison, DFB-Pokal-Viertelfinale.

Ein Jahr später stand die Elf von Labbadia sogar im Pokalendspiel, in der Europa League endete der Weg im Achtelfinale. In der Liga sprang allerdings nur Platz zwölf heraus. Labbadia konnte den Negativtrend auch in der nachfolgenden Spielzeit nicht stoppen und musste nach drei Spieltagen gehen.

Eines seiner größten Kunststücke war aber vielleicht, den HSV in seiner zweiten Amtszeit erst auf den letzten Drücker vor dem Niedergang zu retten und in der darauffolgenden Saison mit einem fast identischen Kader auf Platz zehn zu lotsen. Labbadia wurde für seine Verdienste zum "Hamburger des Jahres" gewählt. Für den Verein war es die letzte sorglose Saison vor dem ersten Abstieg der Vereinsgeschichte.  

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Labbadia wollte zu schnell zu viel

Diese Stationen zeigen, dass der gebürtige Darmstädter mehr kann als nur Abstiegskampf. Woher kommt dann sein Ruf, dass sein Atem nur für eine Rettung reicht und dann Schluss ist? Es scheint sich das Feuerwehrmann-Narrativ mit einem Muster aus seinen ersten beiden Bundesliga-Stationen zu vermischen.

Bei Bayer Leverkusen und seiner ersten Amtszeit beim HSV spielten seine Teams in der Hinrunde attraktiven und erfolgreichen Offensiv-Fußball, um dann in der Rückrunde ebenso rasant zu verglühen. Ihnen - und damit stellvertretend Labbadia - schien die Luft zu schnell auszugehen.

Labbadia räumte nach seinen ersten Erfahrungen ein, dass er zu schnell zu viel gewollt hätte. Er war mit dem SV Darmstadt 98 als Trainer in der Oberliga Hessen gestartet und innerhalb von fünf Jahren in der Bundesliga gelandet. Er kannte nur das Leben auf der Überholspur. Dort fühlte er sich wohl. Labbadia ist für seinen Ehrgeiz bekannt - und das in einer Branche, in der ausgeprägter Ehrgeiz zur Grundausstattung gehört.

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Freund der harten Arbeit

Auch mit über 50 sieht Labbadia so aus, als könnte er jederzeit von seinem Anzug in ein Trikot schlüpfen und mitkicken. Er ist hart zu sich selbst und zu seinen Spielern, auch wenn er das wohl nicht so formulieren würden. In einem Interview nannte Labbadia es mal "den fordernden Ansatz". Denn Arbeit gehört für ihn dazu, als eines von neun Kindern einer italienischen Einwandererfamilie musste er für alles im Leben kämpfen.

Seine Herangehensweise im Training soll entsprechend intensiv sein. Das führt zwar zu einer ausgeprägten Fitness in seinen Mannschaften. Aber auch der Abnutzungseffekt ist höher, was einer längeren Amtsdauer etwa im Weg stehen dürfte.

Es waren aber nicht immer allein sportliche Faktoren, die zu Labbadias Ende bei den diversen Klubs führten. Den ehemaligen Stürmer ziehen offenbar Vereine mit einem schwierigen Umfeld an. In Hamburg haben sich schon viele Trainer in der Vereinspolitik aufgerieben, bei den Schwaben in Stuttgart ist die Geduld so begrenzt wie die Spendierfreudigkeit. In Wolfsburg sind die Ansprüche aufgrund der VW-Millionen hoch.

Labbadia eckt an

Labbadia ist sehr von seinem Weg überzeugt und vertritt diesen auch manchmal sturrköpfig. Beim VfL gab es Zwistigkeiten mit Sportdirektor Jörg Schmadtke, auch in Leverkusen war die Stimmung zwischen Trainer und sportlicher Führung am Ende verdorben. Und in Hamburg ist es ja nie leicht.

Ob er aus diesen Erfahrungen gelernt hat? Sie könnten in Berlin jedenfalls hilfreich sein. Bei der Hertha gedeiht seit dem Einstieg von Investor Lars Windhorst ja ein ähnlich schwieriges Milieu wie es der HSV seit Jahren pflegt.

Ob Labbadia in Berlin länger durchhält, wird sich zeigen. Eines ist sicher: Die richtige Garderobe für die Champions-League-Ziele der Hertha hat er schon.

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