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Bundesliga

Bundesliga in VAR-Krise: Coaches-Challenge? Hört bloß auf damit – ein Kommentar

  • Aktualisiert: 04.05.2023
  • 11:36 Uhr
  • ran.de
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© Getty Images

Der deutsche Fußball diskutiert über die Einführung einer Challenge, die Trainer ziehen können. Damit wären weitere Spielunterbrechungen vorprogrammiert. Aber mehr Gerechtigkeit sollten wir uns davon nicht versprechen. Ein Kommentar.

Von Marcus Giebel

Es gibt Dinge, die hätten besser nie zusammengefunden. Nudeln und Ketchup, zum Beispiel. Lars Windhorst und Hertha BSC. Bonnie und Clyde. Oder die Eltern der Dalton-Brüder.

Jetzt droht die nächste unheilvolle Verbindung: Die VAR-Challenge soll auf den Fußball losgelassen werden. Die Diskussion schwelte bereits einige Zeit vor sich hin. Infolge der vieldiskutierten Elfmeter-Fehlentscheidung beim 1:1 von Borussia Dortmund beim VfL Bochum ist sie neu entflammt. In Steffen Baumgart und Thomas Reis hat die "Coaches Challenge" auch schon zwei prominente Fürsprecher.

Leider. Denn es ist zu befürchten, dass sie am Ziel vorbeiführt. Und den Fußball sicher nicht besser oder gerechter macht. Sondern eher noch unansehnlicher.

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VAR-Challenge im Fußball? Der Sport ist doch so schön einfach

Der Fußball gilt doch gerade deshalb als beliebteste Sportart der Welt, weil er so schön simpel ist. 22 Männer oder Frauen bemühen sich 90 Minuten lang, den Ball im gegnerischen Tor unterzubringen oder zu verhindern, dass er im eigenen landet. Wer dabei jemanden umholzt, wird bestraft. So einfach ist das.

Außerdem: Was wäre der Fußball ohne Diskussionen, die nicht immer rational geführt werden, sondern auch mal die Emotionen hochkochen lassen. Natürlich nicht in dem beleidigenden oder gar bedrohenden Ausmaß, wie aktuell im Fall Sascha Stegemann leider offenbar vielfach geschehen.

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Steffen Baumgart  bringt Challenge-System ins Gespräch
News

VAR-Challenge in der Bundesliga? Steffen Baumgart ist dafür

In der NFL ist es Usus, dass ein Cheftrainer strittige Situationen anzweifeln und mit einer roten Flagge challengen kann. Nun sprachen sich auch die ersten Trainer der Bundesliga dafür aus.

  • 02.05.2023
  • 15:56 Uhr

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Challenge wäre wie VAR-Eingriff durch den Trainer

Ob die Challenge wirklich mehr Gerechtigkeit bringt, müsste sich erst zeigen. Die hat sich die Fußball-Welt vom VAR auch versprochen. Und wurde bitter enttäuscht. Längst würden viele Protagonisten und Beobachter dem Kölner Keller nur zu gerne den Internetzugang kappen.

Letztlich wäre eine Challenge nichts anderes als ein VAR-Eingriff – nur vom Trainer bemüht. Quasi VAR 2.0. Er hätte nur weitere Spielunterbrechungen zur Folge, die die Partie unnötig in die Länge ziehen und an den Nerven aller Beteiligten – Trainer, Spieler, Verantwortliche, Fans – nagen würden.

Eine garantierte Gerechtigkeit hätte am Ende auch eine Challenge des Trainers nicht, denn: Die Entscheider bleiben die gleichen, nämlich die Schiedsrichter, die fälschlicherweise selbst mit VAR den Strafstoß für den BVB nicht gegeben haben.

Challenge könnte von Trainern als taktisches Mittel missbraucht werden

Eine Challenge würde nur mehr Probleme bis hin zum möglichen Missbrauch bringen. Denn: Wer garantiert, dass Trainer die Challenge nicht einfach aus taktischen Gründen ziehen, obwohl sie eine Entscheidung des Schiedsrichters gar nicht wirklich anzweifeln? 

Beispielsweise dann, wenn die eigene Mannschaft in Spielphasen massiv unter Druck steht und eine Verschnaufpause benötigt. Oder dann, wenn der Trainer neue taktische Anweisungen auf einfachstem Weg überbringen will.

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Es gibt bessere Lösungen als die Challenge

Die Frage müsste doch eher lauten: Wie können solche Fehler wie beim kleinen Revierderby am Freitag bei den heutigen Voraussetzungen noch immer passieren? Ja, die Spiele sind deutlich schneller und intensiver geworden und stellen auch die Unparteiischen vor immer größere Herausforderungen.

Muss nicht also eher bei der Schiedsrichter-Ausbildung angesetzt werden? Vielleicht braucht es am Ende doch den Profi-Schiedsrichter, der von diesem Job leben kann und will. Oder zur Entlastung wird ein zweiter Referee hinzugenommen und jeder überwacht letztlich nur eine Spielfeldhälfte. Es gäbe viele Optionen abseits einer weiteren provozierten Spielunterbrechung.

Fußball ist kein "Coaches Game"

Dass Trainer wie Kölns Steffen Baumgart oder Thomas Reis von Schalke 04 eine Challenge befürworten würden, ist soweit nachvollziehbar, weil es ihnen eine zusätzliche Möglichkeit gibt, aktiv ins Spiel einzugreifen und damit das Gefühl, die Kontrolle zu haben.

Allerdings ist Fußball einfach kein sogenanntes "Coaches Game". Bei keinem anderen Mannschaftssport hat der Trainer während des Spiels so wenig objektiven Einfluss. Es gibt keine Auszeiten wie beim Basketball, vorher festgelegten Unterbrechungen wie die Two-Minute-Warning beim American Football, fliegenden Wechsel wie beim Eishockey.

Fußball ist einfach schnörkellos. Schlicht und einfach. Und das ist auch gut so. Deshalb: Challenge? Nein, danke.

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