FC Bayern hat den Ernst der Lage nicht erkannt - ein Kommentar
- Aktualisiert: 19.05.2023
- 14:50 Uhr
Beim enttäuschenden 1:1 gegen Köln ließ der FC Bayern München über weite Strecken fast alles vermissen, was ihn vor der WM-Pause auszeichnete. Das liegt offenbar auch an der fehlenden Einstellung. Ein Kommentar.
Von Martin Volkmar
Nein, an Serge Gnabry allein hat der Stotterstart des FC Bayern nach der WM-Pause nicht gelegen.
Der auf seinen sozialen Kanälen großflächig zur Schau gestellte Ausflug zur Fashion Week in Paris zwischen zwei Spielen in einer englischen Woche war zwar alles andere als professionell.
Dementsprechend deutlich dürfte die Ansage des schwer genervten Hasan Salihamidzic an den formschwachen Nationalspieler beim angekündigten Rapport werden.
So kann der FC Bayern München schon am Wochenende (33. Spieltag) Meister werden.
FC Bayern: Salihamidzic kritisiert fehlende Einstellung
Doch der FCB-Sportboss machte nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Köln auch klar, dass ihm die richtige Einstellung zum Job derzeit nicht nur bei Gnabry fehlt.
Auf die Nachfrage, ob nicht jeder begriffen habe, um was es in der Rückrunde gehe, antwortete er vielsagend: "Ja, das Gefühl habe ich."
Damit ist Salihamidzic nicht allein, denn die unerwarteten Punktverluste gegen Köln und Leipzig sorgen sichtbar für Frust und Sorgenfalten beim Rekordmeister.
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FC Bayern: Frühes Aus in der Champions League wird für Unruhe sorgen
Schließlich werden die kommenden Gegner nicht schwächer: Zunächst geht es gegen Verfolger Frankfurt, danach gegen die Überflieger aus Wolfsburg und Mitte Februar kommt es schließlich zum Kracher bei Paris St. Germain.
Ein erneutes frühes Ausscheiden in der Champions League dürfte mit Sicherheit für richtig Unruhe sorgen, doch angesichts der aktuellen Form fahren die Bayern als Außenseiter zum Pariser Star-Ensemble.
Momentan allerdings wirken Spieler und Trainer ratlos, wie schnellstmöglich der von Salihamidzic geforderte Turnaround geschafft werden soll.
FC Bayern lässt fast alles vermissen, was Ende 2022 gut war
Zu viel Sand ist im Getriebe der vor der WM so reibungslos laufenden Bayern-Maschine (10 Siege in Folge). Aktuell lässt das Team fast alles vermissen, was es Ende des vergangenen Jahres auszeichnete.
Die Abstimmung passt nicht, die Laufbereitschaft lässt zu wünschen übrig, die Torgefahr ist abhanden gekommen und offensichtlich stimmt eben auch die Einstellung nicht, wie neben Salihamidzic Ersatzkapitän Joshua Kimmich ebenfalls monierte.
FC Bayern trägt schwer am WM-Frust
Auch wenn es niemand zugeben will, so trägt der Rekordmeister offenbar schwer am WM-Frust. Sieben Spieler aus der Startelf gegen Köln schieden in der Vorrunde aus, zudem waren Matthijs de Ligt und Benjamin Pavard nur Bankdrücker.
Und der neue Keeper Yann Sommer kassierte im Achtelfinale sechs Gegentreffer. Einzig Dayot Upamecano überzeugte bei der Endrunde in Katar - und wirkt angesichts der Dauerbelastung nun überspielt.
Hinzu kommt die hausgemachte Unruhe durch Manuel Neuers Ski-Unfall und seine weitgehenden Folgen wie der Entlassung des langjährigen Torwarttrainers Toni Tapalovic kurz vor dem Spiel und der noch unklaren Nachfolgeregelung.
Hat Nagelsmann den Ernst der Lage erkannt?
Dass Nagelsmann dann die bessere, aber ohne Kimmichs Sonntagsschuss zum Ausgleich in der Schlussminute gleichfalls unbefriedigende zweite Halbzeit gegen Köln zur "Benchmark" erklärt, hinterlässt auch nicht unbedingt den Eindruck, als habe der Trainer den Ernst der Lage erkannt.
Womit er ja in guter Gesellschaft wäre.
Aktuell wirkt es tatsächlich so, als könne das Mantra der seit einem Jahrzehnt abgehängten Bundesliga-Konkurrenz 2023 aktuell werden: Dass die Bayern sich nur selbst schlagen können.