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FC Bayern München: Die wichtigsten Erkenntnisse der Vorbereitung in der Winterpause
- Aktualisiert: 16.01.2023
- 18:21 Uhr
- ran.de/Stefan Kumberger
Für den FC Bayern München geht eine intensive, aber in manchen Punkten holprige Vorbereitung auf den Bundesliga-Restart zu Ende. ran fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Winterpause zusammen und schlüsselt sie auf.
Von Stefan Kumberger
München - Eine verletzte Nummer 1, bei der WM gedemütigte DFB-Stars und frustrierte französische Vizeweltmeister – die Vorzeichen für einen erfolgreichen Bundesliga-Start nach der Winterpause könnten für den FC Bayern besser sein. Vor der Partie bei RB Leipzig (am Freitag ab 19 Uhr LIVE in SAT.1 und auf ran.de) kristallisieren sich besonders deutlich neue Wahrheiten und Erkenntnisse heraus.
Die Abhängigkeit von Manuel Neuer ist zu groß
Die Verletzung, die sich Bayerns Kapitän bei einer Skitour zugezogen hat, hat es deutlich gezeigt: Der Rekordmeister steht auf der Torhüterposition im Notfall fast blank da.
Die Erfahrung, die Loyalität und der Teamgeist von Sven Ulreich können nicht darüber hinwegtäuschen: Mit ihm würden die Bayern-Verantwortlichen nur mit Bauchschmerzen in ein Champions-League-Achtelfinale gegen Paris St. Germain gehen. Zwar vertraut man dem 34-Jährigen, doch ist auch klar, dass Ulreich kein Torhüter ist, der regelmäßig "unhaltbare Bälle" hält.
Auch wenn er – Stand jetzt – die wahrscheinlichste Lösung als Neuer-Ersatz ist, säße mit Johannes Schenk ein gerade mal 20-Jähriger auf der Bank. Julian Nagelsmanns Sorgen vor einer Verletzung von Ulreich bestehen also zurecht.
Zeit für die Bayern, jetzt – spätestens aber im Sommer – einen wettbewerbsfähigen Torwart zu verpflichten, der Manuel Neuer ernsthaft herausfordern kann. Auch wenn das dem 36-Jährigen, der im Verein über eine starke Lobby verfügt, nicht schmecken dürfte.
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Die Bayern haben ein Abwehrproblem
Schon in der letzten Saison von Hansi Flick als Bayern-Trainer deutete es sich an: Die Zeiten, in den der FC Bayern in einer Saison nicht einmal 20 Gegentore kassierte, sind vorbei. Zwar konnte Nagelsmann den Negativtrend grundsätzlich stoppen, doch in den kommenden Wochen wird es für seine Defensive brenzlig.
Dayot Upamecano wirkte gegen Salzburg nicht sattelfest, Alphonso Davies machte im Testspiel einen konfusen Eindruck, Benjamin Pavard sucht ebenfalls seine Form und sorgt mit seinen laut ausgesprochenen Wechselgedanken für Unruhe. Ein Einsatz von Lucas Hernandez ist nach dessen Kreuzbandriss noch lange nicht in Sicht und Josip Stanisic empfahl sich mit einer blassen Vorstellung im Test auch nicht für höhere Aufgaben.
Ein Lichtblick bleibt: Matthijs de Ligt kehrt gegen Leipzig zurück. Der Niederländer hat seine "Wehwehchen" (Zitat von Sportvorstand Hasan Salihamidzic) auskuriert. Ob das reicht?
Brazzo kann Winter-Transfers
Die Defensivproblematik könnte sich außerdem auch durch einen anderen Niederländer entspannen: Daley Blind. Der 32-Jährige brachte gegen Salzburg ein wenig Ruhe in das Jugendspieler-Rudel und machte auch im Trainingslager in Katar eine gute Figur.
Salihamidzic lobte bei "Sport1" überschwänglich: "Daley hat trainiert, als würde er schon jahrelang bei uns sein." Durch seine Variabilität könnte Blind verschiedene Defensiv-Löcher stopfen und ist zudem nicht als Quertreiber bekannt, der bei fehlenden Einsätzen Probleme macht.
Salihamidzic hat damit bewiesen: Er kann auch im Winter für gute Transfers sorgen. Bislang waren Verpflichtungen und Panikkäufe eher nicht die Sache der Bayern. Im Hinterkopf haben viele Fans immer noch Fehlgriffe wie Serdar Tasci im Jahr 2016 (allerdings unter Federführung von Matthias Sammer) oder Alvaro Odriozola 2020.
Letzterer sorgte sogar für Verstimmungen zwischen Salihamidzic und dem damaligen Trainer Flick. Der wollte den spanischen Außenverteidiger nämlich gar nicht.
Diese Zeiten scheinen vorbei, denn auch Nagelsmann steht vollkommen hinter dem Blind-Transfer.
Thomas Müller ist nicht mehr unantastbar
Ja, Thomas Müller wurde schon oft abgeschrieben und hat seine teaminterne Konkurrenz dann doch immer wieder erfolgreich überflügelt. James Rodriguez und Philippe Coutinho können davon ein Lied singen.
Doch in dieser Rückrunde könnte es anders kommen. Jamal Musiala ist DER bayerische Hoffnungsträger und seit Wochen in bestechender Form. Selbst die enttäuschende WM konnte der Form des 19-Jährigen nicht nachhaltig schaden.
Dass Müller, der von sich selbst sagt, dass "alles was Richtung Zentrum geht" sein "Zuhause" sei, also in der Mitte zum Einsatz kommen wird, ist fraglich. Denn auch in der Sturmspitze wird es für Müller eng.
Zum einen steht die Rückkehr von Eric-Maxim Choupo-Moting bevor, der als etatmäßiger Stoßstürmer für diese Aufgabe fest eingeplant ist. Zum anderen bekleckerte sich Müller auf eben jener Neuner-Position gegen Salzburg nicht gerade mit Ruhm. Nicht umsonst forderte Rekordnationalspieler Lothar Matthäus zuletzt im "Kicker", man solle Müller dort spielen lassen, "wo er seine Stärken" habe – hinter der Spitze.
Auch wenn der 34-Jährige selbst die Diskussion noch gelassen sieht ("Insgesamt ist es so, dass man weniger am Ball ist, aber daran muss man sich gewöhnen, aber damit komme ich schon zurecht"), könnte ihm schon bald die Bank drohen.
Nagelsmann verkündete zuletzt: "Thomas hatte die Phase, wo er viel verletzt war. Da ist es ganz normal, dass es da Duelle gibt, dass er sich rankämpfen muss und dass man versucht, seine Position zu finden. Die Konkurrenz belebt das Geschäft." Eine Einsatzgarantie für Müller klingt jedenfalls anders…
Der Unterbau ist da
Die Nachwuchsarbeit des FC Bayern wird ja gerne belächelt, doch aktuell sorgen viele junge Spieler für Aufsehen. Höhepunkt: Der Wirbelwind-Auftritt von Tarek Buchmann, Lovro Zvonarek, Arijon Ibrahimovic, Yusuf Kabadayi, Johannes Schenk, Mathys Tel und Paul Wanner gegen Salzburg.
Gerade Tel – zugegebenermaßen kein Eigengewächs aus dem "FC Bayern Campus" – machte vielen Bayern-Fans Lust auf mehr. Und auch Nagelsmann lobte hinterher: "Sie haben es alle sehr gut gemacht." Die Youngster hätten "viel Energie" ins Spiel gebracht.