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FC Bayern München: Sadio Mane - Vom Königstransfer zum Underdog
- Aktualisiert: 05.07.2023
- 11:30 Uhr
- ran.de
Sadio Manes erste Saison beim FC Bayern München verlief enttäuschend. Der Senegalese wird bereits mit Ronaldo-Klub Al Nassr in Verbindung gebracht - doch Mane will um seine Zukunft beim deutschen Rekordmeister kämpfen. ran erklärt, was für und gegen den Superstar spricht.
Von Tim Brack
Thomas Tuchel dürfte über einiges verwundert gewesen sein, als der Trainer Ende März den FC Bayern München übernahm. Er fand einen taumelnden Riesen vor mit rätselhaften Symptomen. Doch die größte Überraschung war wohl Sadio Mane.
Ausnahmsweise war nicht Urgestein Thomas Müller der beste Indikator für die Schwingungen an der Säbener Straße, sondern der vermeintliche Königstransfer des Sommers. Die bayerische Schaffenskrise manifestierte sich in Mane.
Mane haften Fragezeichen an
Tuchel kannte den Flügelstürmer bislang nur als Gegner aus der Premier League. Beim FC Liverpool war Mane jahrelang Teil des Angriffs-Dreizacks mit Mo Salah und Roberto Firmino.
Gefürchtet. Erbarmungslos. Treffsicher.
Und nun beim FC Bayern? Versprangen dem 31-Jährigen reihenweise Bälle, das Abseits wurde sein bester Freund (20 Mal pfiffen ihn Schiedsrichter in der Saison zurück, auf Platz zwei der internen Wertung folgt Eric Maxim Choupo-Moting mit 11 Abseitsstellungen).
Die Fragezeichen, die Mane nicht nur bei Tuchel hinterlassen hat, haften ihm weiter an. Hat der senegalesische Nationalspieler eine Zukunft beim FC Bayern?
Was denken Hoeneß und Rummenigge über Mane?
Gegen einen Verbleib spricht, dass Mane neben seiner Form auch einen mächtigen Fürsprecher beim FC Bayern verloren hat. Hasan Salihamidzic, der ihn vergangenen Sommer nach München lotste, ist nicht mehr Sportvorstand.
Wie Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, die sich nach dem Umbruch auf der Führungsebene in einer Kommission um Transfers kümmern, über Mane denken, wird entscheidend sein.
In den Überlegungen der beiden hat die Suche nach einem echten Mittelstürmer Priorität, Harry Kane heißt der erklärte Wunschspieler.
Mane kann theoretisch auch auf dieser Position spielen, seine Stärken liegen aber eindeutig auf dem Flügel. Ein Stoßstürmer von Weltformat, wie die Bayern ihn sich wünschen, ist er auf gar keinen Fall.
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Sadio Mane: Einst gefürchtet, nun ein Problem für Bayern
Während das Angriffszentrum relativ verwaist ist, stehen sich auf den Außenbahnen die Techniker auf ihren feinen Füßen. Leroy Sane, Serge Gnabry und Kingsley Coman streiten sich mit Mane um zwei Positionen. Das dürfte ein Spieler zu viel sein, um in die neue Saison zu gehen.
Die Vielfalt von Hochgeschwindigkeitsdribblern hatte die Konkurrenz kürzlich noch zittern lassen, der damalige Leipzig-Trainer Domenico Tedesco hatte zu Beginn der vergangenen Saison "von überall" Pfeile kommen sehen.
Auch Mane war einer dieser bedrohlichen Pfeile, doch eine Verletzung warf ihn merklich zurück. Vor seiner Entzündung im Wadenbeinköpfchen hatte er sechs Treffer in der Bundesliga erzielt. Es folgten dreieinhalb Monate Pause und er verpasste die Weltmeisterschaft. Danach schoss er nur noch ein Tor in der Liga.
Disput mit Sane ist Manes größter Makel
Sein Tiefpunkt war aber keiner auf dem Platz, sondern in der Kabine. Nach dem Viertelfinal-Hinspiel in der Champions League gegen Manchester City im April geriet er mit Leroy Sane aneinander und schlug seinem Mitspieler ins Gesicht.
Er zeigte sich reumütig, der Klub suspendierte ihn. Trainer Tuchel nahm ihn in die Pflicht, stand ihm aber auch bei.
Der Coach war in der Folge sichtlich darum bemüht, seinem Sorgenkind die Anspannung zu nehmen – auch mit ungewöhnlichen Mitteln. Bei einem öffentlichen Training im Mai zog er ihm im Spaß die Hose runter.
Gegen seine Rivalen hat Mane kaum Argumente
Doch all die Worte und Taten fruchteten nicht. Nun zieht Mane zwar mit einem erhabenen Lebenslauf in den Konkurrenzkampf mit Sane, Gnabry und Coman, doch sein Arsenal hat er in seiner Bayern-Zeit nicht gerade gefüllt.
Seine Rivalen sind allesamt jünger, Sane und Gnabry sind deutsche Nationalspieler, was vor allem in den Gedanken von Hoeneß ein großer Pluspunkt ist.
Coman ist der leistungsstärkste des Quartetts, allerdings häufig verletzt.
Mane bald an der Seite von Ronaldo?
Längst ranken sich Gerüchte um einen Abschied von Mane. Vor allem aus Saudi-Arabien sollen Lockrufe ertönen. Cristiano Ronaldos Arbeitgeber Al-Nassr soll sogar schon mit Manes Management verhandelt haben.
Gegen das Geraune sprechen Aussagen von Manes Agent Bakary Cisse, der nichts von einem Angebot aus der Wüste gehört haben will. "Was sicher ist, ist, dass er bei Bayern bleibt. Er hat für drei Jahre unterschrieben. Stand jetzt bleibt er bei Bayern", sagte der Berater.
Und auch Mane selbst sagte dem senegalesischen Sender "2sTV" vergangenen Woche auf eine Frage nach seiner Zukunft: "Ja, so Gott will. Wenn alles gut geht, werde ich zu Bayern zurückkehren."
Der Angreifer sprach zwar von einer "komplizierten Saison", gibt sich aber kämpferisch, passend zu seinem Charakter, der bis zu seinem Disput mit Sane als tadellos galt. "Ich liebe Herausforderungen - und Bayern ist eine große Herausforderung. Jetzt liegt es an mir, alles zu geben und die Herausforderung zu bestehen."
Womöglich überrascht Mane seinen Trainer Thomas Tuchel noch einmal – diesmal positiv. Doch er kehrt nicht als Königstransfer an die Säbener Straße zurück, sondern als Underdog.