Normalerweise startet man als 19-Jähriger etwas ruhiger in die Profikarriere. Ein Kurzeinsatz hier, ein Kurzeinsatz dort – mehr ist es für viele Talente oft monatelang nicht.
Bei Aleksandar Pavlovic liegen die Dinge derzeit aber anders. Nach seinem 13-minütigen Debüt gegen Darmstadt, bei dem ihm sogar fast ein Treffer gelang, durfte bzw. musste der Youngster am Samstagabend gleich nach einer knappen Stunde auf den Platz.
In Dortmund. Im Topspiel. Vor über 80.000 Zuschauern.
Doch Pavlovic war nicht nervös – zumindest war davon nichts spüren. Er ging keinem Zweikampf aus dem Weg, lieferte eine perfekte Passquote von 100 Prozent ab und legte Kanes Treffer zum 4:0 vor.
Für den 19-Jährigen war es eine Woche, in der er den Lohn für jahrelange harte Arbeit erntet. Als gebürtiger Münchner wechselte er bereits in der U8, also der F-Jugend, zum FC Bayern.
Jetzt also innerhalb von sechs Tagen das Bundesliga-Debüt und die erste Bundesliga-Vorlage – in den Tagen dazwischen gab es mal eben einen Profivertrag.
Goretzka lobt Pavlovic
Wer weiß, wie es in einem der namhaftesten Leistungszentren Deutschlands zugeht, kann sich vorstellen, dass Pavlovic früh lernen musste, auf Dinge zu verzichten, die Teenager normalerweise machen. Demut zeichnet ihn aus.
"Es macht Spaß, zu sehen, wie er alles aufsaugt. Er ist extrem bodenständig. Er ist heute super reingekommen und man hat gar nichts von Nervosität gespürt", sagte deswegen Leon Goretzka direkt nach der Partie beim BVB.
Diese Zurückhaltung legt Pavlovic weiterhin nicht ab. Interviews sind derzeit tabu, nur in der Pressemitteilung des FC Bayern zu seiner Vertragsunterschrift ließ er sich folgendermaßen zitieren: "Davon habe ich geträumt, seit ich klein war. Vielen Dank an alle, die mich am FC Bayern Campus unterstützt haben. Ich möchte in jedem Training dazulernen und werde weiter hart an mir arbeiten."
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Arbeit am FC Bayern Campus trägt Früchte
Pavlovic verkörpert all das, wovon der FC Bayern träumt: Ein waschechter Bayer, der es an die Spitze schafft. Und er ist mit Frans Krätzig der Beweis, dass die Arbeit am FC Bayern Campus endlich Früchte trägt.
Zu lange war der Output zu gering. Auf die nächsten Müllers, Schweinsteigers und Lahms mussten die Bayern-Fans zu lange warten. Schließlich hatte Klub-Patron Uli Hoeneß 2017 noch getönt, die Eröffnung des neuen Nachwuchsleistungszentrums sei auch eine Reaktion auf den damaligen Rekord-Transfer von Neymar, der damals für 222 Millionen Euro vom FC Barcelona nach Paris gewechselt war.
Mögen die anderen gerne horrende Summen ausgeben, wir wollen einen anderen, einen besseren Weg gehen – so das Motto der Bayern-Spitze.
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Müller macht Youngster großes Kompliment
"Unsere Fans träumen davon, dass solche Geschichten Realität werden, und uns im Klub geht es genauso. Auch sein Weg soll Vorbild sein für unsere Talente: Ihr könnt es über den Campus bis nach oben schaffen!", sagte deswegen Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen nach der Beförderung für Pavlovic.
Deutlich aussagekräftiger als solche stets freundlichen Zitate auf der Vereins-Homepage sind allerdings Worte vom neuen Ziehvater der bayerischen Jungspunde: Thomas Müller.
"Er ist ein super Junge. Ich mag seine Spielweise und wir verstehen uns auch gut", sagte der Ur-Bayern am Samstag über Pavlovic und fügte an: Ich spiele immer gerne mit ihm zusammen. Da weiß ich, dass offensiv was geht. Er kann arbeiten und er hat immer den Blick nach oben. Er spielt Fußball so wie ich es kenne. Er hat einen guten Touch, lässt sich nicht unterkriegen und hat – wie man heute gesehen hat – Mumm in den Knochen."
Ein Ritterschlag vom Ober-Bayern!
Schlechte Personalsituation hilft Pavlovic
Doch – auch das gehört zur Wahrheit – Pavlovic wäre wohl nicht schon jetzt in den Profikader gehoben worden, wenn der Kader so bestückt wäre, wie es sich Thomas Tuchel wünscht.
Der Trainer nahm den Jungspund zwar mit auf die Asien-Reise im Sommer, anschließend stand der Youngster aber lange eher am Rande. Vor allem die prekäre Personalsituation zwang Tuchel jetzt dazu, Pavlovic über 30 Minuten gegen Dortmund spielen zu lassen.
Denn normalerweise starten Profikarrieren nicht auf diese Weise.