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Bundesliga

Florian Kohfeldt und Max Kruse in Wolfsburg: Drohkulisse ab dem ersten Spiel

  • Aktualisiert: 04.02.2022
  • 22:48 Uhr
  • ran.de
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© imago images/regios24

Wolfsburg steckt unter Trainer Florian Kohfeldt in einer tiefen Krise, der Abstieg droht. Zugang Max Kruse muss sofort funktionieren - und seinem alten Wegbegleiter Kohfeldt vielleicht sogar den Job retten.

München/Wolfsburg – Würden die Fußballprofis ihre Vereine per Dating-App finden, Max Kruse wäre wohl nie wieder beim VfL Wolfsburg gelandet. In einer glattgebügelten Fußballwelt steht Kruse für etwas Rebellisches, er ist unangepasst, raucht in der Freizeit gerne Wasserpfeife, macht seiner Freundin im Fernsehen einen Heiratsantrag und spielt Poker.

Der Dating-Algorithmus hätte ihn höchstwahrscheinlich einem Klub wie dem FC St. Pauli zugelost oder eben dem 1. FC Union Berlin, den Kruse jüngst verlassen hat.

Am wenigsten verdächtig wäre der VfL Wolfsburg als Partner gewesen. Der ist in etwa so rebellisch wie ein 80-jähriger CDU-Wähler. Trotzdem zieht es den Angreifer nach der Saison 2015/16 wieder nach Niedersachsen, weil der VfL der einzige Verein sei, "wo ich meine Arbeit noch nicht abgeschlossen habe", wie Kruse sagte.

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Kruse will seinem neuen, alten Trainer helfen

Bei der Partnerwahl dürften nicht nur Kruses Perfektionismus und seine Liebe zu Autos eine Rolle gespielt haben, sondern auch ein finanzieller Aspekt – was in Beziehungen durchaus seine Berechtigung haben kann. Jedenfalls schickte Union-Trainer Urs Fischer in seiner gewohnt nüchternen Art Kruse noch die Abschiedsworte hinterher, er könne dessen Entscheidung für den VfL angesichts des "tollen Angebots dann auch irgendwo ein bisschen nachvollziehen".

Was verbrieft eine immense Rolle beim Wechsel für geschätzte fünf Millionen Euro spielte: Kruses Beziehung zu VfL-Trainer Florian Kohfeldt. Die beiden kennen sich aus Werder-Tagen, Kohfeldt war der Regisseur an der Seitenlinie, Kruse sein Hauptdarsteller.

"Ich glaube, ich und Flo haben eine sehr gute Zusammenarbeit gehabt damals in Bremen", sagte Kruse: "Wir kennen uns jetzt schon länger, schätzen uns. Jeder weiß, was er an dem anderen hat. Von daher war es für mich ein ausschlaggebender Punkt zu sagen, ich möchte das noch mal machen, weil ich gerne Flo und dem VfL helfen will, zu alter Stärke zurückzufinden."

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Muss Kruse Kohfeldt den Job retten?

VfL-Geschäftsführer Jörg Schmadtke baute vor der anstehenden Partie gegen Greuther Fürth eine Drohkulisse auf: "Dass dieses Spiel einen Endspiel-Charakter hat, will ich überhaupt nicht verhehlen. Dieses Spiel wird maßgeblich Einfluss nehmen auf den Rest der Saison." Muss Kruse seinem neuen, alten Chef also gleich den Job retten?

Sein Aufgabengebiet ist klar: Kruse soll dem zahnlosen VfL-Angriff ein paar Reißzähne verpassen. Zusammen mit dem Aufsteiger aus Fürth stellt Wolfsburg mit 17 Toren die schlechteste Offensive der Bundesliga.

Die Harmlosigkeit hat sich auch seit dem Antritt von Kohfeldt nicht gebessert - im Gegenteil. Unter Vorgänger Mark van Bommel gelangen schon nur neun Tore in neun Spielen. Unter Kohfeldt verminderte sich die Quote auf acht Treffer in elf Partien. Dass seine Ideen außerhalb Bremens funktionieren, muss Kohfeldt erst noch nachweisen.

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Florian Kohfeldt setzt auf Neuzugang Max Kruse
News

Wolfsburg: Kohfeldt setzt in seinem "Endspiel" auf Kruse

Trainer Florian Kohfeldt (39) vom kriselnden VfL Wolfsburg setzt in seinem "Endspiel" gegen die SpVgg Greuther Fürth auf Neuzugang Max Kruse (33).

  • 04.02.2022
  • 14:35 Uhr

Kruse soll in Wolfsburg den Trend umkehren

Es hilft also, dass in Kruse ein bisschen Bremen nach Wolfsburg kommt. Bei Werder war er der Katalysator des Offensivspiels, fast jeder Angriff nahm seinen Ursprung in Kruses feinem linken Fuß. In 61 Spielen unter Kohfeldt war der Stürmer an 44 Treffern beteiligt (19 Tore, 25 Vorlagen).

Der 33-Jährige ist kein klassischer Vollstrecker, in Bremen kam er oft aus der Tiefe, spielte auch die Pässe, die selten Einzug in Statistiken erhalten, den vorletzten, vorvorletzten und vorvorvorletzten vor einem Tor. Mit Kruses Abschied 2019 ging es für Werder (und Kohfeldt) gefühlt bergab, was zwar nicht der ganzen Wahrheit entspricht, aber vermutlich der halben.

In Wolfsburg soll Kruse nun den Trend umkehren - auch mit seiner Führungsqualität.

Hierarchisch sei Kruse ein extrem gestandener Bundesligaspieler mit extrem viel Erfahrung, der eine wahnsinnig gute Eigenschaft mitbringe, "nämlich dass er sehr stressresistent ist, dass er ganz sicher auch am Sonntag, wenn kein Training, sondern Spiel ist, den Ball haben will, Fußball spielen möchte, der organisiert, der spricht. Und dementsprechend wird er natürlich auch in der Hierarchie bei uns ziemlich weit oben eingeordnet", sagte Kohfeldt bei "Sky".

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Umbauarbeiten am VfL-Kader

Ihre gemeinsame Erfahrung eines funktionierenden Offensivspiels müssen Kohfeldt und Kruse schnell weitervermitteln. Denn im VW-Land haben sie ihren Angriff umgebaut wie einen altersmüden Golf. Stoßstürmer Wout Weghorst ist für 14 Millionen Euro zum FC Burnley abgewandert, dafür ist der 22-jährige Däne Jonas Wind vom FC Kopenhagen gekommen. Auch Admir Mehmedi und Daniel Ginczek sind weg.

In Dodi Lukebakio, Luca Waldschmidt, Renato Steffen, Maximilian Philipp und dem derzeit noch am Knöchel verletzten Lukas Nmecha stehen Kohfeldt theoretisch aber genug Offensivkräfte zur Verfügung, um einen schlagkräftigen Angriff rund um Kruse zu formen.

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Ewige Rivalen im Tischtennis

Dass der Zugang aufgrund der gemeinsamen Vergangenheit eine Sonderbehandlung erfahren könnte, schloss Kohfeldt aber aus. "Es gibt von meiner Seite keine Bevorzugung, das wissen alle", sagte der VfL-Trainer: "Und im Übrigen ist Max auch nicht der Typ, der in einer Kabine als Trainerliebling sozusagen bekannt ist. Der hat schon seine eigene Meinung und das ist gut so. Und die äußert er gegenüber allen, auch gegenüber mir."

Und wenn die beiden sich bekanntermaßen in etwas uneinig waren während ihrer Zeit in Bremen, dann darin, wer der bessere Tischtennisspieler ist. Aber die Klärung dieser Frage steht natürlich hinter den Wolfsburger Problemen an.

Tim Brack

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