Historische Krise in Stuttgart: "Es ist hart"
- Aktualisiert: 23.02.2014
- 10:54 Uhr
- SID
Der VfB Stuttgart befindet sich nach der siebten Niederlage in Folge im freien Fall. Obwohl die Schwaben sich in akuter Abstigesgefahr befinden, wird Trainer Thomas Schneider nicht hinterfragt. Aber wie lange noch?
Stuttgart - Sportvorstand Fredi Bobic fand es "katastrophal", Trainer Thomas Schneider zweifelte am Sehvermögen von Robert Hartmann. Begünstigt von zwei umstrittene Entscheidungen des Schiedsrichters hat sich der Absturz beim VfB Stuttgart mit dem 1:2 (1:1) gegen Hertha BSC fortgesetzt. Die zweite Bundesliga-Abstieg der Vereinsgeschichte wird mehr und mehr zu einem realen Szenario. "Ich weiß nicht, warum der DFB so einen unerfahrenen Mann hierher schickt", echauffierte sich Bobic.
Hartmann hatte in den Schlussminuten erst ein klares Foul an Stuttgarts Timo Werner nicht geahndet und dann aber im Gegenzug ein vermeintliches Vergehen an Herthas Sebastian Langkamp gepfiffen.
Freistoß. Flanke. Kopfballtor von Sandro Wagner (88.). Die siebte VfB-Niederlage in Folge stand fest - Vereinsnegativrekord aus der Saison 1986/87 eingestellt. "Das waren zwei katastrophale Fehlentscheidungen. Er steht beim Foul an Werner fünf Meter daneben", schimpfte Bobic weiter. Schneider zeigte sich fassungslos: "Das kann man nicht übersehen. Das sind die Momente, die ein Spiel entscheiden".
Irgendwie wussten die Schwaben aber auch, dass ihre erhitzten Gemüter die verlorenen Punkte nicht zurückbringen werden. Nur die bessere Tordifferenz trennt den VfB noch vom Relegationsplatz, auf dem der Hamburger SV rangiert, die Situation ist so dramatisch wie seit vielen Jahren nicht.
"Es ist hart, wir brauchen die Trendwende"
1976 hatten die Stuttgarter zum bislang einzigen Mal den Gang in die Zweitklassigkeit antreten müssen. "Wir können auf den Schiri einhacken", sagte Bobic, "aber es bringt ja nichts. Es ist hart, wir brauchen die Trendwende".
Diese Wende wollen sie unbedingt mit Thomas Schneider hinbekommen. Der 41-Jährige erhielt von Bobic zum wiederholten Mal schon "Rückendeckung und Unterstützung", und betonte auch selbst: "Es ist alles okay". Schneider waren am Samstag auch keinen großen Vorwürfe zu machen. Sein Team hatte sich nach anfänglicher Verunsicherung gegen Ende der ersten Hälfte gefangen und von da an ein leidenschaftliches und engagiertes Spiel gezeigt. Das honorierten auch die Fans.
Bedröppelt und mit tief gesenktem Kopf waren die Spieler nach dem Abpfiff in die Cannstatter Kurve geschlichen, dort wo der harte Kern des VfB-Anhangs steht. Empfangen wurden sie nicht etwa mit gellenden Pfiffen, sondern mit Zuspruch und aufmunterndem Applaus. "Die Mannschaft hat gezeigt, dass sie lebt, sie hat alles reingeschmissen", sagte Schneider.
Einsatz stimmt
Dass es wieder einmal nicht reichte, war jedoch nicht allein an Hartmanns Entscheidungen festzumachen, sondern auch an Fehlern wie von Arthur Boka vor dem 0:1 von Lewan Kobiaschwilli (5.). Immerhin wehrte sich Schneiders Elf diesmal gegen das drohende Unheil, anders als beim 1:4 in Hoffenheim und gegen Augsburg, und Boka (45.) nährte zwischenzeitlich auch die Hoffnung auf einen Erfolg.
Aus dem Einsatzwillen zieht der fünfmalige Meister nun auch die Zuversicht für die Schlüsselspiele gegen unmittelbare Konkurrenten. "Ich bin absolut überzeugt, dass wir unsere Punkte einfahren, wenn wir beharrlich daran arbeiten", sagte Schneider. "Wir werden auf jeden Fall aufstehen", versicherte Cacau, und Georg Niedermeier unterstrich: "Wir reißen uns den Arsch auf. Genau so muss das in den nächsten Wochen weitergehen".
Die Hertha hat dagegen gerade in der Fremde derzeit das Glück gepachtet. In Stuttgart gelang der fünfte Sieg in den letzten sechs Auswärtsspielen. "Es ist beeindruckend wie erfolgreich wir sind", sagte Trainer Jos Luhukay dazu. Auch dass Wagner kurz nach seinem Siegtreffer mit Gelb-Rot vom Platz musste, registrierten die Berliner schulterzuckend. "Sandro hat das Siegtor geschossen, alles andere ist egal", meinte Mittelfeldspieler Tolga Cigerci.