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HSV: Die Selbstzerfleischung geht unbeirrt weiter

  • Aktualisiert: 21.09.2013
  • 21:43 Uhr
  • SID
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© getty

Nach der Pleite im Nordderby gegen Bremen steht in Hamburg die Trainersuche im Fokus. Ein Kandidat sagt ab. Sportdirektor Kreuzer attackiert Unternehmer Kühne scharf.

Hamburg - Oliver Kreuzer hatte nach dem 99. Bundesliga-Nordderby einen mächtig dicken Hals. Als Kapitän Rafael van der Vaart und Nationaltorhüter Rene Adler schon lange wortlos in der Kabine verschwunden waren, redete der Sportdirektor des Hamburger SV Klartext. "Wir stehen extrem schlecht da", wetterte Kreuzer nach dem 0:2 (0:1) gegen Werder Bremen. Nationalspieler Heiko Westermann wurde noch deutlicher: "Jetzt geht es gegen den Abstieg, ich sage das schon seit ein paar Tagen. Es geht um die Existenz."

Der HSV steckt mit nur vier Punkten nach sechs Liga-Spielen in einer tiefen Krise. Der einzige Lichtblick: Immerhin naht in der Trainerfrage eine Lösung. Doch auch die offenbar positiv verlaufenden Gespräche mit dem früheren niederländischen Nationaltrainer Bert van Marwijk konnten Kreuzer nach dem Spiel nicht so schnell besänftigen. Sein Blick verriet, was er vor allem in der ersten Hälfte gesehen hatte: Den Auftritt eines Abstiegskandidaten.

"In der ersten Bundesliga braucht man Laufbereitschaft, Zweikampfverhalten und Aggressivität. In der Beziehung war es über weite Teile viel zu wenig. Wir haben 60 Minuten sehr schlecht gespielt, in der Offensive kaum stattgefunden und es biederen Bremern leicht gemacht", legte der 47-Jährige nach.

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HSV mit Werders Pressing überfordert

Der HSV war mit dem frühen Pressing von Werder überfordert, der erhoffte "Cardoso-Effekt" verpuffte vollends und der Gast, der zuvor dreimal in Folge sieglos gewesen war, ging verdient durch Nils Petersen in Führung (32.). Nach der Entlassung von Thorsten Fink am Dienstag hatte ganz Hamburg gehofft, dass U23-Trainer Rodolfo Esteban Cardoso dem Team wie 2011 neues Leben einhauchen kann. Vergebens.

Am Ende einer stärkeren zweiten HSV-Halbzeit vor 53.290 Zuschauern machte Petersen mit seinem Heber über den vorgeeilten Adler die Niederlage der "Rothosen" perfekt (90.+4). Zu allem Überfluss erlitt Tomas Rincon einen Kieferbruch und wurde noch am Samstagabend operiert. Der Venezolaner wird mehrere Wochen ausfallen.

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Kreuzer: Kühne-Aussagen "eine Posse"

Umso dringender ist die schnelle Besetzung des vakanten Postens auf der Trainerbank. Dabei kristallisiert sich immer mehr van Marwijk (61) als Topkandidat heraus, aber auch der Schweizer Christian Gross (59, zuletzt Young Boys Bern) ist anscheinend noch im Rennen. Die Bremer Ikone Thomas Schaaf winkte am Wochenende dankend ab. "Van Marwijk ist einer der Kandidaten, wir werden aber auch noch mit anderen Trainern sprechen und dann hoffentlich Mitte der kommenden Woche einen neuen Mann präsentieren können", sagte Kreuzer.

Dabei will er sich die nötige Ruhe und Zeit für eine gute Entscheidung nehmen - und der ewigen Kritik von Investor Klaus-Michael Kühne kein Gehör schenken. "Wenn ein älterer Herr von Mallorca mir was über die Bundesliga erzählen will, dann ist das eine Posse. Das ist an Peinlichkeit nicht zu überbieten, zumal er mich nicht kennt", sagte der HSV-Sportdirektor, der von seiner Mannschaft nun im DFB-Pokal am Dienstag gegen Zweitliga-Spitzenreiter SpVgg Greuther Fürth eine Reaktion sehen will. Es soll das vorerst letzte Spiel sein, bei dem Cardoso auf der Bank Platz nimmt.

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Dutt spürt Werders Gier schon im Hotel

Während Kreuzer wohl die schwierigsten Tage in seiner jungen Manager-Karriere durchlebt, darf Thomas Eichin erst einmal durchpusten. Werders sportlicher Leiter hatte sich in der vergangenen Woche mit deutlichen Aussagen gegen die "Weltuntergangsstimmung" im Umfeld gewehrt. Die Leistung der Mannschaft von Trainer Robin Dutt bestätigte die positive Tendenz, die Eichin schon im Training verspürt hatte.

"Wir haben uns von der Unruhe im Umfeld nicht verrückt machen lassen und waren eine verschworene Einheit", sagte der 46-Jährige. "Die Jungs hatten eine gewisse Gier, die man schon im Hotel gespürt hat", fügte Dutt hinzu: "In der zweiten Halbzeit hatten wir die nötige Mentalität, die man in einem Derby auf dem Platz braucht."