Lotto King Karl: "Bei uns war Felix noch zahm"
- Aktualisiert: 31.10.2013
- 19:12 Uhr
- ran.de / Dominik Hechler
Er ist eine Kultfigur. Nicht nur in Hamburg. Gestatten, Lotto King Karl. Der 46-jährige Musiker, Moderator und Stadionsprecher des Hamburger SV trägt den HSV schon von klein auf im Herzen. Im ersten Teil des exklusiven Interviews mit ran.de spricht er über seine Liebe zum Verein, den Trainerwechsel von Thorsten Fink zu Bert van Marwijk und Felix Magath. Am Freitag gibt's dann den zweiten Teil des Interviews. Dann erklärt Lotto King Karl unter anderem seine Meinung zur 50+1-Regel.
Lotto King Karl, Sie sind beim Hamburger SV eine absolute Kultfigur. Bei jedem Heimspiel geben Sie den Stadionsprecher und singen vor der HSV-Fankurve die Hymne "Hamburg, meine Perle". Singt es sich in diesen Tagen wieder etwas leichter?
Lotto King Karl: Ja natürlich. Denn ich bin ja vor allem auch Fan und da wird man am Kiosk um die Ecke auch nicht so schief angeschaut, wie wenn es beim HSV mal nicht so gut läuft. Ich bin doch total froh, wenn es meinem Verein gut geht. Denn wenn es schlecht, schwer und aussichtslos aussieht, dann drückt das schon enorm auf mein gesamtes Wohlbefinden.
Der HSV hat turbulente Wochen hinter sich. Eine Trainerentlassung und einige herbe Pleiten inklusive. Wie fühlt man sich als glühender Fan und Stadionsprecher, wenn man alle zwei Wochen nur die Torschützen des Gegners durchsagen muss?
Lotto King Karl: (lacht) Naja, dass mache ja nicht ich vom Spielfeldrand aus, sondern unser Sprecher aus der Kabine oben im Stadion. Tatsache ist aber, dass man es auch mal umgekehrt sehen kann: Ich habe nämlich kaum etwas zu tun, weil die Jungs keine Tore schießen, die ich ansagen könnte. Und wir arbeiten wirklich gerne. Also: Die Spieler können uns so viel zu tun geben wie nur möglich.
Wie haben Sie persönlich die vielen Misserfolge der vergangenen Wochen erlebt? Was gehen einem da alles für Gedanken durch den Kopf?
Lotto King Karl: Das haben wir in den vergangenen Jahren ja schon ein paar Mal gehabt. Das belastet mich natürlich, versaut mir die Laune und macht es mir als Stadionsprecher auch sehr, sehr schwer. Denn so ein 1:5 gegen Hoffenheim oder auch einen anderen Gegner ist nicht ganz so einfach zu moderieren. Bei ‚Wetten dass…' ist es einfacher. Da hast du weniger Leute vor der Nase, falls mal einer die Wette nicht gewonnen hat. Aber das ist lange nicht so schwer, wie so etwas im Stadion machen zu müssen. Denn ich bin ja selbst Fan und da ist das Letzte, was du dann noch hören willst, wie schlecht das Spiel gerade war.
War die Entlassung von Ex-Trainer Thorsten Fink aus Ihrer Sicht richtig? Hätte er nicht auch wieder die Kurve bekommen?
Lotto King Karl: Das kann man ja nie sagen. Aber grundsätzlich ist es ja so, dass Bert van Marwijk bereits der 14. Trainer ist, den ich in meinen neun Jahren als Stadionsprecher ansage. Ich bin nie froh, wenn jemand seinen Job verliert. Die Verpflichtung von Thorsten Fink war damals ja auch so gedacht, dass man mit einem jüngeren Trainer mal eine gewisse Ruhe und Konstanz auf der Trainerposition schaffen wollte. Jetzt hat man diesen Weg halt wieder aufgebeben, in dem man ihn beurlaubt hat. Es ist als Außenstehender aber schwierig zu beurteilen, warum es am Ende vielleicht doch nicht so ganz geklappt hat. Man muss jetzt aber auch positiv sagen, dass Bert van Marwijk offensichtlich zwei, drei Knöpfe gefunden und gedrückt hat, die vorher nicht so gut funktioniert haben. Woran auch immer das liegt. Denn es ist ja die gleiche Mannschaft. Und ich behaupte mal felsenfest, dass alle Spieler, egal bei welchem Verein, schon wirklich geben, was sie können. Nur funktioniert es manchmal eben nicht so, wie man es sich vorstellt.
Was halten Sie denn von Pierre-Michel Lasogga? Der Stürmer erzielt aktuell Tore am Fließband und wird in Hamburg schon mit HSV-Ikone Uwe Seeler verglichen.
Lotto King Karl: Das mag jetzt vielleicht blöd klingen, aber es gibt ja immer Spieler, die man irgendwie gut findet und sich dann tierisch freut, wenn er beim eigenen Verein auftaucht. Und Pierre-Michael Lasogga ist so jemand. Den mochte ich schon immer. Ich stehe einfach auf kantige Mittelstürmer, finde es gut, wenn man so einen Spieler vorne drin hat. Mit Ivica Olic ging es mir übrigens schon einmal so. Als der damals in der Champions League gegen uns gespielt hat, dachte ich mir: Mensch, das ist so ein Typ, der die Leute aufreibt. Das ist total ätzend gegen den zu spielen, der ist schnell und der läuft so viel. So einen können wir hier gut gebrauchen. Und ein halbes Jahr später war er dann hier. Das hat mich auch wahnsinnig gefreut. Und wenn man Lasogga schon mit jemandem vergleicht, würde ich von seiner Statur her nicht an Uwe Seeler, sondern eher an Horst Hrubesch denken. Aber man darf nie vergessen, dass Seeler und Hrubesch Jahrzehnte lang Weltklassestürmer waren. Das waren Stürmer, die damals auf der ganzen Welt bewundert und gefürchtet wurden. Da braucht ein Spieler wie Lasogga schon noch ein paar Jahre, um auf dieses Niveau zu kommen. Da sollte man den Jungen aber auch nicht unter Druck setzen. Letztendlich hat sowieso jeder seine eigene Persönlichkeit. Und mit solchen Vergleichen tut man sowieso generell niemandem einen Gefallen.
Hatten Sie nach Finks Entlassung schon Angst, dass Felix Magath nach Hamburg zurückkehrt, seinen berüchtigten Hügel auf dem Trainingsgelände aufbauen lässt und den kompletten Verein auf links dreht?
Lotto King Karl: (lacht)Wir haben den Hügel bei Felix ja nie gehabt. Als er damals bei uns war, war er noch ganz zahm. Und Felix Magath ist sicherlich keiner, der hier beim HSV irgendjemandem Angst macht. Er ist hier ein Held, vor allem für meine Generation. Wir konnten es ja kaum glauben, als Felix damals im Finale des Europapokals der Landesmeister gegen Juventus Turin das entscheidende Tor erzielte. Magath hat hier also noch einen sehr guten Ruf.