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Mit Naldo als Co-Trainer

Manuel Baum als Trainer bei Schalke 04: Ein Lehrer für die Problemschüler

  • Aktualisiert: 02.10.2020
  • 22:25 Uhr
  • ran.de
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© imago images/Sven Simon

Manuel Baum kehrt auf die Bundesliga-Bühne zurück - als Trainer des FC Schalke 04. Bei seinem Ex-Klub FC Augsburg stand er für Qualitäten, die gut zum Klub aus Gelsenkirchen passen dürften. 

München/Gelsenkirchen – In der Bundesliga ist Manuel Baum ein Unikat. Fußballlehrer tummeln sich in der höchsten deutschen Spielklasse zu genüge. Aber die wenigsten von Baums Kollegen haben schon einmal an einer Schule unterrichtet. Für Baum war das früher Alltag, er vermittelte den Schülern der Walter-Klingenbeck-Realschule in Taufkirchen sein Wissen. Fächer: Sport und Wirtschaft, Recht und Buchführung.

Im Lehrerjargon wäre der FC Schalke 04 eine Schule im Problembezirk. Platz 18 in der Liga, elf Gegentore in zwei Spielen, desorientierte Mannschaft. Schalke ist schon früh in der Saison versetzungsgefährdet. Baum soll nun Musterschüler aus den Spielern machen, es als Nachfolger von David Wagner richten. Für den Trainer ist es eine gewaltige Aufgabe. Aber wer sich wie Baum mit einer Körpergröße von 1,69 Metern einst als Fußball-Torwart versuchte, der schreckt vor Hindernissen nicht zurück. Sein erster Prüfstein hat es gleich in sich - die Schalker gastieren bei RB Leipzig (ab 18:30 Uhr im Liveticker auf ran.de).

"Unsere dringlichste Aufgabe ist es, der Mannschaft so schnell wie möglich wieder Erfolgserlebnisse zu geben, im Training wie im Spiel", lässt sich Baum in der offiziellen Bestätigung des Vereins zitieren

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Baum fördert die Jugend

Für Baum ist es die Rückkehr auf die Bundesliga-Bühne. Seit der Trennung vom FC Augsburg im April 2019 war Baum ein wenig aus dem Fokus der Öffentlichkeit gerückt. Er hatte beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) angeheuert, kümmerte sich zunächst um die U20, übernahm im vergangenen Sommer die U18. Die Arbeit dort bezeichnete er nun als "Bereicherung - sowohl als Trainer als auch als Mensch". Er habe die Möglichkeit gehabt, neben dem Tagesgeschäft vielfach den Blick über den Tellerrand zu werfen, "sei es bei Hospitationen oder sonstigen Weiterbildungen". 

Für Baum war der zwischenzeitliche Schritt aus dem Rampenlicht also vielmehr eine Fortbildung als ein Rückschritt. Es war zudem ein Schritt zurück zu seinen Wurzeln. Denn in seiner Zeit beim FCA war er zunächst als Nachwuchs-Cheftrainer tätig gewesen, bevor er die Profis übernahm.

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Baums Hang zur Jugendarbeit dürfte in die Entscheidung von Schalke hineingespielt haben. Die finanziellen Möglichkeiten in Gelsenkirchen sind sehr beschränkt. Andererseits fördert die "Knappenschmiede" in regelmäßigen Abständen vielversprechende Talente zutage. Mit der Verpflichtung von Baum könnte sich dahingehend eine gewinnbringende Situation ergeben.

Die Vorzeichen auf Schalke sind aber andere als in Augsburg. Dort konnte Baum in Ruhe Spieler entwickeln. Der Druck war nicht groß. Auf Schalke gilt das Umfeld als schwierig, die Ansprüche der Anhänger als hoch. Ob Baum hier wirklich Spieler entwickeln kann?

Baums Fußball könnte zu Schalke passen

Das sind nachgestellte Fragen. Zuvorderst geht es darum, den FC Schalke in der Liga zu halten. Und das wird der Hauptgrund für die Verpflichtung von Baum gewesen sein: Er kennt den Abstiegskampf. Als Cheftrainer des FC Augsburg wehrte sich Baum mit bescheidenen Mitteln zweimal erfolgreich gegen den Sog der zweiten Liga. Platz 13 und Platz 12 sprangen am Ende heraus. Ein beachtliches Ergebnis für diesen Standort. In seiner dritten Saison als Chef musste Baum nach 28 Spielen auf Platz 15 liegend gehen. Sein Nachfolger Martin Schmidt sicherte den Klassenverbleib, arbeitete sich in der Tabelle aber auch nicht weiter nach oben.

Baum setzte in Augsburg auf ein laufintensives Spiel, aggressives Pressing und Balleroberung. Kernkompetenz: Umschaltspiel. Der ehemalige Augsburger Linksverteidiger Philipp Max sagte einmal, Baum fordere von seinen Spielern eine "Scheißhausfliegenmentalität". Immer dem Ball hinterher. Niemals aufgeben. Eine lästige Fliege, die man nicht los wird. Es sind Qualitäten, die auch beim Malocher-Klub Schalke und seinen Fans Anklang finden könnten. 

"Wer sich seine Stationen anschaut, der wird feststellen, dass seine Mannschaften immer klare Strukturen und Abläufe auf dem Platz hatten", sagt Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider. "Das ist in unserer aktuellen Situation ein ganz wichtiger Faktor." Fraglich ist nur, inwieweit Baum dieses Spiel etablieren kann und will - mit diesem Spielermaterial und ohne Vorbereitung. Der neue Schalke-Trainer verkündete jedenfalls schon mal: "Ich bin von der Qualität unseres Kaders überzeugt."

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Naldo als Co-Trainer auf Schalke

Baum fordert von seinen Spielern nicht nur Viel-Läufer-Mentalität. Er konfrontiert seine Spieler auch mit innovativen Methoden, geht bisweilen ungewöhnliche Wege. Beim Drittligisten Unterhaching, seiner ersten Profistation, ließ er die Spieler sogar mal eine Prüfung schreiben - mit Multiple Choice, Lückentext und offenen Fragen. Ganz der Lehrer eben.

So etwas erwartet die Schalker nun mutmaßlich nicht. Aber Baum legt großen Wert auf Taktik, bisweilen gilt er als verkopft in diesem Bereich. Er studiert viele Videos, will auf dem Spielfeld nicht überrascht werden. "Ich mag möglichst viel kontrollieren", sagte der Trainer einmal. Seine Vorliebe für taktische Aspekte lebte er auch als Einsager von Erik Meijer aus. Dem "Sky"-Taktikexperten flüsterte er während Champions-League-Übertragungen Informationen zu.

Auf Schalke bekommt Baum seinen eigenen Souffleur an die Seite gestellt. Ex-Profi Naldo wird einer seiner Assistenten. "Entscheidend für uns war die Kombination aus menschlicher und sportlicher Kompetenz", sagt Sportvorstand Schneider. "Naldo wird viel positive Energie in unsere Kabine bringen." 

Mit dem ehemaligen Innenverteidiger hat Baum jemanden, der den Verein aus zweieinhalb Jahren als Spieler bestens kennt. Es könnte sich als kluger Schachzug der Schalker Führungsetage erweisen, um die Eingewöhnungszeit zu verkürzen. Auch wenn Schneider sagt, man sei überzeugt davon, "dass Manuel Baum als Mensch und Trainer sehr gut zu Schalke 04 passt", muss sich erst noch zeigen, wie gut der Lehrer und Ausbilder Baum und dieses hochemotionale Biotop zusammenpassen.

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