Marc Roca beim FC Bayern: Eine unverhoffte Chance
- Aktualisiert: 02.02.2021
- 09:21 Uhr
- ran.de/David Kreisl
Monatelang spielte Neuzugang Marc Roca überhaupt keine Rolle bei den Bayern. Das könnte sich dank nur eines Einsatzes plötzlich geändert haben.
München – Als sich Joshua Kimmich Anfang November 2020 im Spitzenspiel gegen Borussia Dortmund der Urgewalt Erling Haaland in den Weg stellte und den Zusammenstoß mit einer schweren Knieverletzung bezahlen musste, stand dem FC Bayern eine heikle Aufgabe bevor: der Umbau des Mittelfeldzentrums, des Herzstücks der Mannschaft. Und Hansi Flick scheute in den folgenden Spielen fast keine Verrenkung, um das Fehlen seines Mittelfeldchefs aufzufangen.
Mal beorderte der Coach den nominellen Ersatzmann Corentin Tolisso an die Seite von Leon Goretzka, dann stellte er den eigentlich offensiver ausgerichteten 17-jährigen Jamal Musiala auf die Doppelsechs. Routinier Javi Martinez durfte sich als alleiniger Abräumer vor der Abwehr versuchen und sogar David Alaba bekam eine Reihe weiter vorne einen Einsatz.
In Flicks Rochaden außen vor war dagegen stets Marc Roca. Neun Millionen Euro teuer, von Espanyol Barcelona gekommen und vor allem: defensiver Mittelfeldspieler.
Doppelter Corona-Ausfall spült Roca in die Mannschaft
Trotz personeller Ausfälle und des unerbittlichen Terminkalenders, der seine Spuren an der Mannschaft hinterließ, saß Roca konstant auf der Bank. Einmal warf Flick den Katalanen in Kimmichs Abstinenz in der Schlussphase gegen Wolfsburg in die Partie, einmal durfte er in der Champions League gegen Salzburg starten – und machte sich einen guten Auftritt mit einer unnötigen Gelb-Roten Karte kaputt. Man wurde in diesen Wochen das Gefühl nicht los, dass Flick nicht wirklich etwas anzufangen wusste mit dem 24-Jährigen. Während sich ob Rocas guter Ansätze in seinen wenigen Auftritten die Frage aufdrängte, warum das eigentlich so ist?
Dann war es ausgerechnet Roca, der bei Bayerns Pokalschmach gegen Zweitligist Kiel im Elfmeterschießen Verantwortung übernehmen wollte - und mit dem entscheidenden verschossenen Versuch zur tragischen Figur des Abends wurde.
Doch die Geschichte von Roca bei den Bayern, die sich bislang eher wie ein Missverständnis anfühlte, hatte am vergangenen Wochenende eine unerwartete Wendung parat. Zwar ist Kimmich mittlerweile wieder fit, doch mussten Goretzka und Martinez wegen positiver Corona-Tests ebenso kurzfristig absagen wie Tolisso, der sich ohne Maske beim Tätowieren erwischen ließ und so gegen die Corona-Verordnungen verstoßen hatte. Vor der Partie gegen Hoffenheim waren also so wenige Mittelfeldspieler einsatzbereit, dass Flick quasi nicht drum herum kam, Roca in die Startelf zu stellen. Was der Trainer des Rekordmeisters am Ende auch nicht bereuen sollte.
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Flick: "Marc hat ein gutes Zeichen gesetzt"
Als nach 70 Minuten Rocas Nummer 22 auf der Tafel aufleuchtete und sich der Spanier in Richtung Ersatzbank aufmachte, bekam er an diesem Nachmittag nicht das erste Mal Applaus von seinem Coach. Aufgeboten an der Seite des offensiver ausgerichteten Kimmich verlieh der Spanier der Münchner Mittelfeldzentrale Stabilität. Roca spielte keinen Spektakel-Fußball, machte aber fleißig Meter, forderte viele Bälle und wusste diese auch an seine Mitspieler zu verteilen. Ob lange im Spielaufbau oder kurz und sicher im Kombinationsspiel.
"Es war wichtig, dass er gespielt hat. Dass er im Ballbesitz gefallen hat", lobte Flick nach dem 4:1 gegen die Kraichgauer, ließ aber gleichzeitig durchblicken, dass es in Situationen gegen den Ball, in Zweikämpfen oder der Konterabsicherung, noch Luft nach oben gibt. Was wiederum logisch ist, bei einem, der bis dahin gerade einmal 21 Bundesligaminuten auf dem Konto hatte und ansonsten in nur vier Spielen gegen Lok Moskau, Salzburg, Düren und Holstein Kiel auf dem Platz stand.
Insgesamt dürfe Roca aber "zufrieden sein mit dem, was er auf dem Platz gezeigt hat", resümierte Flick: "Marc hat ein gutes Zeichen gesetzt."
Einsatzminuten gegen Berlin und bei der Klub-WM?
Und plötzlich scheint es gar nicht einmal abwegig, dass Roca auch weiterhin Zeichen setzen darf. So geht es für die Bayern am Freitag mit einem Auswärtsspiel bei der Hertha weiter (20.30 Uhr im Liveticker auf ran.de), danach fliegt der Rekordmeister zur Klub-WM. Da für die in Quarantäne befindlichen Goretzka und Martinez mindestens das Spiel in Berlin zu früh kommen wird und sich auch Tolisso (ohnehin ein Verkaufskandidat und zuletzt mit bescheidenen Leistungen) nach seiner Tattoo-Aktion vorerst ins Aus manövriert haben dürfte, könnte der 24-jährige Roca unverhofft die Chance bekommen, sich weiter zu zeigen.
Flick gab diesbezüglich gleich die Richtung und Erwartungshaltung vor: "Er muss das jetzt erhalten, weiter dranbleiben, gut trainieren und immer schauen, sich zu verbessern." Und dann sei es auch "unsere Aufgabe als Trainerteam, die Mannschaft step by step immer besser zu machen. Damit auch jeden einzelnen Spieler".
Auch Hasan Salihamidzic, der Roca im Oktober verpflichtete und mir einem Vertrag bis 2025 ausstattete, stellte klar: "Wir haben volles Vertrauen in ihn."
David Kreisl
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