Bundesliga
Nach Ulreichs Patzer: Bayern müssen weiter auf Neuer-Comeback warten
- Aktualisiert: 30.10.2022
- 11:11 Uhr
- ran.de
Seit Sven Ulreich im Tor steht, hat Bayern jedes Spiel gewonnen. Trotz seines Fehlers gegen Mainz wird das vorerst so bleiben. Denn Manuel Neuers Rückkehr ist weiterhin offen.
Von Christoph Gailer und Martin Volkmar
München - Es war die 82. Spielminute in der Partie zwischen dem FC Bayern und Mainz. Die Münchner führten souverän mit 5:1, da passierte es. Sven Ulreich, der erneut für den verletzten Manuel Neuer zwischen den Pfosten des deutschen Rekordmeisters stand, bekam einen Rückpass von Benjamin Pavard.
Diesen spielte der 34 Jahre alte Routinier dann unnötig riskant zurück ins Mittelfeld, direkt in den Fuß des Mainzers Belano Burgzorg.
Die Folge: Die Gäste erzielten das 2:5 aus Sicht des FSV - ein klarer Fehler von Ulreich, der ansonsten als grundsolider Neuer-Backup gilt.
Sven Ulreich: Rückendeckung von Oliver Kahn nach Patzer
"Vor dem zweiten Gegentor wollte ich nicht den einfachen Ball spielen. Ich wollte den schwierigeren Ball durch die Mitte spielen, weil es auch Spaß macht, da geil raus zu kombinieren", erklärte Ulreich die für ihn unglückliche Szene vor dem zweiten Gegentreffer, "der Stürmer hat ein bisschen damit gerechnet, das ist bitter. Beim Stand von 5:1 probiert man doch andere Dinge aus als vielleicht bei 2:1. Das ist in dem Sinn nicht so wild".
Rückendeckung bekam er von einem echten Experten. "Sven macht es super bis auf so Kleinigkeiten wie beim 5:2. Ich habe früher immer gesagt: 'Beim Stand von 5:1 kann man so etwas mal machen'", sagte Ex-Welttorhüter Oliver Kahn angesichts des souveränen 6:2-Erfolgs nach der Partie.
Zumal die Bayern mit Neuer-Backup Ulreich bei all dessen sieben bisherigen Saisoneinsätzen immer als Sieger vom Platz gingen, zuletzt fünfmal in Folge.
Ulreich über Neuer: "Gehe davon aus, dass er hervorragende WM spielen wird"
Wie schnell die Nummer zwei wieder auf die Ersatzbank zurückkehrt, bleibt indes unklar.
Denn Neuer laboriert weiter an seiner Prellung im linken Schultereckgelenk, sein ursprünglich schon gegen Mainz geplantes Comeback lässt weiter auf sich warten.
"Manu ist auf einem guten Weg der Besserung. Es ist wirklich so, dass man da von Tag zu Tag schauen muss. Er macht aber gute Schritte in die richtige Richtung", erklärte Ulreich. "Ich gehe davon aus, dass er vor der WM noch Spiele machen wird und dass er eine hervorragende WM spielen wird. Davon bin ich felsenfest überzeugt."
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"Kontakt mit dem Ball": Ulreich über Mainz-Elfmeter verwundert
Schon vor dem Fehler stand Ulreich im Fokus. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit entschied Schiedsrichter Felix Zwayer per Video-Beweis nach einem Zusammenstoß von Ulreich und dem Mainzer Jonathan Burkardt auf Elfmeter - für den Bayern-Keeper nicht nachvollziehbar. "Den Elfmeter dürfen wir niemals gegen uns bekommen, weil ich Kontakt mit dem Ball am Handschuh habe. Wenn man das ahndet, darf man als Torhüter bald gar nichts mehr im Strafraum machen", ärgerte sich Ulreich.
Der gefoulte Mainzer trat dann selbst zum Strafstoß an und traf mit Ulreich auf einen perfekt vorbereiteten Keeper. Denn während der Mainzer fest davon ausging, dass der FCB-Keeper wie sonst auch bei Strafstößen zur Seite fliegen würde, hatte der ebenfalls seine Hausaufgaben gemacht.
"Bei Burkardt war es sehr auffällig, dass er oft in die Mitte geschossen hat bei den Videos, die wir von seinen Elfmetern gesehen haben. Also warum nicht einfach mal stehenbleiben?", meinte Ulreich, der eben genau das tat und parierte.
Böse Erinnerungen an Real Madrid
Im Spiel gegen die Mainzer blieben Ulreichs Fehler letztlich folgenlos. Dennoch dürften sich einigen Bayern-Fans bei der Szene vor allem bei der Szene vor dem 2:5 möglicherweise an einen deutlich bittereren Ulreich-Bock aus der Vergangenheit im Spiel gegen Real Madrid erinnert haben.
Damals, im Frühjahr 2018, eine ähnliche Szene: Corentin Tolisso spielte im Rückspiel des Champions-League-Halbfinals in Madrid beim Stand von 1:1 einen Rückpass auf Ulreich, der seinerzeit ebenfalls den verletzten Neuer vertrat. Ulreich, möglicherweise vom Rückpass überrascht, wollte zunächst mit den Händen zum Ball gehen, entschied sich aber während der Aktion um, um keinen indirekten Freistoß für Real zu verursachen.
Stattdessen versuchte er es, mit dem Fuß vor Karim Benzema zu klären und trat dabei neben das Leder. Benzema staubt anschließend ins leere Tor zum zwischenzeitlichen 2:1 für Real ab. Dieser Fauxpas von Ulreich bedeutete letztlich das Ende der Münchner Finalträume.
Was umso bitterer war, weil der Ex-Stuttgarter damals den verletzten Neuer bis dahin über Monate stark vertreten hatte und damit auch die zahlreichen Zweifler mundtot gemacht hatte.
Oliver Kahn bei Manuel Neuer optimistisch
Wie 2018 ist DFB-Kapitän Neuer nun erneut vor einer WM-Endrunde angeschlagen, doch Kahn bleibt zuversichtlich. "Ich bin optimistisch, was Manuel anbelangt. Er wird sich jetzt einfach Stück für Stück weiter ranarbeiten", sagte der Bayern-Boss in Bezug auf Neuer.
Zumindest aber mit einem weiteren Einsatz rechnet Ulreich noch. "Ich glaube nicht, dass er am Dienstag in dem etwas unbedeutenden Spiel gegen Inter Mailand spielen wird, aber schon noch vor der WM zurückkehren wird."
Geplant ist die Rückkehr ins Torwart-Training in der kommenden Woche, was aber abhängig davon ist, ob die Schulterschmerzen auskuriert sind.
"Bei der Schulter ist das natürlich sehr schmerzhaft, da muss man sehr intelligent mit umgehen. Man muss ein bisschen aufpassen, dass man nicht wieder zu früh Belastung draufbringt. Aber Manu ist so erfahren, der weiß ganz genau, wie er mit seinem Körper umgehen muss", sagte Kahn.
Manuel Neuer: Einsatz in Berlin offen
Offen ist daher, ob es schon für Neuers Einsatz nächsten Samstag in Berlin reicht, aber spätestens gegen Bremen (8. November, live auf SAT1 und ran.de) und am 12. November am letzten Bundesliga-Spieltag bei Schalke 04 soll der 36-Jährige wieder im Bayen-Tor stehen.
"Ihm geht es besser. Aber man muss sehen, wann er ins Training einsteigt und wann er spielen kann. Da wird er uns ein Zeichen geben", meinte Sportvorstand Hasan Salihamidzic.
Dann wird Backup Ulreich wieder ins zweite Glied rücken. Der Routinier definiert sich und seine Rolle beim Rekordmeister aber ohnehin nicht nur über die Anzahl seiner Einsätze.
"Ich kenne meinen Wert für die Truppe, auch wenn ich nicht spiele", erklärte Ulreich, der seine Aufgabe auch darin sieht, "die Jungs im Training zu pushen".
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