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Raffael: "Favre hat mir immer vertraut"

  • Aktualisiert: 29.03.2014
  • 22:46 Uhr
  • ran.de / Andreas Kötter
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© getty

Aktuell schwankt Borussia Mönchengladbach zwischen Euphorie und Frust, zwischen Top-Leistungen und miesen Auftritten. Dass die Borussia dennoch nach wie vor Chancen auf den internationalen Fußball hat, liegt vor allem an den Leistungen von Raffael, der die beste Saison seiner Karriere erlebt. Vor dem Spiel gegen den HSV spricht der Brasilianer über die Gründe für Gladbachs Schwankungen und den kommenden Gegner, über seinen Trainer Lucien Favre und seine zurückhaltende Art, und über die WM in Brasilien und seine Angst vor Ausschreitungen.

ran.de: Senor Raffael, nach zwei überzeugenden Siegen in Dortmund und gegen Hertha hatte man gedacht, dass die Borussia nun erneut eine Serie starten würde. Stattdessen folgte am Mittwoch in Frankfurt erneut ein enttäuschender Auftritt. Neigt die Mannschaft dazu, zu schnell zufrieden zu sein?

Raffael: Nein. Das glaube ich nicht. Jedes Spiel hat seine eigene Geschichte, und diesmal war die Eintracht einfach von Anfang an das bessere Team.

ran.de: Verlässt sich Ihre Elf bisweilen zu sehr auf Ihr spielerisches Potenzial?

Raffael: Ich denke, dass sich dazu nur der Trainer äußern sollte. Mir steht es nicht zu, meine Kollegen zu bewerten oder gar zu kritisieren.

ran.de: Gegen Hertha mussten Sie zum ersten Mal gegen Ihren Bruder Ronny antreten. Was war das für ein Gefühl?

Raffael: Ein ganz großartiges Gefühl, kaum zu beschreiben! Wir haben als Kinder fast täglich gegeneinander gespielt, aber noch nie als Profis. Ich bin sehr stolz, dass wir es beide in die Bundesliga geschafft haben.

ran.de: Ronny scheint allmählich die richtige Einstellung zum Job gefunden zu haben...

Raffael: Davon bin ich überzeugt. Er trainiert jetzt viel besser und spielt dementsprechend auch besser. Ich bin sicher, dass er Hertha in Zukunft noch viel helfen kann.

ran.de: Zurück zur Borussia: Mit dem HSV kommt ein Team in den Borussia-Park, dem das Wasser bis zum Hals steht; das dürfte die Sache aber kaum leichter machen...

Raffael: Der HSV ist der HSV! Eine der ganz großen Traditionsmannschaften in der Bundesliga und der einzige Klub der noch nie abgestiegen ist. Und ich bin sicher, dass die aktuelle Mannschaft bestimmt nicht in die Klubgeschichte eingehen will als das Team, das diesen großen Klub in die zweite Liga geschickt hat. Wir werden also alles abrufen und eine weit bessere Leistung als in Frankfurt bringen müssen, wenn wir die drei Punkte behalten wollen.

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ran.de: Welcher der beiden Senkrechtstarter bereitet Ihnen mehr Kopfzerbrechen, Pierre-Michel Lasogga oder Hakan Calhanoglu?

Raffael: Lasogga kenne ich noch aus Berlin. Er ist zwar noch jung, aber schon jetzt ein Klasse-Stürmer, der sehr torgefährlich ist. Aber der HSV verfügt noch über eine ganze Reihe weiterer richtig guter Fußballer. Calhanoglu haben Sie schon genannt. Aber dann wäre da ja auch noch Rafael van der Vaart, der ein Spiel ebenfalls allein entscheiden kann. Wir sind also gewarnt und müssen geduldig bleiben.

ran.de: Das klingt angenehm bescheiden. Nach dem Sieg in Dortmund, dem ersten seit neun Spielen, sollen Sie dagegen gesagt haben, dass Borussia noch die Champions League packe. Das klingt so gar nicht nach Ihnen...

Raffael: Sie haben völlig Recht, solche Sprüche sind nicht meine Art, und ich habe das auch nicht gesagt. Anfangs habe ich noch darüber gelacht, als ich das in der Zeitung gelesen habe. Mir ist dann aber sehr schnell bewusst geworden, dass es falsch und unfair ist, mir solche Aussagen in den Mund zu legen. Denn die Fans glauben dann, dass wir nach nur einem Sieg gleich abheben. Das stimmt aber einfach nicht!

ran.de: Egal wie die Saison für Borussia am Ende ausgeht, Sie sind auf jeden Fall ein Gewinner sein; ist dies die beste Saison Ihrer Karriere?

Raffael: Auf jeden Fall. Für mich läuft es bei Borussia hervorragend, vom ersten Tag an fühle ich mich hier zuhause.

ran.de: Sie haben bereits 14-mal getroffen...

Raffael: ...so oft wie noch nie zuvor in einer Saison. In bin also zufrieden, aber ich weiß auch, dass ich noch mehr leisten kann. Wir haben ja noch sieben Spiele, und ich hätte nichts dagegen, wenn noch ein paar Treffer dazu kommen würden. Vor allem aber ist mir wichtig, dass ich der Mannschaft helfen kann, ob nun mit Toren oder auf andere Art und Weise.

ran.de: Lucien Favre gilt schon seit der Schweiz als Ihr Förderer; ist der Trainer tatsächlich ein so entscheidender Faktor dafür, ob Sie gut oder besser spielen?

Raffael: Ja. Für mein Spiel ist es ganz entscheidend, dass ich das Vertrauen des Trainers spüre. Favre hat mir immer vertraut, ob beim FC Zürich, bei Hertha oder nun bei Borussia. Aber auch alle anderen Verantwortlichen der Borussia haben mir vom ersten Tag an das Gefühl gegeben, dass man auf mich baut. Und das tut sehr gut!

ran.de: Das gilt leider nicht für Luiz Felipe Scolari den Trainer der Selecao, der brasilianischen Nationalmannschaft, die eines ihrer Vorrunden-Spiele in Ihrer Heimatstadt Fortaleza austragen wird. Schmerzt es, bei der WM nicht dabei zu sein?

Raffael: Nein, damit habe ich mich abgefunden. Ich bin in Brasilien nicht so bekannt und hatte auch noch nie Kontakt zu Scolari. Zudem gibt es so viele herausragende Spieler, die für die Selecao in Frage kommen, es aber auch nicht alle schaffen werden, dass es gar keinen Grund gibt, traurig zu sein.

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ran.de: Werden Sie die WM gemeinsam mit Ronny vor dem Fernseher verfolgen?

Raffael: Wir werden die WM in Fortaleza verbringen und uns die Partien Brasilien gegen Mexiko und Deutschland gegen Ghana, die dort ausgetragen werden, im Stadion anschauen. Darauf freue ich mich schon sehr.

ran.de: Klappt es mit dem Titel für die Selecao?

Raffael: Ich hoffe doch, und ich bin auch sehr zuversichtlich. Trainer und Mannschaft sind hoch motiviert. Zudem hat Brasilien schon beim Confed Cup im vergangenen Jahr gezeigt, dass man jedes Team schlagen kann.

ran.de: Was trauen Sie Deutschland zu?

Raffael: Neben Brasilien zähle ich auch Deutschland zu den Titelkandidaten, ebenso wie Argentinien und Spanien.

ran.de: Wer hat das Zeug, der ganz große Star dieser WM zu werden?

Raffael: Neymar! Er hat alles, was es dafür braucht.

ran.de: Stichwort Confed Cup: Glauben Sie, dass diese WM ein großes Volksfest wird, oder befürchten Sie Demonstrationen oder gar Ausschreitungen wie im vergangenen Jahr?

Raffael: Aktuell schwer zu sagen aus der Distanz. Auf jeden Fall habe ich Angst davor, dass es so kommen könnte.

ran.de: Hatten Sie Verständnis für den Unmut der Bevölkerung während des Confed Cups?

Raffael: Es läuft noch immer zu viel falsch in Brasilien. Den Menschen sind ein besseres, erschwinglicheres und damit gerechteres Gesundheitswesen und auch bessere Krankenhäuser versprochen worden. Noch aber sind diese Versprechungen nicht eingelöst worden. Deshalb habe ich großes Verständnis für den Unmut der Bevölkerung. Allerdings akzeptiere ich keine Gewalt, die es im vergangenen Jahr leider auch gegeben hat. Und ich wünsche mir und allen Brasilianern nichts sehnlicher, als dass wir solche Bilder nicht erneut sehen müssen.