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Rafinhas Auferstehung von den Totgesagten

  • Aktualisiert: 09.10.2013
  • 11:12 Uhr
  • ran.de / Robin Schmidt
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© getty

Wer hätte das gedacht? Im Sommer wurde viel darüber spekuliert, welcher Bayern-Akteur am meisten von der Verpflichtung Pep Guardiolas profitieren würde. Viele Namen wurden gehandelt, doch nicht Jerome Boateng, Bastian Schweinsteiger oder Franck Ribery, sondern Rafinha ist bislang der große Gewinner unter dem neuen Trainer in München! Trumpft der Brasilianer bald auch in der Selecao auf?

München - Fast der komplette Kader ist auf Reisen, das Vereinsgelände an der Säbener Straße ist wie ausgestorben: Eine Länderspielpause beim FC Bayern macht einsam. Rafinha weiß davon ein Lied zu singen.

Während sein Abwehrkollege Dante mit der brasilianischen Nationalmannschaft auf Asienreise ist, absolviert der 28-Jährige seine Einheiten alleine in München. Trainer Luiz Felipe Scolari hat ihn nicht eingeladen. Und so bleibt Rafinhas erstes Länderspiel gegen Schweden im April 2008 auch weiterhin sein letztes.

Seine Laune allerdings lässt er sich davon im Augenblick ebenso wenig verderben wie vom einbrechenden Herbst in München: Egal ob es regnet oder die Sonne scheint - ein Lächeln huscht fast immer über Rafinhas Gesicht. Und in diesen Tagen fällt das Grinsen beim kleinen Brasilianer sogar noch breiter aus als sonst. Denn: War er in den vergangenen beiden Jahren mit seinen musikalischen Einlagen doch eher für die Stimmung in der Kabine zuständig, so darf der Defensivspezialist beim FC Bayern München nun endlich auch auf dem grünen Rasen die erste Geige spielen.

Und das sogar regelmäßig: Die vergangenen fünf Bundesliga-Spiele bestritt der wendige Abwehrmann von Beginn an, in der Champions League sowie im DFB-Pokal besetzte er ebenfalls die rechte Seite.

Diese ansehnliche Bilanz macht ausgerechnet den Südamerikaner zu dem Gewinner schlechthin unter Pep Guardiola.

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Überraschende Entwicklung

Wohl kaum einer rechnete vor wenigen Monaten mit dieser Entwicklung, selbst die sogenannten Experten hatten den 28-Jährigen nicht auf ihrem Zettel. Und das aus gutem Grund: Rafinhas Situation an der Säbener Straße schien festgefahren. Nur sechs Mal ließ ihn der damalige Trainer Jupp Heynckes in der vergangenen Bundesliga-Saison von Beginn an ran. Und zwar an den Spieltagen, an denen die Bayern bereits als Deutscher Meister feststanden.

Doch Nachtreten gegen Heynckes? Fehlanzeige! "Ich muss mich heute bei ihm bedanken. Auch wenn ich bei ihm nicht besonders viel gespielt habe, war er eine wirklich wichtige Person für mich. Ich habe sehr viel von ihm gelernt", verliert der Ex-Schalker im Interview mit "eurosport.de" kein einziges schlechtes Wort über seinen ehemaligen Coach.

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Mit Guardiola kommt Rafinhas Glück

Dennoch, als Dauerreservist und Platzhalter für Philipp Lahm auf der rechten Seite schienen die Tage des leidenschaftlichen Musikers in München bereits gezählt. Im Sommer wurde über eine vorzeitige Rückkehr zu seinem Ex-Klub Schalke 04 spekuliert. Doch dazu kam es nicht, die Wechselfrage stellte sich für den Rechtsverteidiger sowieso nie. Er selbst betont, dass er zu keinem Zeitpunkt vorgehabt habe, den Verein zu verlassen und sich wohl fühle in der bayerischen Landeshauptstadt.

Mittlerweile wahrscheinlich sogar noch deutlich wohler. Denn mit Pep Guardiola kam nicht nur ein neuer Trainer zum Triple-Gewinner, sondern auch Rafinhas Glück. Nach den Verletzungen der Mittelfeldspieler Javier Martinez, Bastian Schweinsteiger und Thiago stellte der spanische Star-Trainer fortan Philipp Lahm auf die Sechser-Position und schenkte Rafinha rechts hinten das Vertrauen. Der zahlte es prompt zurück und mauserte sich zum Stammspieler.

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Bayerns neuer Mr. Zuverlässig

Rafinhas großer Vorteil: Der einmalige Nationalspieler ist ein sehr offensivfreudiger Akteur und Guardiola lässt sehr hoch verteidigen. Die Außenverteidiger agieren dabei häufig als Links- bzw. Rechtsaußen oder rücken als Anspielstationen auf die Halbpositionen im Mittelfeld. Zudem präsentiert er sich als pass- und ballsicher, erfüllt solide seinen Dienst und leistet sich keine groben Schnitzer. Seine teils übertriebende Aggressivität aus früheren Schalker Zeiten hat er zudem abgelegt, wie nur insgesamt fünf Fouls und keine einzige Verwarnung belegen. Kurzum: Rafinha ist Bayerns neuer Mr. Zuverlässig.

Das entgeht natürlich auch Guardiola nicht, der den 1,72 Meter großen Routinier erst neulich in höchsten Tönen lobte: "Rafinha hat große Erfahrung. Er ist intelligent, hat wenige Ballverluste. Ich mag intelligente Spieler." Der Brasilianer bekam unter Pep seine lang erhoffte Chance bei den Bayern - und er nutzte sie.

Erst Vertragsverlängerung, dann die WM?

Doch wenn Martinez und Thiago wieder fit sind und Lahm infolgedessen womöglich wieder auf die rechte Seite zurückkehren wird, dann droht Rafinha wohl erneut die Bank. Das mögen viele Unwägbarkeiten sein, aber eines ist sicher: Wenn es so kommen sollte, dann wird sich der Ex-Schalker dort ohne zu Murren hinsetzen – so wie in den vergangenen beiden Jahren auch.

Solche Spieler, die zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden und keinen Ärger machen, wenn sie auf die Bank müssen, stehen bei den FCB-Verantwortlichen bekanntlich hoch im Kurs. Daher ist es nicht verwunderlich, dass ein Verbleib Rafinhas, dessen Vertrag im kommenden Sommer ausläuft, über 2014 hinaus immer wahrscheinlicher wird.

Sogar die Teilnahme an der WM im eigenen Land scheint nicht mehr völlig utopisch zu sein. Dani Alves vom FC Barcelona ist zwar gesetzt, doch dahinter ist noch alles offen: "Wer weiß: Wenn ich so weitermache, kann es sein, dass ich doch noch mit darf", macht sich der Mann mit der Nummer 13 auf dem Rücken noch Hoffnungen auf die "Selecao". Warum auch nicht? Schließlich ist alles möglich - das beste Beispiel dafür ist Rafinha selbst. Und wer hätte das vor ein paar Monaten gedacht?

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