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Kommentar zur Verpflichtung von Julian Nagelsmann durch den FC Bayern

ranSicht: Nagelsmann und der FC Bayern - Traumhochzeit mit Explosionsgefahr

  • Aktualisiert: 27.04.2021
  • 14:28 Uhr
  • ran.de / Stefan Kumberger
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© imago

Die Traumhochzeit des deutschen Fußballs ist perfekt: Julian Nagelsmann wird Trainer des FC Bayern und setzt sich auf den heißesten Trainerstuhl der Bundesliga. Ein Deal, der alle Beteiligten unter enormen Druck setzt und Explosionsgefahr birgt. Ein Kommentar von ran-Redakteur Stefan Kumberger.

München - Nach vielen Jahren des Baggerns, des Flirtens und Taktierens ist es im Sommer soweit: Die Bayern und Julian Nagelsmann finden endlich zu einander. Es ist - so beteuern es alle - eine echte Liebeshochzeit.

Doch für alle Seiten herrscht enormer Druck, der die Beziehung durchaus schwer belasten könnte.

Deutschlands Vorzeige-Klub, von der alten Liebe Hansi Flick vorgeführt und im Stich gelassen, setzt jetzt alles auf eine Karte. Man bezahlt für einen bei Amtsantritt 34-Jährigen, der noch keine Titel vorzuweisen hat, die Weltrekordsumme von bis zu 25 Millionen Euro. Ein echtes Vabanque-Spiel. 

Natürlich ist Nagelsmann ein Meister der Taktik, der Spiele im Alleingang zum Sieg coachen kann. Aber kann er absolute Top-Stars, die sich nicht nur mit Taktik-Kniffen und emotionalen Reden motivieren lassen, die letzten zwei oder drei Prozent mitgeben, die es für ganz große Erfolge braucht?

Diesen Beweis ist er bisher schuldig geblieben, denn die ganz prominenten Spieler hat Nagelsmann noch nicht betreut. Und wenn es richtig ernst wurde (wie im Champions-League-Halbfinale gegen PSG im vergangenen Sommer), half ihm auch die beste Taktik nicht weiter. 

Zudem wird er bei Gegenwind sein Temperament zügeln müssen. Wutentbrannte Ausflüge aus der Coaching-Zone oder genervt-flapsige Interviews sind in Hoffenheim oder Leipzig okay, aber nicht "bayern-like".

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Macht der FC Bayern Nagelsmann "ein Stück" glücklicher? 

Bereits 2017 meinte Nagelsmann, dass Bayern ihn "noch ein Stück glücklicher machen" würde. Wenn er sich da mal nicht täuscht.

Sollte er es bei den Bayern nicht schaffen, ist er auf dem Trainermarkt für Top-Klubs erstmal verbrannt. Frag nach bei Niko Kovac, der zunächst wieder einen Schritt zurück gehen musste, um sich neu zu beweisen.

Die Bayern selbst stehen vor einem historisch großen Problem: Mega-Ablöse, Mega-Gehalt, Mega-Vorschusslorbeeren bedeuten vor allem Mega-Druck!

Mannschaft und Medien werden Nagelsmann austesten, und die Ansprüche werden nicht kleiner. Der Meistertitel wird von vielen Fans nur noch zur Kenntnis genommen, denn in der Champions League gilt es wirklich.

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Keine Ausreden mehr: Salihamidzic unter Druck

Vor allem Sportvorstand Hasan Salihamidzic dürfte glücklich, aber nervös auf die kommende Saison blicken. Er gilt bei vielen als derjenige, der Hansi Flick vergrault hat. Jetzt hat er seinen Wunschtrainer, den Brazzos Patron, Uli Hoeneß, bereits im März 2017 (!) zum Trainerkandidaten für Bayern erklärt hatte.

Nagelsmanns Erfolge und Misserfolge werden also auch die von Brazzo sein. Er hat mit dieser Trainer-Verpflichtung sein eigenes Schicksal mit dem von Nagelsmann eng verknüpft. Ausreden gelten nun nicht mehr! 

Die Bayern-Bosse sollten ehrlich zu sich selbst sein: Dieser Deal ist nur scheinbar ein Zeichen von Stärke.

Letzten Endes hatten sie nach dem Flick-Theater keine andere Möglichkeit, ihr Gesicht zu wahren und sind nun zur Traumhochzeit mit Nagelsmann gezwungen. Wie in jeder Ehe geht es also nicht nur um Liebe, sondern um Fakten.

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