Borussia Dortmund
ranSicht: Thomas Tuchel ist der perfekte Trainer für Borussia Dortmund
- Aktualisiert: 18.05.2017
- 16:12 Uhr
- ran.de / Julian Reusch
Eine Trennung von Thomas Tuchel im Sommer scheint bei Borussia Dortmund beschlossene Sache. Ein Unding, findet ran-Redakteur Julian Reusch.
München – Die Tage von Thomas Tuchel als Trainer von Borussia Dortmund scheinen gezählt. Nachdem er öffentlich von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke angezählt wurde, scheinen die Verhandlungen mit Lucien Favre als Nachfolger auf Hochtouren zu laufen.
Es ist der größte Fehler, den der Verein in dieser Situation machen kann. Denn: Tuchel ist der perfekte Trainer für Borussia Dortmund.
Rein sportlich kann man dem Fußball-Fachmann sowieso keinen Vorwurf machen. In seinen bisherigen 105 Spielen als BVB-Trainer kommt der 43-Jährige auf einen unglaublichen Punkteschnitt von 2,1 pro Spiel. Zum Vergleich: Selbst Jürgen Klopp, der einen gottgleichen Status bei den Borussen genießt, kommt "nur" auf 1,9 Punkte und Meistertrainer Carlo Ancelotti ist mit 2,29 Punkten nur unwesentlich besser.
Tuchel entwickelt den Klopp-Fußball weiter
Als Klopp-Nachfolger wären wahrscheinlich viele andere Trainer schon früh gescheitert. Tuchel aber hob den entschlüsselt wirkenden Power-Fußball der Klopp-Ära auf ein neues Level, brachte eine neue spielerische Qualität in die Mannschaft und entwickelte Spieler weiter.
Er formte aus dem Zweitliga-Kicker Julian Weigl einen Nationalspieler, gab dem als Fehleinkauf abgestempelten Matthias Ginter eine neue Chance und setzte auf junge Talente wie Ousmane Dembele oder Christian Pulisic.
Er führte den BVB in seiner ersten Saison souverän in die Champions League und obwohl im vergangenen Sommer mit Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Ilkay Gündogan drei absolute Leistungsträger den Verein verlassen haben – was Watzke übrigens kurz zuvor noch kategorisch ausgeschlossen hatte – steht der Klub wieder kurz vor der direkten Qualifikation zur Königsklasse.
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Tuchel kann Team zu Titel führen
Und es bedarf keiner großen wahrsagerischen Fähigkeiten um zu prophezeien, dass dieses Team – wenn es so zusammenbleibt – in den nächsten Jahren noch besser wird. Schon in diesem Jahr ist noch der DFB-Pokal-Sieg möglich.
Trotzdem sieht Watzke eine "klare Dissens" zwischen sich und dem Trainer, wie er in einem Interview, das am Spieltag (!) des so wichtigen Bundesliga-Spiels gegen Hoffenheim veröffentlicht wurde, verrät. Hintergrund: Tuchel kritisierte öffentlich die Neuansetzung des Champions-League-Spiels gegen Monaco nach dem Attentat auf den Mannschaftsbus.
Dabei hat Tuchel einfach nur Recht, wenn er von einer "Ohnmacht" spricht, weil seine Spieler keine 24 Stunden nach einem Angriff auf ihr Leben wieder auf dem Feld stehen mussten. Dass es am Ende ein 2:3 (die einzige Heimniederlage der Saison) und wenig später das Ausscheiden bedeutete, kann man ihm nicht zum Vorwurf machen.
Tuchel punktet mit Menschlichkeit
Tuchel hat in dieser Ausnahmesituation mit Menschlichkeit gepunktet, während Watzke keinen anderen Termin sah und die (finanziellen) Interessen eines Verbandes (UEFA) über die Psyche und Gesundheit der Menschen stellte. Das zeigt, woran es dem Fußball momentan fehlt.
Auch, dass sich Watzke nach seiner öffentlichen Kritik nicht mehr zu Wort gemeldet hat, während Tuchel vor und nach jedem Spiel auf dieses Thema angesprochen wird, ist einfach schlechter Stil.
Favre auch kein leichter Charakter
Natürlich steht der gehandelte Nachfolger Favre Tuchel fachlich in nichts nach. Doch der Schweizer ist auch nicht immer leicht zu handhaben. Da kann Watzke ja gerne einmal bei Gladbachs Sportdirektor Max Eberl nachfragen. Sein Rücktritt setzte die Fohlen vor vollendete Tatsachen, schon vorher soll Favre mehrfach seinen Rücktritt angedroht und den Verantwortlichen damit viele Nerven gekostet haben.
Selbstverständlich ist Tuchel auch ein schwieriger Charakter. Er ist ein Perfektionist. Ein Visionär. Er ordnet alles dem sportlichen Erfolg unter. Und er kann Erfolg. Das hat er oft genug bewiesen.
Genau das braucht Borussia Dortmund.
Julian Reusch
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