Nkunku, Laimer und Szoboszlai weg
RB Leipzig: So gelingt der Angriff auf den FC Bayern München nie - Kommentar
- Aktualisiert: 05.07.2023
- 15:54 Uhr
- ran.de
Erst Christopher Nkunku und Konrad Laimer, jetzt auch noch Dominik Szoboszlai: Wieder einmal muss RB Leipzig sein Tafelsilber verkaufen. Der Angriff auf den Bundesliga-Thron wird mit dieser Transferpolitik nie gelingen. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Vermutlich fast jeder kennt Monopoly. Ziel des Spiels ist es, am Ende möglichst viele Straßen zu besitzen und im besten Fall Häuser und Hotels darauf zu bauen. Landet ein anderer Spieler auf dem Feld, kassiert der Besitzer kräftig ab.
Blöd aber ist es, wenn der andere Spieler die Straßen samt Immobilien einfach abkaufen könnte. Dann würde der bisherige Besitzer ziemlich blöd aus der Wäsche gucken. So ähnlich dürfte sich RB Leipzigs Geschäftsführer Max Eberl aktuell fühlen.
Die Sachsen hatten einige wertvolle Straßen - pardon: Spieler - in ihrem Kader. Auf dem Spielbrett Bundesliga hatten diese Leipzig in eine aussichtsreiche Position gebracht.
Doch aktuell muss Leipzig sein Tafelsilber einmal mehr hergeben. Christopher Nkunku (Chelsea), Konrad Laimer (FC Bayern) und jetzt auch noch Dominik Szoboszlai (FC Liverpool) haben den Klub verlassen. Drei absolute Schlüsselspieler im Kader, die für RB schon einzeln kaum bis gar nicht zu ersetzen sind. Im Paket ist der Abgang der drei Spieler ein sportliches Fiasko.
Neuzugänge bieten keine sofortige Erfolgsgarantie
Ja, Nkunku und Szoboszlai bringen zusammen 130 Millionen Euro ein. Allerdings gibt es keine Garantie, die sportliche Qualität der abgewanderten Spieler ersetzen zu können. Wie wertvoll Neuzugänge tatsächlich sind, lässt sich meist erst rückblickend betrachten. Vielleicht war es die nächste Schlossallee, vielleicht aber auch nur die Badstraße.
Bei Nkunku, Laimer und Szoboszlai gab es keine Unsicherheiten. Sie gehörten innerhalb der Bundesliga zu den besten Spielern auf ihrer Position. Mit dem Pokalsieg unterstrich der Klub einmal mehr, inzwischen in der Riege der deutschen Topklubs angekommen zu sein.
Auch in der Liga klopften die Leipziger oben an, nur ein katastrophaler Saisonstart verhinderte schließlich einen Dreikampf um die Meisterschaft. RB war drauf und dran, nicht nur Borussia Dortmund, sondern auch den FC Bayern München herauszufordern. Von diesem Traum muss sich Leipzig jetzt aber wieder verabschieden.
Das ist kein voreiliges Urteil über die Fähigkeiten von Eberl. Der Sportchef hat in Mönchengladbach schon mehrfach bewiesen, gute Transfers tätigen zu können. Und gegen die Abgänge der drei Spieler konnte er auch nichts machen. Nkunku und Szoboszlai hatten Ausstiegsklauseln, Laimers Vertrag lief aus.
Externer Inhalt
Leipzig verkauft zu oft zu viele Schlüsselspieler
Aber bei Leipzig fällt der Umbruch immer ein bisschen zu gewaltig aus. Schon vor zwei Jahren, als Leipzig an der Schwelle stand, ein Titelanwärter zu werden, folgte ein großer Aderlass. Trainer Julian Nagelsmann, Marcel Sabitzer und Dayot Upamecano verließen Sachsen.
Einen Schlüsselspieler kann ein Klub ersetzen, aber drei? Und dann auch noch mehrfach binnen weniger Jahre? Selbst wenn die Neuzugänge irgendwann einschlagen, so brauchen sie meist zumindest etwas Eingewöhnungszeit, um sich an den Klub und die Spielweise des Trainers anzupassen. Da Leipzig oft junge Spieler kauft, sind diese schlicht auch noch nicht so weit in ihrer Entwicklung.
Nach ein, zwei Jahren drehen die Spieler so richtig auf - und verlassen den Klub. Der Kreislauf beginnt von vorne. Finanziell mag das nachhaltig sein, wenn immer wieder hohe Millionenbeträge eingenommen werden. Sportlich nachhaltig ist dieses Vorgehen aber nicht - zumindest mit Blick auf die Schale.
Zumal noch gar nicht sicher ist, dass es bei den Leipzigern nicht noch ein paar prominente Abgänge in diesem Sommer gibt. Josko Gvardiol steht bei Manchester City auf dem Zettel, 100 Millionen Euro erhofft sich Leipzig. Hier können die Sachsen immerhin frei verhandeln. Aber auch er wäre nicht ohne Weiteres zu ersetzen.
Leipzig muss häufiger "Nein" sagen
Klar ist: Will Leipzig wirklich dauerhaft ein Herausforderer für die Bayern werden und nicht nur theoretisch punktuell alle paar Jahre, braucht es weniger Verkäufe von Schlüsselspielern. Sofern möglich, sollten die Sachsen auch mal "Nein" sagen.
Leipzig kann inzwischen mit einer gewissen Garantie jedem Spieler die Champions League bieten. Der Klub steht für attraktiven Fußball, auch die Stadt hat einiges zu bieten. RB könnte in Vertragsverhandlungen mit neuen Spielern inzwischen etwas selbstbewusster auftreten, was bedeutet, Ausstiegsklauseln nicht immer gleich zuzustimmen.
Dann klappt es vielleicht auch mal, die eigenen Kronjuwelen zu behalten. Das wäre der erfolgversprechendste Weg - nicht nur bei Monopoly. Denn das meiste Geld bringt nichts, wenn die anderen Mitspieler alle Straßen haben.