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Fußball

Schalke-Trainer Christian Gross: Weltenbummler und härter als Magath

  • Aktualisiert: 28.12.2020
  • 15:37 Uhr
  • ran.de/Tim Brack
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© imago images/Team 2

Der FC Schalke 04 hofft, mit dem vierten Trainer in dieser Saison den Klassenverbleib zu schaffen. Christian Gross gilt als unnahbar, weiß aber, wie er Spieler anpacken muss.

München/Gelsenkirchen – Zu Weihnachten haben wieder viele Menschen unpassende Geschenke bekommen. Doch sie wären vermutlich glücklicher über eben diese, wenn die Alternative eine Zusammenstellung der bisherigen Schalker Saisonspiele gewesen wäre.

Dem detailversessenen Arbeiter Christian Gross dürfte in der besinnlichen Zeit aber keine Wahl geblieben sein, als sich ausführlich mit den qualvollen Vorstellungen seiner neuen Mannschaft zu beschäftigen. Schließlich hat der Schweizer eine knifflige Mission übertragen bekommen: Er soll die Königsblauen vor dem Abstieg retten.

Sportvorstand Jochen Schneider hofft auf eine Wiederholung einer Episode die fast so wundersam ist wie die Weihnachtsgeschichte. Vor elf Jahren verpflichtete er als Sportdirektor einer akut abstiegsbedrohten Mannschaft schon einmal Gross. Der Trainer führte den VfB Stuttgart damals von Platz 15 auf Platz sechs. Auf Schalke wären sie wohl schon mit so einem 15. Rang zufrieden. Doch der Abstand dorthin beträgt aktuell sieben Punkte.

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Gross' Erfolge liegen weiter in der Vergangenheit

"Ich bin überzeugt davon, dass Christian Gross mit seiner Ausstrahlung, seiner Expertise, seiner Menschenführung und seiner Erfahrung genau der Richtige ist, um mit uns die Mission Klassenerhalt erfolgreich schaffen zu können", warb Schneider bei Gross' Vorstellung.

Nicht nur das Wohl des Vereins, sondern auch Schneiders Job hängt wohl am Erfolg von Gross. Auf den Schweizer Trainer wären wohl nicht viele gekommen abgesehen von seinem einstigen Weggefährten. Zuletzt tingelte Gross durch Saudi-Arabien und Ägypten, trainierte dort je einen Verein.

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Bentaleb spielt in der Planung von Gross keine Rolle
News

Gross plant ohne Bentaleb - Neuzugänge im Januar

Der neue Schalke-Trainer Christian Gross plant im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga ohne den ausgebooteten Nabil Bentaleb.

  • 27.12.2020
  • 18:30 Uhr

Seine Erfolge mit den Grasshoppers Zürich, sein Intermezzo bei den Tottenham Hotspur und die Titel mit dem FC Basel, wo er eine Ära prägte, liegen weit in der Vergangenheit. Im Mai hatte er dem Trainerleben eigentlich schon den Rücken gekehrt, sich für Schalke aber aus dem Ruhestand zurückbegeben. Ob das eine kluge Entscheidung war?

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Christian Gross: Keine Wärme für leidende Schalker

Vor achteinhalb Jahren arbeitete Gross zuletzt in Europa, in der Schweiz bei den Young Boys Bern. Doch seither hat sich der europäische Fußball verändert. Die Frage ist, ob Gross' Werkzeuge noch die passenden sind. Der Polizisten-Sohn aus Zürich beteuert zwar, er habe vor allem die Premier League und die Bundesliga weiter verfolgt. Doch die tägliche Arbeit und das Niveau in Ägypten und Saudi-Arabien sind sicher nicht mit jenem in Europa zu vergleichen.

Zugute dürfte Gross sein Wissensdurst kommen. Er gilt als einer, der sich stets weiterbildet. Viel Zeit um seine Philosophie zu implementieren hat Gross bei Schalke allerdings nicht. Schon am 2. Januar empfangen die Königsblauen Hertha BSC. Allerdings geht es auf Schalke längst nicht mehr nur um das, was auf dem Spielfeld passiert. Sondern auch darum, was in den Köpfen vor sich geht.

Es ist nicht damit zu rechnen, dass Gross die leidenden Schalke-Profis in den Arm schließt. Er regiert eher mit strenger Hand. Aleksander Hleb erzählte einmal, Gross habe als VfB-Trainer sogar härter trainieren lassen als Felix Magath. Sein Auftreten in Stuttgart soll professionell distanziert gewesen sein. Zwar begrüßte er auf dem Vereinsgelände alle per Handschlag, allerdings endete da die Herzlichkeit. Ob Spieler, Manager oder Vereinsführung: Alle wurden gesiezt.

Gross gilt als guter Psychologe

Die Unnahbarkeit bedeutet aber nicht, dass Gross sich nicht mit seinen Spielern beschäftigt und sie zu motivieren vermag. Das gilt sogar als eine seiner Stärken. Schon in jungen Jahren soll er psychologische Ratgeber studiert haben. Es wird entscheidend sein, wie schnell er mit seiner Art Zugang zur Mannschaft findet.

"Wir müssen unsere gemeinsame Mission mit Entschlossenheit, Mut und Zuversicht angehen", forderte der 66-Jährige. "Mir ist wichtig, dass ich den Ehrgeiz jedes einzelnen Spielers spüre." Die Spieler sind in der Bringschuld. Gross verlangt zuallererst Aufopferung und Arbeitswille, so wie er es stets vorgelebt hat bei seinen bisherigen Stationen. Zumindest das trifft den Schalker Geist. Privilegien gibt es unter dem Schweizer durchaus, aber nur gegen Bezahlung – die Währung: harte Arbeit und Leistung. Davon sind die Schalker noch weit entfernt.

Gross schwor Verein und Mannschaft jedenfalls auf einen langen gemeinsamen Weg ein. Er hat nicht vor, schon nach wenigen Spielen wieder entlassen zu werden. "Wir müssen geschlossen auftreten, noch enger zusammenrücken, auf dem Platz mutig und clever sein", sagte er. "Und wir müssen uns bewusst machen, dass es kein Sprint wird, sondern ein Marathon - vielleicht bis zum allerletzten Spieltag."

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