Schiedsrichter-Zoff
Streit um Altersgrenze und DFB-Klage: Manuel Gräfe im Kreuzfeuer der Kritik
- Aktualisiert: 09.07.2021
- 14:31 Uhr
- ran.de
Peter Gagelmann hat seinen ehemaligen Schiedsrichter-Kollegen Manuel Gräfe harsch kritisiert. Der Ex-Referee aus Bremen unterstellt Gräfe, der Anzeige gegen den DFB wegen Diskriminierung erstattete, unter anderem Egoismus. Auch Markus Merk schaltet sich in die Debatte ein und teilt kräftig aus.
München - Im Streit um die Altersgrenze bei DFB-Schiedsrichtern gibt es ein neues Kapitel. Dabei wird der Ton rauer. Im Kreuzfeuer: Manuel Gräfe, der nun von mehreren Seiten hart angegangen wird.
So übt Peter Gagelmann, von 1999 bis 2015 Schiedsrichter in der Bundesliga, harsche Kritik an Gräfe.
Gagelmann: "Ich finde es egoistisch"
Im Podcast "sprengerspricht #media&sports" sagte Gagelmann: "Ich finde es egoistisch zu sagen: 'Aber ich möchte weitermachen, ich bin eigentlich viel zu wichtig für den Fußball.' Das sind nicht meine Werte, die vertrete ich nicht."
Dabei nahm Gagelmann kein Blatt vor den Mund und erinnerte Gräfe an ihre gemeinsame Vergangenheit: "Wir haben von diesem System profitiert, wir sind aufgestiegen, weil ein Schiedsrichter aufgehört hat."
Auch Merk kritisiert Gräfe: "Es ist ein Problem unserer Gesellschaft"
Neben Gagelmann kommt auch von Ex-Referee Markus Merk eine Breitseite. Der 59-Jährige sagte "Goal": "Es ist ein Problem unserer Gesellschaft, dass die Alten nicht loslassen können und den Nachkommenden die Chancen auf ein Vorankommen erschweren. Wir brauchen einen Wandel und eine Durchlässigkeit."
Dabei zeigte der Vorstand des 1. FC Kaiserslautern auch in Teilen Verständnis: "Man kann absolut darüber diskutieren, ob sie dem Leistungsprinzip entspricht, aber wir brauchen eine Entwicklung und müssen immer den Gesamtkontext sehen. Die Zahl der Plätze in der Bundesliga ist nun einmal begrenzt. Es handelt sich um ein Pyramidensystem, werden ganz oben Positionen versperrt, wirkt sich das bis ganz nach unten aus. Ein junger Schiedsrichter glaubt daran, es in die Bundesliga schaffen zu können. Das muss auch so bleiben", so Merk.
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Aber: Merk stellt sogar die Popularität Gräfes in Frage: "Gräfe war jetzt auch nicht der Schiedsrichter des letzten Jahrhunderts - das Maß aller Dinge. Da gab es andere in Deutschland und in Europa, die aufhören mussten. Irgendwann ist einfach mal Schluss."
Als Beispiel nannte er den Italiener Pierluigi Collina, der ebenfalls in bester Verfassung aufhören musste.
Gräfes Klage mit überwiegend positiven Reaktionen
Anfang des Monats hatte Gräfe angekündigt, Klage gegen den DFB wegen Diskriminierung einzureichen. Gräfe hatte seine Karriere nach der vergangenen Saison nach 289 Bundesliga-Einsätzen beenden müssen, er hatte die vom DFB festgesetzte Altersgrenze von 47 Jahren erreicht: "Ich verklage den DFB wegen Altersdiskriminierung. Der DFB nimmt mir das, was mir Freude macht. Natürlich gibt es auch finanzielle Verluste, ich werde versuchen, wenigstens diese geltend zu machen."
Auch hier gab es Gagelmann-Kritik: "Ich glaube, es geht ihm weniger um die Allgemeinheit, sonst hätte er auch schon vor Jahren klagen können. Er will wohl nochmal Geld abgreifen", so der 53-Jährige Bremer.
Gräfe erhält von weiten Teilen des deutschen Fußballs Rückendeckung. Hoffenheims Geschäftsführer, Alexander Rosen, etwa sprach beim DFB von "Funktionärs-Irrsinn". Bei einer Umfrage des "kicker" wurde Gräfe mit knapp 50 Prozenz Zustimmung zum besten Schiedsrichter der Bundesliga gewählt.
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