Über 23 Millionen! Hoeneß mit dem Rücken zur Wand
- Aktualisiert: 11.03.2014
- 16:17 Uhr
- SID
Für Uli Hoeneß wird es im Prozess wegen Steuerhinterziehung immer finsterer. Eine Steuerfahnderin belastet den Bayern-Präsidenten schwer und legt unglaubliche Zahlen offen.
München - Die Lage für den Steuersünder Uli Hoeneß wird immer unangenehmer. Am zweiten Tag seines Prozesses wegen Steuerhinterziehung teilte die zuständige Steuerfahnderin bei ihrer Zeugenaussage mit: Nach ihren vorläufigen Berechnungen anhand der nachträglich eingereichten Unterlagen ergebe sich eine Summe von insgesamt nun 23,7 Millionen Euro, die der Präsident von Bayern München hinterzogen hat. Dies sei der geschätzte "best case" für Hoeneß, heißt: Es könnten sogar noch mehr sein.
Bislang ist Hoeneß angeklagt, 3,545 Millionen Euro an Steuern hinterzogen zu haben. Die neue Zahl ergibt sich aus den Unterlagen, die der zuständigen Steueramtsrätin vom Finanzamt Rosenheim erst seit dem 27. Februar 2014 vorliegen. Weil die Unterlagen bislang nur oberflächlich untersucht werden konnten und auch "Millionen fehlen, von denen keiner weiß, wo sie sind", wie die Steuerfahnderin mitteilte, sei dies nur eine Schätzung. Diese nehme zudem den für Hoeneß günstigsten Fall an.
Prozessende wohl nicht am Donnerstag
Unklar ist, wie sich die neuen Erkenntnisse auf das Verfahren auswirken. Bislang sind sie nicht Gegenstand der Anklage. Fest steht bereits, dass am Mittwoch weitere Zeugen geladen sind, ein EDV-Sachverständiger und ein Buchprüfer. Es ist damit auch davon auszugehen, dass der Prozess länger dauert als bis Donnerstag. Ursprünglich sollte an diesem Tag bereits das Urteil verkündet werden.
In ihrer Aussage hatte die Steuerfahnderin zuvor von ihren enormen Schwierigkeiten in dem Fall berichtet. Die kompletten Unterlagen hatte sie erst vor zwei Wochen erhalten, allerdings "in einem großen Schuhkarton", wie der Vorsitzende Richter Rupert Heindl anmerkte.
Heißt: Die ganzen Unterlagen, nach Angaben der Steuerfahnderin "52.000 Blätter insgesamt", müssen erst noch geordnet werden, teilweise manuell. Und: "Manche Dinge lassen sich nicht nachvollziehen", sagte sie. Grund dafür sind offenbar mangelnde Angaben der Schweizer Bank, bei der Hoeneß zwei Konten unterhielt.
Weitere Fragen bleiben offen
Die Steueramtsrätin gab außerdem an, die "Grunddateien" der ihr zur Verfügung gestellten Unterlagen seien bereits am 18. Januar 2013 erstellt worden. Dies könnte bedeuten, dass Hoeneß am Tag nach der Einreichung seiner Selbstanzeige über Unterlagen verfügte, die genaueren Aufschluss über seiner Transaktionen auf den Konten seiner Schweizer Bank zuließen und diese zurückgehalten wurden. Tatsächlich ist unklar, ob bereits alle Informationen darin enthalten waren, die dann vor zwei Wochen den Ermittlungsbehörden übergeben wurden.
Eine erste Grobsichtung der neuen Unterlagen hatte in der Faschingswoche stattgefunden. Weitere Unterlagen seien dann am vergangenen Aschermittwoch (5. März) nachgereicht worden. Hanns Feigen, Anwalt von Hoeneß, hatte bereits am ersten Sitzungstag durchblicken lassen, dass aus den überraschend zugegebenen insgesamt 18,5 Millionen Euro Steuerschulden auch noch mehr werden könnten. In der bisherigen Anklage wird Hoeneß zudem vorgeworfen, einen Verlustvortrag von 5,5 Millionen Euro rechtswidrig geltend gemacht zu haben.
Externer Inhalt
Unterliegen liegen erst seit zwei Wochen vor
Die Rosenheimer Steuerfahnderin erklärte, bei der Abgabe der letzten Unterlagen auf zwei USB-Sticks, die Kontodaten der beiden Konten von Hoeneß auf einer Schweizer Bank sowie Excel-Dateien jener Bank enthalten hätten, habe die Verteidigung von Hoeneß nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Präsident und Aufsichtsrat des FC Bayern München zur "Steuerehrlichkeit zurückkehren und alles auf den Tisch legen wolle. Die Verteidigung habe "sehenden Auges Unterlagen vorgelegt", die zu einer "erheblichen" Erhöhung der hinterzogenen Steuern führen würden.
Unklar bleibt, wie die Selbstanzeige, die Hoeneß am 17. Januar 2013 abgegeben hat und von der er sich bislang auch eine strafbefreiende Wirkung erhofft hat, gewertet wird. Zum abgegebenen Zeitpunkt war sie womöglich unvollständig.
Ein Nachreichen von Unterlagen war vereinbart worden, doch alle Unterlagen haben die Steuerbehörden eben erst seit knapp zwei Wochen vorliegen. Auch die zehn Millionen Euro, die Hoeneß als Abschlagszahlung an das Finanzamt überwiesen hat, reichen nun wohl nicht mehr aus.