Immer wieder Gerüchte über Verhandlungs-Details
Vertragspoker mit den Bayern-Bossen: Manuel Neuer sucht die Machtprobe
- Aktualisiert: 14.04.2020
- 22:55 Uhr
- ran.de / Marcus Giebel
Die Vertragsverlängerung mit Manuel Neuer scheint für die Bosse des FC Bayern München Schwerstarbeit zu werden. Das hängt auch mit den Entwicklungen der vergangenen Wochen zusammen. Ein finanzielles Entgegenkommen der Nummer eins ist aktuell kaum zu erwarten.
München - Der letzte große Vertrag soll es werden. Für Manuel Neuer. Und nach den Vorstellungen des seit gut zwei Wochen 34-Jährigen offenbar einer mit einem in der Bundesliga nie dagewesenen Volumen.
20 Millionen Euro Jahresgehalt soll der viermalige Welttorhüter für seine Unterschrift beim FC Bayern München fordern. Dazu der neue Kontrakt - wie der aktuelle und 2021 endende - über fünf Spielzeiten laufen. So berichtet es der "kicker".
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Zahlen lassen auf Machtprobe von Neuer schließen
Stimmen diese Zahlen - und das Nürnberger Sportfachmagazin gilt als eines der seriösesten Medien der Branche -, dann lässt dies eigentlich nur einen Schluss zu: Manuel Neuer sucht die Machtprobe.
Mit seinem Arbeitgeber. Dem größten und erfolgreichsten Verein im Land. Der quasi in jedem Poker am längeren Hebel sitzt. Und sich überhaupt nicht gern auf der Nase herumtanzen lässt.
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Neuer testet sein Standing im Verein aus
Nun seien die Fronten verhärtet, wie es in derlei verfahrenen Situationen oftmals so schön heißt. Mit einem baldigen Kompromiss könne so bald nicht gerechnet werden.
Vielleicht lassen die Bayern ihren Kapitän gar von Bord. Dieses Risiko geht Neuer auf jeden Fall ein. Sicher ist: Er setzt einiges aufs Spiel. Testet zugleich aus, wie es um sein Standing im Verein wirklich bestellt ist.
Gehaltsforderung würde Neuer zum Topverdiener machen
Denn die kolportierte Gehaltsforderung würde ihn an die Spitze des Verdienst-Rankings spülen. Auch wenn es hierzu keine offiziellen und damit verlässlichen Zahlen gibt, durfte sich bislang offensichtlich noch kein Bayern-Profi eine zweistellige Millionensumme mit einer zwei an erster Stelle in den Vertrag schreiben lassen.
Doch wer, wenn nicht der Spielführer? Die jahrelange Nummer eins? Der Profi, der das Torwartspiel mit seiner Libero-ähnlichen Interpretation auf ein neues Level gehoben hat? So dürfte Neuer denken.
Wie sähe Plan B für Neuer aus?
Zweifellos ist er noch immer zu den besten seines Fachs zu zählen. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass nur noch Nuancen unterscheiden zwischen Toptorhütern und wahren Weltklassekeepern.
Und so stellt sich eben auch die Frage: Wie sieht für Manuel Neuer im Fall der Fälle der Plan B - wie Byebye Bayern - aus? Mit seiner Klasse auf der Linie, in der Strafraumbeherrschung und bei der Spieleröffnung würde er für so ziemlich jeden Verein ein Upgrade darstellen.
Viele Torwart-Transfers sind nicht zu erwarten
Allerdings ist in diesem Sommer auf dem Torwartmarkt nicht viel Bewegung zu erwarten. Denn wegen der Corona-Krise wird nicht annähernd so viel Geld in Umlauf sein wie aus den zuletzt überhitzten Sommer-Transferphasen gewohnt.
Zudem sind die Top-Klubs im Tor gut aufgestellt, investieren wohl eher in andere Positionen. Die "Bild" nannte den FC Chelsea als möglichen Abnehmer, denn an der Stamford Bridge macht sich Kepa Arrizabalaga - mit 80 Millionen Euro Ablöse teuerster Keeper der Welt - nicht nur Freunde. Weil das teilweise an Arroganz grenzende Selbstverständnis und die Leistungen des Spaniers zu selten Hand in Hand gehen.
Wiedersehen mit Guardiola unrealistisch
Der "kicker" brachte Manchester City um Ex-Bayern-Coach Pep Guardiola ins Spiel. Dort hütet der Brasilianer Ederson das Tor. Doch den "Citizens" droht eben auch ein vorübergehender Ausschluss aus der Champions League. Was Neuer abschrecken könnte.
Ansonsten wurde Juventus Turin ein Interesse nachgesagt. Dort könnte der "ewige Gigi" Gianluigi Buffon vor dem Karriereende stehen. Der 42-Jährige ist aber ohnehin nur Backup vom Polen Wojciech Szczesny.
Wechsel innerhalb der Bundesliga eher keine Option
Wirklichen Bedarf hat also keiner der Granden aus England, Italien, Spanien oder Frankreich. Ein Transfer innerhalb der Bundesliga dürfte für Neuer erst recht keine Option sein.
Schließlich stellt sich immer noch die Frage, welcher Verein bereit wäre, die offenbar aufgerufenen Konditionen zu zahlen. So könnte für Neuer am Ende bei einem Wechsel weniger herausspringen als beim bisherigen Angebot der Bayern, das dem "kicker" zufolge finanziell top gewesen sein soll.
Neuer gilt nach neun Bayern-Jahren als echter Roter
Entsprechend muss Neuer aufpassen, sich nicht zu verzocken. Es wirkt wie ein Spiel mit dem Feuer.
So besteht die Gefahr einiges einzureißen, was er sich in neun Jahren an der Säbener Straße aufgebaut hat. Der gebürtige Gelsenkirchener gilt längst als echter Roter, verkörpert das Mia-san-Mia-Gen wie ansonsten wohl nur Ur-Bayer Thomas Müller.
Neuer riskiert Verbleib über Karriereende hinaus
Eine weitergehende Anstellung im Verein, nachdem er die Handschuhe an den Nagel gehängt hat, schien eigentlich nur eine Frage der Position zu sein. Nun aber könnte die bereits gebaute Brücke zur Karriere nach der Karriere anfangen zu bröckeln.
Noch im vergangenen Herbst war das unvorstellbar, zwischen Führungspersonal und Keeper passte kein Blatt Papier. Weil Marc-Andre ter Stegen seinerzeit öffentlich mit seiner Reservistenrolle im Nationalteam haderte, schwoll Bayerns Übervater Uli Hoeneß der Kamm an.
Hoeneß verteidigt Neuer gegen ter Stegen
Der damalige Präsident schoss scharf gegen den Barca-Keeper, Bundestrainer Joachim Löw und letztlich auch den kompletten DFB. Mit Neuer sei ein "tadelloser Sportsmann" beschädigt worden, giftete Hoeneß.
Die Attacke wirkte für Außenstehende befremdlich, weil das Thema erst dadurch diese Bühne bekam. Auch Hoeneß dürfte bewusst gewesen sein, dass er über das Ziel hinausgeschossen war.
Nach Hoeneß-Aus verändert sich Binnenverhältnis
Wichtiger war dem fürsorglichen Vereinschef aber wohl ohnehin die Botschaft hinter der Botschaft: Hier kämpft ein Funktionär für seinen Spieler - gegen alle Widerstände. Wie eine Löwenmutter für ihr Junges.
Wenige Wochen später endete Hoeneß' Zeit als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender. Und seither scheint im Binnenverhältnis zwischen Neuer und der Chefetage nichts mehr wie zuvor. Das fing an mit den Begleitumständen der Verpflichtung von Schalkes Alexander Nübel kurz nach dem Jahreswechsel.
Indiskretionen bei Nübel-Gespräch und bei Verhandlungen
Angeblich soll Sportdirektor Hasan Salihamidzic die Nummer eins in einem Vier-Augen-Gespräch darüber unterrichtet haben, dass dem künftigen Backup bis zu 15 Spiele überlassen werden sollten. Neuer sei nicht nur das quasi befohlene Jobsharing sauer aufgestoßen, sondern auch die Berichte darüber.
Eine Indiskretion, die sich bei den Verhandlungen über den eigenen Vertrag wiederholen sollte. Zunächst veröffentlichte der "kicker" die Uneinigkeiten bei der Laufzeit, nun also den Zwist über das Salär.
Neuer muss nun auch sein Gesicht wahren
All das könnte eine Trennung forcieren. Dass Neuer weit von seinen bisherigen Forderungen abweichen wird, sollten die Bayern eher nicht hoffen. Denn nun geht es natürlich auch darum, das Gesicht zu wahren.
Marcus Giebel
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