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Bundesliga

VfB Stuttgart empfängt Dortmund: Punktsieger in Sachen Mentalität

  • Aktualisiert: 08.04.2022
  • 16:03 Uhr
  • ran.de
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© IMAGO/Sportfoto Rudel

Glaubt man der Tabelle, ist Borussia Dortmund der haushohe Favorit bei seinem Gastspiel in Stuttgart (Freitag, ab 20:30 Uhr im Liveticker auf ran.de). Doch der VfB hat Qualitäten, die der BVB in dieser Saison vermissen lässt.

München/Stuttgart - Die Bundesliga-Tabelle hatte schon immer ihre Probleme damit, die Gefühlslage der Klubs korrekt einzufangen. Sie konzentriert sich gemäß ihrer Natur auf harte Fakten und Zahlen

Vor dem Freitagabendspiel etwa zeichnet sie mit kühler Sachlichkeit folgendes Bild: Borussia Dortmund reist als Tabellenzweiter zum VfB Stuttgart, der nur einen Punkt vor dem Relegationsplatz liegt (ab 20:30 Uhr im Liveticker auf ran.de).

Die Rollen sind also verteilt, Dortmund ist der große Favorit, Stuttgart der klare Außenseiter. In einer "gefühlten Tabelle" lägen die beiden Kontrahenten allerdings enger beieinander. Das hat verschiedene Gründe.

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Unberechenbarkeit gefährlich für Dortmund

Duelle zwischen den Klubs locken immer mit einem gewissen Spektakel. Wer durch die Ergebnislisten stöbert, findet kaum ein 0:0, das jüngste stammt aus dem Winter 2012. Tore fallen eigentlich immer, wenn VfB und BVB aufeinandertreffen; in den vergangenen 14 Duellen stets mindestens drei. Eines der spektakulärsten Resultate dürfte das 5:1 der Stuttgarter im Westfalenstadion gewesen sein, als sich der VfB sich im Winter 2020 als Rausschmeißer von BVB-Trainer Lucien Favre betätigte.

Die Unberechenbarkeit in Duellen mit Stuttgart dürfte den Dortmundern in der aktuellen Lage gar nicht behagen. Dort wünscht man sich nichts sehnlicher als Konstanz. Nach der 1:4-Niederlage gegen RB Leipzig ist ein Sieg zur Beruhigung Pflicht. Es muss auch gar nicht ein 4:0 sein, ein schnödes 2:0 wäre sogar wohltuender für die aufgewühlte Dortmunder Seele.

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Stuttgart hat den Last-Minute-Glauben

Diesen Gefallen wird der VfB aller Voraussicht nach nicht machen - zumindest nicht ohne größeres Widerstreben. Die Schwaben mögen zwar 30 Punkte weniger auf dem Konto haben, in Sachen Mentalität liegen sie aber einige Zähler vor den Dortmundern.

Der Glaube an den Sieg endet beim VfB erst mit dem Schlusspiff. Gegen den FC Augsburg drehten die Schwaben die Partie durch Tore in der 79. und 85. Minute, gegen Union Berlin gelang ein Punktgewinn durch einen Treffer in der 90. Minute, den Sieg gegen Gladbach brachten sie in der 83. Minute nach einem zwischenzeitlichen 0:2 auf den Weg.

Dortmund ist dagegen dafür bekannt, gerne mal einzubrechen - das war auch gegen Leipzig zu beobachten.

Der VfB ist ein Vorbild bei Zweikämpfen

Der Einsatzwille der Stuttgarter spiegelt sich auch in der Zweikampf-Statistik wider: Der VfB gewinnt in der Bundesliga die meisten Duelle, noch vor dem FC Bayern. Der BVB ist als Zwölfter lediglich Mittelmaß in dieser Kategorie.

Für BVB-Trainer Marco Rose ist die Zweikampfführung ein Indiz für die Haltung einer Mannschaft, genauso wie die Bereitschaft, viel zu laufen und zu sprinten. "Das ist ein Punkt, auf den man sich einlassen muss, immer wieder, immer wieder. Dorthin entwickelt sich der Fußball", sagte er und warnte: "Wenn wir dort nicht aufpassen, kann es passieren, dass wir in Teilbereichen den Anschluss verlieren. Nur noch schön spielen, das wird auf Topniveau nicht mehr funktionieren."

Rose droht: Das wird sich beim BVB ändern!

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Borussia Dortmund Trainer Marco Rose spricht über bevorstehende Veränderungen beim derzeit kriselnden BVB.

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BVB will den Kader umstrukturieren

Für Rose ist die mangelnde Mentalität ein Faktor, warum der BVB in dieser Saison nicht konstant seine Leistung abruft. "Wir können es grundsätzlich liefern, müssen es aber auch machen - nicht nur 20, 25 Minuten oder mal ein Spiel, sondern regelmäßig alle drei Tage", forderte er, dazu gehöre, "dass ich mich ständig überwinden kann, in jedem Training daran arbeite, diese Fähigkeiten entwickle und sie nutze und einbringe und nicht, dass ich in Spielen weniger mache oder wegbreche, wenn irgendetwas passiert."

Der BVB-Trainer nimmt sich dabei auch selbst in die Pflicht: "Ich soll Teil der Lösung sein, ich bin als Cheftrainer verantwortlich dafür, die Dinge zu verbessern und auf den Weg zu bringen. Und wenn wir das nicht konstant hinbekommen, ist klar, dass ich auch die Verantwortung dafür trage." Der Satz fällt mitten hinein in eine Phase, in der Rose mancherorts schon angezählt wird.

Immer wieder stellt sich die Frage, ob der Trainer nicht zum Kader passt oder der Kader nicht zum Trainer. "Wir haben in den letzten Wochen für uns festgestellt, dass wir im Sommer versuchen wollen, den Kader ein Stück weit zu verändern und an bestimmten Stellschrauben zu drehen", kündigte Rose nun an.

VfB-Sportdirektor Mislintat stärkt Matarazzo

Von solchen Zweifeln ist VfB-Trainer Pellegrino Matarazzo weitgehend befreit - obwohl das Umfeld in Stuttgart bekanntlich ja nicht weniger schwierig ist. Matarazzo musste den VfB in dieser Saison schon durch einige Täler führen, zuletzt ging es aber wieder aufwärts, seit vier Spielen sind die Stuttgarter ungeschlagen. "Sie haben sich mehr als stabilisiert, sie können eine unglaubliche Wucht nach vorne entwickeln, haben viel Power und viel Tempo", weiß auch Rose.

Auch an Matarazzo wurde in dieser Saison schon gezweifelt, doch Sportdirektor Sven Mislintat stellte sich wie ein Schutzschild vor seinen Trainer, machte seine Zukunft im Klub von dessen Verbleib abhängig.

Es passt zu Mislintat, so ins Risiko zu gehen. Der von ihm geplante VfB-Kader ist voller Versprechungen, etliche Talente hat er dort versammelt. Die mangelnde Erfahrung birgt in einem harten Abstiegskampf aber eben auch Gefahren.

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Besondere Kulisse

Dass er aber ein feines Auge für Talente besitzt, hatte Mislintat schon in seiner Zeit beim BVB bewiesen, wo er acht Jahre lang fürs Scouting zuständig war. Auch in Stuttgart stellt er regelmäßig vielversprechende Spieler vor, wie den aufregenden Tiago Tomas, 19. Der Portugiese wird gegen den BVB hauptverantwortlich sein fürs Toreschießen, weil Stürmer Sasa Kalajdzic corona-infiziert ausfällt.

Nicht nur für Mislintat ist das Spiel gegen seinen alten Arbeitgeber ein besonderes. 60.000 Fans werden erwartet, für viele junge Spieler im Kader ein Novum in der Pandemie. Bei einer solchen Kulisse werden nicht nur Fakten zählen, sondern auch Gefühle.

Tim Brack

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