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VfL Wolfsburg in der Krise: Überforderung auf allen Ebenen - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 10.11.2025
- 21:56 Uhr
- Martin Volkmar
Der VfL Wolfsburg taumelt der Zweitklassigkeit entgegen, was aber bei weitem nicht nur am gefeuerten Trainer Paul Simonis liegt. Ein Kommentar.
Wenn man die Ursachen für die Krise des VfL Wolfsburg sucht, landet man schnell beim Machtzentrum des Bundesligisten.
Denn im achtköpfigen Aufsichtsrat sind nur zwei Personen unabhängig vom Klubbesitzer VW: Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann aufgrund seines Amtes und Ex-Meistertorwart Diego Benaglio. Er ist der einzige mit sportlicher Kompetenz, aber wohnhaft in Zürich und als Sportkoordinator der Schweizer U21-Auswahl ziemlich ausgelastet.
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Das verbliebene Sextett war oder ist für Volkswagen tätig, darunter der Gremiumsvorsitzende Sebastian Rudolph, im Hauptberuf Leiter Konzernkommunikation Volkswagen AG sowie Leiter der Öffentlichkeitsarbeit bei der Porsche AG.
Kritiker sind der Ansicht, dass alle mit der Aufgabe beim VfL überfordert sind. Einerseits aufgrund ihrer mangelnden Kenntnisse im Profi-Fußball, andererseits aufgrund ihrer eigentlichen Jobs – zumal sie diese offenbar derzeit auch nicht wirklich hinbekommen, wenn man die riesigen Probleme des einstigen Vorzeigekonzerns mit millionenschweren Verlusten als Maßstab nimmt.
Das Wichtigste in Kürze
VfL Wolfsburg: Fisch stinkt vom Kopfe her
So oder so: Beim VfL Wolfsburg stinkt der Fisch vom Kopfe her. Denn der Aufsichtsrat ist verantwortlich für die schwache sportliche Führung mit Geschäftsführer Peter Christiansen und Sportdirektor Sebastian Schindzielorz, die beide vor dem Rauswurf stehen sollen.
Der Däne Christiansen galt trotz überschaubarer Erfahrung in seiner Heimat bei seinem Dienstantritt im vergangenen Jahr als großer Hoffnungsträger, alles sollte besser werden. Doch das Gegenteil ist eingetreten: Führungsschwäche, fehlende Präsenz, schlechtes Kader- und Personalmanagement lauten die Hauptvorwürfe.
Externer Inhalt
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"Wenn ich das Problem bin, dann gehe ich gerne", bot er nach dem 1:2 in Bremen am Freitag bereits via "Sky" seinen Rücktritt an – bald könnte es so weit sein.
Zusammen mit dem Ex-Bochumer Schindzielorz, der Insidern zufolge bis heute ein Fremdkörper im Verein geblieben ist, stellte Christiansen einen teuren, aber gleichwohl unausgeglichenen Kader zusammen, der hilflos, lustlos sowie führungslos agiert und nach sechs Niederlagen in den vergangenen sieben Spielen Richtung Tabellenende rutscht.
Dabei haben die von VW seit Jahrzehnten bestens budgetierten "Wölfe" die Mannschaft mit dem siebthöchsten Marktwert der Liga, doch davon ist auf dem Platz nichts zu sehen.
VfL Wolfsburg: Problem liegt nicht nur beim Trainer
Als Erster musste dafür der unerfahrene Chefcoach Paul Simonis den Kopf hinhalten, der nach gerade mal elf Monaten beim niederländischen Erstligisten Go Ahead Eagles Deventer offensichtlich noch nicht bundesligareif war.
Doch ungeachtet der Fehler des Trainer-Novizen ist das Problem in Wolfsburg nach Ansicht fast aller Beobachter nicht alleine beim Übungsleiter zu suchen. Dazu reicht der Blick auf Simonis‘ Vorgänger.
Seit der Trennung von Dieter Hecking, der in seinen knapp vier Jahren den DFB-Pokal gewann und in die gerade für den Weltkonzern so prestigeträchtige Champions League einzog, hatte der VfL in den vergangenen neun Jahren zwölf verschiedene Cheftrainer – von denen nur vier länger als eine Saison bleiben durften.
Doch die Ungeduld in der Vereinsführung hat nichts gebracht, außer die seit 1997 im Oberhaus spielenden Niedersachsen immer näher an den Rand der Zweitklassigkeit.
Vermutlich würden die meisten Fans den graumäusigen Werksverein, der aktuell den zweitschlechtesten Zuschauerschnitt hat, gar nicht in der Bundesliga vermissen.
Zumal sich die Verantwortlichen derzeit alle Mühe geben, die Vorurteile gegen den vermeintlichen "Söldner-Klub" zu bestätigen.