Wieso, weshalb, warum: Der FC Bayern und die Transfergerüchte
- Aktualisiert: 10.06.2015
- 16:20 Uhr
- ran.de / Rainer Nachtwey
Immer wieder werden Spieler mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht. Ernsthaftes Interesse oder alles nur Taktik? Wie der Rekordmeister und die Paul Pogbas davon profitieren.
München - Beim FC Bayern steht weiterhin erst ein Neuzugang zu Buche: Joshua Kimmich kommt vom VfB Stuttgart zum Rekordmeister. Zwar kehren mit den verliehenen Pierre-Emile Höjbjerg und Julian Green zwei weitere Spieler zurück, die groß angekündigten Neuverpflichtungen lassen aber noch auf sich warten.
Daher machen in den letzten Wochen und Monaten jede Menge Gerüchte die Runde. Von Antoine Griezmann und Angel di Maria über Felipe Anderson oder Douglas Costa. Neueste Spekulation: Sadio Mane vom FC Southampton.
Keine 100 Millionen für einen Spieler
Bis auf di Maria alles keine Topstars. Dabei hatten die Bayern in Person von Finanzvorstand Jan-Christian Dreesen vor einiger Zeit erklärt, ein Transfer in der Größenordnung von 100 Millionen Euro sei für die Münchener möglich.
Möglich. Mehr nicht. Das soll nicht heißen, dass sie dies auch durchziehen werden. Vielmehr ist es gar unwahrscheinlich. "Der FC Bayern wird definitiv keinen Spieler für 100 Millionen Euro holen", sagte jetzt Karl-Heinz Rummenigge der "Sport Bild".
Spekulationen machen Spieler teurer
Warum also die widersprüchlichen Aussagen? Warum überhaupt die verschiedensten Spekulationen um Spieler? Was bezwecken die Klubs damit?
Klar ist: Je größer das Interesse eines Klubs an einem Spieler ist, desto höher treibt er den Preis. Das weiß auch Rummenigge. Deshalb hält er sich bedeckt, sagt immer wieder, dass er Namen nicht kommentieren werde, denn "ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Spieler dadurch alles andere als billiger werden".
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Thiago oder nix
Bestes Beispiel: Thiago Alcantara.
Als Pep Guardiola im Trainingslager des FC Bayern im Trentino damals seinen " Thiago oder nix"-Satz fallen ließ, dürfte es auch den Bayern-Verantwortlichen die Sprache verschlagen haben.
Denn dieses Bekenntnis erschwerte die Verhandlungen. Am Ende überwiesen die Bayern 25 Millionen Euro an den FC Barcelona, obwohl sein Marktwert damals nur auf 20 Millionen geschätzt wurde.
Falsche Informationen streuen
Die zahlreichen Spekulationen um aktuelle Neuzugänge - jeden Tag ein neuer - dürften Rummenigge und Co. daher gar nicht so ungelegen kommen.
Oftmals ist es auch der Fall, dass Klubs bewusst falsche Informationen streuen, um so die Ablöse zu drücken. Nicht umsonst sagte Klaus Allofs einst, während er den Transfer um Andre Schürrle vorantrieb: "Ein Ehrenwort im Fußball, das ist ja so eine Sache..."
Vielmehr ist es im Fußball, aber auch in anderen Sportarten, gängige Praxis.
Berater verdienen mit
Auf der anderen Seite profitieren auch die Spieler - und insbesondere ihre Agenten -, sobald ihr Name mit einem Klub in Verbindung gebracht wird.
Mit steigender Aufmerksamkeit lässt sich für die Berater ein höheres Gehalt herausschlagen, eine höhere Ablösesumme, bei der sie mitkassieren, bei ablösefreien Spielern ein höheres Handgeld bei der Vertragsunterschrift.
Siehe die Personalie Robert Lewandowski.
Kein Aktionismus
Ähnlich ist die Taktik von Spielerberater Mino Raiola bei Paul Pogba zu verstehen, dessen Name tagtäglich auf der Einkaufsliste der Topsklubs Europas zu finden ist.
Eben auch beim FC Bayern.
Aber genau dieses Vorgehen ist den Münchnern suspekt. Nicht umsonst sagte Sportvorstand Matthias Sammer unlängst im Interview mit der "Welt": "Neue Spieler müssen vor allem zum wunderbaren Charakter unserer Mannschaft passen. Es wird keinen Aktionismus geben."
Problem Gehaltsgefüge
Daher lässt sich auch erklären, warum neben di Maria zuletzt keine großen Stars, sondern eher aufstrebende Talente wie eben Felipe Anderson mit dem FC Bayern in Verbindung gebracht werden.
Die großen Stars Pogba oder di Maria könnten dagegen das Gehaltsgefüge der Bayern durcheinanderbringen. Das weiß auch Sammer: "Mit einem verrückten Transfer kann auch die Hygiene in der bestehenden Mannschaft gefährdet werden."
Die von Dreesen angekündigte 100-Millionen-Euro-Summe werden die Bayern daher wohl auf eine Vielzahl von Spielern verteilen und nicht auf einen einzelnen.