Champions League
Borussia Dortmund geht bei Manchester City baden: Warum der Erfolg des BVB ein zartes Pflänzchen ist
- Veröffentlicht: 06.11.2025
- 06:07 Uhr
- Justin Kraft
Borussia Dortmund verliert mit 1:4 bei Manchester City. Das Ergebnis zeigt einerseits eine bittere Realität, ist andererseits aber höher ausgefallen als nötig.
Von Justin Kraft
"So weit sind wir noch nicht." Sechs Worte von Niko Kovac, die den BVB in seiner aktuellen Situation womöglich perfekt beschreiben.
Der Trainer von Borussia Dortmund erklärte nach dem 1:4 gegen Manchester City bei "DAZN", dass man trotz Ambitionen nicht dieses Niveau habe. "Da wollen wir aber hin", schob er selbstbewusst nach.
Dieses Selbstbewusstsein haben sich die Dortmunder in den letzten Wochen und Monaten verdient. Unter Kovac ist es extrem schwer geworden, sie zu schlagen – für die meisten Teams.
Allerdings zeigen die teils deutlichen Niederlagen in der Champions League (FC Barcelona, Manchester City) und zuletzt auch in der Bundesliga (FC Bayern), dass nach oben noch einiges fehlt.
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BVB: Phasenweise gut, phasenweise schlecht
All diese Partien haben gemeinsam, dass der BVB auch gute Momente hatte. Gegen City gehörten den Schwarzgelben die ersten Minuten des Spiels und auch beim Stand von 0:3 begann man am Ende nochmal, sich offensiv mehr zu bemühen, kam nach dem 1:3 sogar fast noch zum 2:3.
Vor einigen Wochen gelang es den Dortmundern in der zweiten Halbzeit, den FC Bayern beinahe zum ersten Punktverlust zu zwingen. Es sind immer wieder Phasen und Momente, in denen es richtig gut läuft. Mehr aber auch nicht.
Zwischen den beiden guten Phasen lag gegen Manchester City eben auch jener Abschnitt in der ersten Halbzeit, der sie vermutlich die Chance auf einen Punktgewinn kostete. "Wir kamen gut ins Spiel, dann haben wir City komplett die Partie überlassen", ärgerte sich auch Nico Schlotterbeck hinterher.
Dortmund hat abermals gezeigt, dass sie punktuell Top-Fußball spielen können. Um aber eine Top-Mannschaft zu sein, brauchen sie Konstanz und die fehlt vor allem im Spiel mit dem Ball.
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Defensiv stabiler als es vier Gegentore vermuten ließen
Gegen den Ball sah es trotz der vier Gegentore indes gar nicht so schlecht aus. Zwei der vier Tore fielen aus Distanzschüssen. Laut Datenportal "Fotmob" kam City "nur" auf 1,94 Expected Goals. Nach Großchancen war die Partie sogar ausgeglichen: 2:2.
Taktisch hat der BVB es defensiv clever gemacht. Die Engländer hatten häufig kaum Ideen, wie sie ihre schnellen Stürmer hinter die Kette bekommen. Raum fanden sie mit zunehmender Spieldauer dann aber im Rücken der Sechser des BVB, weil diese sich regelmäßig herausziehen ließen und aus der Abwehrkette dann nicht nach vorn durchgeschoben wurde.
Vor allem Ramy Bensebaini verpasste es mehrfach, aggressiver nach vorn zu verteidigen. Beide Treffer von Phil Foden fallen unter anderem deshalb, weil der Algerier in der Kette bleibt und abwartet. Das ist dann aber weniger ein mannschaftstaktisches Problem als ein individuelles.
Dem BVB fehlt es im Abwehrbereich nach wie vor an individueller Qualität. Spieler wie Bensebaini oder Ryerson sind auf Bundesliga-Niveau solide bis gut. International sind sie defensiv aber oft überfordert mit dem höheren Spieltempo.
Offensiv kommt der BVB nicht in Fahrt
Offensiv sind die Probleme des BVB schon eher taktischer Natur – allerdings auf sehr kalkulierter Ebene. Gäbe es einen Regler, der zwischen maximaler Defensive und maximaler Offensive pendelt, so ist dieser bei den Dortmundern aktuell relativ weit in Richtung maximaler Defensive gestellt.
Kovac meidet das Risiko im Spiel nach vorn, um im Abwehrbereich möglichst hohe Absicherung zu haben. Umso mehr muss er sich aber auf Einzelleistungen im Angriffsdrittel verlassen – und die passen aktuell bis auf wenige Ausnahmen nicht. Nur Karim Adeyemi sorgte im Dreiersturm vorn regelmäßig für Gefahr.
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Maximilian Beier probierte einiges, blieb jedoch erneut glücklos und Serhou Guirassy ist seit vielen Wochen schon außer Form. Das Problem ist, dass die eigentlich gut organisierte Defensive unter dem Dauerdruck leidet, der gegen Mannschaften wie City entsteht, wenn man im Spiel nach vorn nicht ausreichend Entlastung hinbekommt.
Dortmund fehlen hier die kreativen Ideen, ihnen fehlt aber auch Qualität in Eins-gegen-Eins-Situationen. Gerade auf den Flügelpositionen war der Kader in den letzten Jahren nicht ausreichend gut besetzt. Adeyemi und Beier sind schließlich auch gelernte Stürmer und eigentlich nicht auf der Außenbahn zu Hause.
Der Erfolg von Borussia Dortmund ist ein zartes Pflänzchen
Wo steht der BVB jetzt also, nachdem man gegen Leipzig und Eintracht Frankfurt nach 90 Minuten jeweils nur Remis spielte, den 1. FC Köln erst spät schlug und Niederlagen gegen Bayern und Manchester City kassierte?
Es wäre nicht richtig, den Schwarzgelben jene Stabilität wieder abzusprechen, die in den vergangenen Wochen zu Recht gelobt wurde. Die Grundstabilität ist weiterhin vorhanden. Nur zeigt sich gegen stärkere Gegner eben, dass den Dortmundern in allen Mannschaftsteilen Qualität fehlt. Auch weil die Kaderplanung in den letzten Jahren wegen einiger Trainerwechsel wenig zusammenhängend war.
Kovac könnte nun in der glücklichen Lage sein, mittelfristig Kontinuität in die Planungen zu bringen – wenn er es schafft, dass der BVB in der Bundesliga seinen Punkteschnitt bestätigt. Auf diesen Erfolg aufbauend wäre es denkbar, dass der Kader im kommenden Sommer noch stärker auf seine Bedürfnisse ausgerichtet wird.
Vielleicht ist man dann auch soweit, großen Gegnern in der Champions League wieder auf Augenhöhe zu begegnen. Allerdings, und das gehört zur Wahrheit dann eben auch dazu, liegen auf dem Weg dorthin noch viele Konjunktive herum. Der aktuelle Erfolg des BVB ist eben doch ein zartes Pflänzchen – und Manchester City hat das gnadenlos aufgezeigt.