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Schiedsrichter-Analyse

Champions League - Inter Mailand vs. FC Barcelona: Flick-Kritik! Schiedsrichter-Experte Urs Meier bewertet Leistung von Marciniak

  • Aktualisiert: 07.05.2025
  • 23:48 Uhr
  • Kai Esser

Im Halbfinale der Champions League siegt Inter Mailand in einem emotionalen Spiel gegen den FC Barcelona. Schiedsrichter Szymon Marciniak steht in der Kritik. Schiri-Experte Urs Meier klärt im ran-Interview die wichtigsten Fragen.

von Kai Esser

Das Halbfinale in der Champions League zwischen Inter Mailand und dem FC Barcelona war hoch emotional. Am Ende gingen die Italiener im Rückspiel nach der Verlängerung (4:3) siegreich vom Platz.

Alleine im Rückspiel gab es viele strittige Szenen. Im Mittelpunkt: Schiedsrichter Szymon Marciniak.

Barca-Coach Hansi Flick war nach dem Spiel mit der Leistung des Unparteiischen unzufrieden.

Deshalb haben wir den ehemaligen Schiedsrichter Urs Meier kontaktiert, um mit ihm über die strittigsten Szenen zu sprechen. Meier wurde sieben Mal Schiedsrichter des Jahres in der Schweiz und durfte 2002 das Finale der Champions League leiten.

Im ran-Interview gibt er seine Eindrücke zu den Geschehnissen ab.

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Inter Mailand vs. FC Barcelona: Urs Meier im Interview

ran: Herr Meier, fangen wir doch mit dem Elfmeter an, den Inter Mailand bekommen hat. Im ersten Augenblick wirkte es so, als hätte Cubarsi gegen Martinez den Ball gespielt. Wie schätzen Sie die Situation ein?

Meier: "Die erste Kameraperspektive und auch aus Sicht des Schiedsrichters wirkte es so, als sei der Ball gespielt worden. So wie der Ball sich nach dem Zweikampf verhielt, dachte man auch, dass es im Prinzip ein korrektes Tackling war. Aber die Hintertorkamera gab mehr Aufschluss. Da sieht man, dass Martinez das Bein richtig rein stellt und dass Cubarsi zuerst das Bein trifft und dann im Prinzip noch den Ball irgendwo. Also ist es ein Elfmeter."

ran: In der zweiten Halbzeit gab es eine Szene zwischen Henrikh Mkhitaryan und Lamine Yamal, ganz knapp an der Strafraumgrenze. Da hat Marciniak erst auf Elfmeter entschieden, wurde dann aber korrigiert. War das richtig?

Meier: "Mit den Bildern, die ich zur Verfügung hatte, würde ich sagen, dass es knapp außerhalb war. Ein Foulspiel findet dort statt, wo der erste Kontakt passiert. Und Marciniak hat es auch gut verkauft, indem er anzeigte, dass es wirklich ganz knapp außerhalb gewesen ist. Und anhand der Geste des verteidigenden Spielers sah man, dass er schon genau gewusst hat, wann er das Tackling ansetzte. Und dass es noch außerhalb war. Also ja, mit dem Entscheid kann ich gut leben."

ran: Sie haben ja in der Vergangenheit durchaus auch mal Kritik an dem Video Assistant Referee geübt. Sind das für Sie so zwei Situationen, wo Sie sagen: perfekt ausgeführt, dafür haben wir ihn?

Meier: "Ja. Natürlich mit den Bildern, die wir hatten, gerade in der ersten Situation mit dem Elfmeter, war das perfekt. Ich hätte wahrscheinlich genauso entschieden wie Marciniak. Also erstmal kein Elfmeter. Der ganze Ablauf hat gestimmt. Ich habe Marciniak im Schweizer Fernsehen auch gelobt. So macht der VAR Sinn. Ich sage ja immer wieder, wenn es dem Fußball hilft, wenn es der Gerechtigkeit hilft, dann ist das immer etwas Positives. Das war jetzt sicher so ein Fall."

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Urs Meier widerspricht Barca-Trainer Hansi Flick

ran: Und dann gab es noch eine letzte Szene. Da hat Inter Mailand in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit der Verlängerung einen Ball nach vorne gespielt und dann pfeift Marciniak ab. Da haben sich alle Bayern-Fans so ein bisschen an letzte Saison erinnert. In Madrid ist ihm das ja schon mal passiert. Wie haben Sie die Szene gesehen?

Meier: "Ja, das sehe ich auch so. Also ich glaube, er hat schon in der Verlängerung zu lang laufen lassen und war dann nicht so konzentriert bei diesem Abpfiff. Der war natürlich super unglücklich. Aber es war schön, dass die Szene ja ein Angriff für Inter gewesen wäre und es mit dem Spielausgang nichts mehr zu tun hat. Und dass dann ein Inter-Spieler den Schiedsrichter umarmt, so in einer freundschaftlichen Gestik gesagt hat: 'Ja, scheiße, kann auch dir passieren', das war wirklich eine wunderbare Szene. Wo man eben auch sieht, welchen Respekt sich Marciniak in all den Jahren erarbeitet hat. Ich fand diese Szene gut. Aber natürlich war es ein unglücklicher Abpfiff von Marciniak. Das hat ihm wahrscheinlich selber am meisten wehgetan. Und da muss er tatsächlich an sich arbeiten. Das war nicht gut."

ran: Wie bewerten Sie die Spielleitung insgesamt? Hansi Flick hatte ja nach dem Spiel die Meinung "alle 50:50-Entscheidungen waren gegen uns".

Meier: "Das ist sein Gefühl gewesen in dem Moment. Da kam sicher noch die Elfmeter-Szene mit Yamal dazu, die er noch im Kopf hatte. Und vielleicht hat er auch die Szene, die zum 3:3-Ausgleich geführt hat, im Kopf. Die hat er wahrscheinlich aus seiner Sicht auch noch als Stürmerfoul gewertet. Also ich glaube, er würde diese Aussage heute, nachdem er die Bilder und das ganze Spiel gesehen hat, wahrscheinlich so nicht mehr treffen. Das war aus seiner Enttäuschung heraus. Es war ja auch ein sehr aufwühlendes, tolles Fußballspiel. Also ich sehe es nicht so, wie Hansi Flick das gesehen hat. Da bin ich anderer Meinung."

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