Ein Raubein auf dem Weg ins Abseits
- Aktualisiert: 01.10.2013
- 14:21 Uhr
- SID
Jones arbeitet bei Schalke 04 weiter an seinem negativen Image. Das sorgt auch bei den Bossen für Verstimmung. Macht er bald den Abflug?
Basel - Jermaine Jones hat Zeit seiner Karriere als Profi-Fußballer polarisiert, und ihm ist das immer egal gewesen. "Jeder Hass, der dir entgegen gebracht wird, ist auch ein bisschen Neid und Angst", sagte er nach seinem legendären Tritt gegen Marco Reus vor knapp zwei Jahren und behauptete: "Alle großen Vereine haben irgendwo ein positives Arschloch - das brauchst du in meinen Augen."
Vor dem Gastauftritt in der Champions League beim FC Basel am Dienstag (ab 20:30 Uhr im Liveticker) muss der Mittelfeldspieler von Schalke 04 mal wieder aufpassen, dass das "positiv" auch in den Köpfen der königsblauen Fans haften bleibt. Spätestens seit seinem Auftritt beim 3:3 in Hoffenheim und der folgenden Suspendierung läuft Jones Gefahr, dass seine Schalker Zeit nach sechs Jahren ein unrühmliches, vielleicht sogar abruptes Ende nehmen wird.
Darf Jones gegen Augsburg wieder mitmischen?
"Einiges angestaut" habe sich, sagte Trainer Jens Keller, der Jones' Suspendierung für die Partie in der Schweiz nicht nur mit sportlichen Defiziten begründen wollte. Konkret wurde der Coach ebenso wenig wie Sportdirektor Horst Heldt. Auffällig war aber, dass sich die Schalker Bosse mit definitiven Aussagen zum Fortgang der Dinge zurückhielten.
"Zunächst mal" gelte die Denkpause nur für das Basel-Spiel, sagte Keller, man müsse dann am "Donnerstag und Freitag sehen, was am Samstag ist". Dann ist der FC Augsburg Schalker Gegner. Heldt meinte, er werde "ganz sicher nicht" die weitere Vorgehensweise des Klubs im Fall Jones öffentlich erörtern.
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Öffentliche Äußerungen sorgen für Wirbel
Fakt ist, dass Jones den eigenen Anspruch, ein Schalker Führungsspieler zu sein, auf dem Platz nicht erfüllt. Hoffenheim war nur der Tiefpunkt einer bislang verkorksten Saison. Auch seine Äußerungen abseits des Rasens waren nicht immer glücklich gewählt.
Seine Aussage kurz vor Saisonbeginn, um die Meisterschaft mitspielen zu wollen, rief nicht erst nach dem katastrophalen Start in die Spielzeit Kopfschütteln hervor. Als dann die sportliche Krise Gestalt annahm, giftete Jones gegen das königsblaue Umfeld. Auf Schalke werde "schneller alles schlecht geredet als woanders". Es herrsche "immer Dauertheater", so könne man keinen Erfolg haben.
Wer kann Routinier Jones adäquat ersetzen?
Auch mit seinem Verhalten nach der Suspendierung stieß der impulsive Jones auf wenig Verständnis. Er wolle die "Gelegenheit" nutzen, um seinen Meniskus glätten zu lassen - die eigenmächtig ins Auge gefasste Operation hätte ihn mal eben sechs Wochen außer Gefecht gesetzt. Tags drauf hatte er sich offenbar doch entschlossen, kein Öl mehr ins Feuer zu gießen, und nahm kurzerhand Abstand von einem Eingriff.
Trotz allem könnten Heldt und Keller ihr Problemkind sogar noch dringend benötigen in den kommenden Wochen, denn gerade auf Jones' Position im defensiven Mittelfeld knirscht es gewaltig. Roman Neustädter ist seit Wochen völlig von der Rolle, und das 18 Jahre alte Top-Talent Leon Goretzka versucht auf der ganz großen Bühne bislang vergeblich, sein Potenzial abzurufen. Marco Höger ist der einzige etatmäßige Sechser, der derzeit einigermaßen stabil seinen Dienst verrichtet.
Karriere-Ende in Los Angeles wahrscheinlich
Doch selbst wenn Jones noch mal ins Team zurück darf - der dreimalige deutsche Nationalspieler, der seit Oktober 2010 für das US-Team spielt, scheint seinen Zenit mit 31 Jahren überschritten zu haben. Die Zeiten, in denen die Schalker Bosse wegen ansprechender Leistungen des Großverdieners auch dessen Eskapaden in Kauf nahmen, sind offensichtlich vorbei. Seinen absichtlichen Tritt auf den gebrochenen Fuß des damaligen Gladbachers Marco Reus, der ihm zwei Monate Sperre einbrachte, hatten sie ihm Ende 2011 noch verziehen.
Jones' Weg scheint nun vorgezeichnet. "Ich bin zwar in Deutschland geboren, aber zur Hälfte bin ich Amerikaner. Eines Tages werde ich in L.A. leben", sagte Jones einst. In Hollywood hat er mittlerweile für sich, seine Frau Sarah und die fünf Kinder ein Haus gekauft. Und da er in den USA im Gegensatz zu Deutschland durchweg hohen Respekt genießt, könnte es sein, dass ihm Los Angeles Galaxy in der Major League Soccer noch einen Vertrag gibt - dass Schalke es tut, ist mehr als unwahrscheinlich.