UEFA Champions League
FC Bayern München vs. Manchester City: Pep Guardiola entfernt sich emotional von seiner alten Liebe
- Aktualisiert: 19.04.2023
- 19:00 Uhr
- ran.de/Stefan Kumberger
Pep Guardiola ist wieder in München. Der Ex-Trainer des FC Bayern steht auf der Schwelle zum Champions-League-Halbfinale und muss nur noch den deutschen Rekordmeister aus dem Weg räumen. Dabei hat der Trainer von Manchester City keinen Sinn für Sentimentalitäten.
Aus der Allianz Arena in München berichtet Stefan Kumberger
Schwarzer Pullover, schwarzes Sakko, schwarze Hose und schwarze Schuhe. Pep Guardiola wurde auch am Dienstagabend bei der Abschlusspressekonferenz im Bauch der Münchner Arena seinem Ruf als Stilikone unter den Top-Trainern gerecht.
Seine Miene passte derweil teilweise sehr zu seinem fast düsteren Outfit. Keine Spur von Euphorie, keine Spur von überbordender Selbstsicherheit. Der Katalane wirkte hochkonzentriert und fokussiert.
Bedenken, seine Mannschaft könnte wie in den letzten Jahren auf den Stufen zum europäischen Fußball-Thron doch noch scheitern, wischte Pep bei Seite.
"Jetzt haben wir eine andere Situation, wir haben das Hinspiel 3:0 gewonnen", sagte der 52-Jährige und erklärte später zudem, dass die große Historie des FC Bayern keine Rolle spiele. "Wir spielen morgen Elf gegen Elf", so Guardiola.
Rationaler geht es kaum.
Ergebnisverwaltung ist nicht Guardiolas Sache
Ein Lächeln war dem Trainer von ManCity nicht zu entlocken. Immer wieder kniff er die Augen zu, presste die Lippen zusammen und blickte kritisch in die Gesichter jener Reporter, die ihm eine Frage stellten.
Guardiola will seinen Weg gehen. Ergebnisverwaltung? Nicht mit Pep!
"Ich war hier bei diesem Verein. Ich weiß, wie sie bei Bayern ticken. Ich weiß, woran sie glauben", sagte er und verkündete, dass Ergebnisverwaltung nicht die Taktik seiner Elf sein werde. "Wir sind nicht hier, um etwas zu verteidigen. Wir wollen unser Spiel durchziehen."
Das musste in den Ohren der bayerischen Fans fast schon wie eine Drohung klingen. Gerade diese rationale, fast roboter-artige Kühle, die man einem Katalanen eigentlich gar nicht zutraut, hatte den FC Bayern schließlich beim Hinspiel in Manchester ins Verderben getrieben.
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Manchester City und Pep Guardiola: Fußball wie aus dem Computer
Manchester City – das ist aktuell perfektionistischer, durchdachter und konsequent durchgezogener Fußball. Die "Citizens" wirkten nicht nur vor einer Woche, sondern auch in den Monaten davor, wie ein perfekter Computer, dessen Erfolg sich eiskalt berechnen lässt.
Ein Wunder, wie es der FC Bayern am Mittwochabend braucht, kommt in dieser Gleichung nicht vor. "Wir müssen die Emotionen händeln können", so Guardiola. Er will den Bayern auch in der Allianz Arena seinen offensiven Stempel aufdrücken. Keine Gnade für die alte Liebe!
Pep Guardiola: In München wird er immer noch geliebt
Und das obwohl Guardiola immer noch von vielen Fans in München fast vergöttert wird. Wenngleich der Top-Trainer unter damals besten Voraussetzungen mit dem FC Bayern nicht einmal in drei Jahren das Finale der Königsklasse erreichen konnte.
Pep ist auch intern beim Rekordmeister hoch angesehen. Gerade die Mitarbeiter hinter den Kulissen erinnern sich gerne an seine Art, seine Lebensweise und seine Idee vom Fußball.
Zudem wird Guardiola auch immer wieder auf dem Münchner Oktoberfest gesichtet. Alte Liebe rostet dann eben doch nicht.
Pep Guardiola kämpft jetzt für Abu Dhabi
Gerade deswegen hellte sich seine Miene auch etwas auf, als er von ran konkret auf München und seine Zeit dort angesprochen wurde.
"Ich hatte hier eine unglaubliche Zeit. Der Verein ist außergewöhnlich. Ich habe hier viele Freunde, das Stadion ist unglaublich", schwärmte der Katalane und fügte an, dass er sehr gute Erinnerungen an die bayerische Landeshauptstadt habe.
Doch dann schaltete Guardiola sofort wieder in den unterkühlten Modus: "Ich hoffe, dass die Fans ruhig bleiben. Wir sind hier für Business, ich bin hier, um zu gewinnen."
Es war der Abschluss einer Pressekonferenz, die vielen Bayern-Fans verdeutlicht haben dürfte, dass Pep sich eben auch als Dienstleister sieht und jetzt bereits seit sieben Jahren für die Scheichs aus Abu Dhabi nach Trophäen jagt.
Joshua Kimmich: Kein Kontakt zu Pep
Dazu passt auch, dass Guardiola wohl schon beim Hinspiel keinen Kontakt zu seiner Münchner Vergangenheit suchte – nicht einmal zu einem seiner Lieblingsschüler vergangener Tage: Joshua Kimmich.
Auf die Frage von ran nach dem Hinspiel, ob es zwischen ihm und Pep Kontakt gegeben habe, sagte Kimmich: "Es gab gar keinen."
Guardiola und seine alte Liebe: Geht es ums Geschäft, ist sie erkaltet.