Champions League: RB Leipzig gegen Paris St. Germain
Julian Nagelsmann vs. Thomas Tuchel: Perfektionisten mit gemeinsamen Wurzeln
- Aktualisiert: 18.08.2020
- 23:04 Uhr
- ran.de
Am Dienstag treffen RB Leipzig und Paris St. Germain mit ihren Trainern Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel im Champions League-Halbfinale (21 Uhr im ran.de-Liveticker) aufeinander. Tuchel entdeckte Nagelsmann einst in der Regionalliga Bayern, trotzdem haben beide keine besondere Beziehung zueinander.
München - Vor 13 Jahren war die große europäische Bühne noch ganz, ganz weit weg.
Thomas Tuchel trainierte damals die zweite Mannschaft des FC Augsburg in der Regionalliga Bayern. Zum Kader der FCA-Reserve gehörte Julian Nagelsmann, ein 20 Jahre alter Innenverteidiger, der zwar ambitioniert, aber meistens verletzt war.
Wegen eines Meniskus- und Knorpelschadens musste Nagelsmann seine Karriere schließlich früh beenden. Tuchel, damals selbst erst 34 Jahre alt, waren das Spielverständnis und die analytischen Fähigkeiten seines Abwehrspielers allerdings nicht entgangen. Weshalb er Nagelsmann als Analysten in seinen Trainerstab beförderte und seitdem als dessen Entdecker gilt.
Ein freundschaftliches oder gar ein Meister-Schüler-Verhältnis haben die beiden dennoch nicht. "Natürlich war ich sein Spieler, aber das ist lange Jahre her. Ich bin im Tagesgeschäft, genau wie er. Wir hatten noch nie ein extrem inniges Verhältnis", sagte Nagelsmann bei "Sky". Auch wenn sein Weg unter Tuchel begonnen habe, gebe es mittlerweile keinen Kontakt mehr, sagte Nagelsmann bereits vor einigen Jahren als Hoffenheim-Coach: "Er ist ein normaler Kollege, wie alle anderen auch."
Ein ganz besonderes Trainer-Duell
Auch wenn die beiden Trainer sich offenbar nicht mehr allzu viel zu sagen haben, ist das Wiedersehen im Champions-League-Halbfinale zwischen RB Leipzig und Paris St. Germain am Dienstag (21 Uhr im Liveticker auf ran.de) aufgrund ihrer gemeinsamen Vorgeschichte natürlich trotzdem ein ganz besonderes Trainerduell.
Denn über ihre gemeinsame Zeit in Augsburg hinaus gibt es einige Parallelen. Sowohl Tuchel wie auch Nagelsmann waren in ihrer aktiven Zeit Abwehrspieler, beide mussten aufgrund von Knorpelverletzungen ihre Karrieren früh beenden und schafften es im Anschluss sehr jung als Cheftrainer in die Bundesliga. Tuchel war erst 35 Jahre alt, als er im August 2009 bei Mainz 05 die Nachfolge von Jörn Andersen antrat und schon sehr bald mit den "Bruchweg-Boys" und bedingungslosem Offensivfußball für Furore sorgte.
Julian Nagelsmann folgte in Hoffenheim im Alter von 28 Jahren auf den erkrankten Huub Stevens und führte die auf einem Abstiegsplatz liegende Mannschaft zum souveränen Klassenerhalt. Bis heute ist er damit der jüngste Cheftrainer in der Bundesliga-Geschichte.
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Die Unterschiede liegen in der Persönlichkeit
Beide bevorzugen ein klassisches 4-4-2 mit zwei defensiven Mittelfeldspielern oder Raute und sehr offensiv ausgerichteten Flügelspielern. Beide sind für ihre Matchpläne und exakten Gegneranalysen bekannt. Sportlich ähneln sich die Ansätze also durchaus, aber menschlich unterscheiden sich Tuchel und Nagelsmann stark.
Während der asketische Thomas Tuchel als unnahbar gilt, abseits der Pressekonferenzen kaum Interviews gibt und ihm nach seinen Abgängen in Mainz und Dortmund nachgesagt wurde, nicht die einfachste Person im zwischenmenschlichen Bereich zu sein, hat Julian Nagelsmann fast immer einen lockeren Spruch auf den Lippen.
Der Leipzig-Coach setzt modische Akzente an der Seitenlinie und sorgte mit seinen durch Permanent Make Up verschönerten Augenbrauen tagelang für Schlagzeilen. Diese charakterlichen Unterschiede dürften auch der Grund sein, warum das Verhältnis zwischen den beiden Trainern zwar von Respekt geprägt, aber eher kühl ist.
"Sie sind weder als Trainer noch als Menschen gleich", sagte einst Eugen Polanski, der in Mainz und Hoffenheim unter beiden gespielt hatte: "Aber natürlich gibt es Parallelen. Ganz grob kann ich das so beschreiben: Im Training arbeiten beide sehr hart und akribisch daran, am Wochenende auf dem Feld viele Lösungen für eine bestimmte Situation parat zu haben."
Nagelsmann machte sein Meisterstück auf europäischer Ebene
Beide gelten als Perfektionisten, Fußball-Intellektuelle, die das Spiel bis ins kleinste Detail analysieren. Während Tuchel, den eine Freundschaft mit Pep Guardiola verbindet, schon längst zur Riege der europäischen Top-Trainer gehört, machte Nagelsmann mit dem Leipziger Sieg über Atletico Madrid und Diego Simeone sein Meisterstück auf europäischer Ebene. Nun würde er zu gerne seinen auch seinen einstigen Entdecker auscoachen.
"Thomas Tuchel hat einfach immer eine Idee vom Fußball und kann die seiner Mannschaft vermitteln", sagte Nagelsmann mit Blick auf das Duell mit PSG: "Es wird sehr spannend, wie wir diesen Speed wegkriegen und den Gegner so bearbeiten, dass wir selber Torchancen erspielen."
In den Champions-League-Duellen mit Jose Mourinho und Diego Simeone hat es Nagelsmann bereits geschafft, passende Lösungen zu finden.
Christian Stüwe
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