Champions League
Matthias Jaissle: Der neue Kronprinz im RB-Land ist der große Profiteur des Trainer-Dominos
- Aktualisiert: 29.09.2021
- 16:27 Uhr
- ran.de/Martin Jahns und Julian Huter
Der Deutsche Matthias Jaissle ist als Trainer von Red Bull Salzburg noch unbesiegt. Mit einem Sieg gegen den OSC Lille könnte Sazburg die Weichen für das Weiterkommen stellen. Für den 33-Jährigen ist es der vorläufige Höhepunkt eines märchenhaften Aufstiegs, der ihn möglicherweise schon bald zurück in die Bundesliga führen könnte.
München – Matthias Jaissle hat eine besondere Gabe. Die nämlich, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Anders ist der kometenhafte Aufstieg des 33-jährigen Schwaben kaum zu erklären: Junioren-Trainer, Zweitliga-Coach, Champions-League-Teilnehmer. Stationen, für die selbst große Trainer eine Dekade benötigten, klapperte Jaissle in zehn Monaten ab.
Mit Red Bull Salzburg kämpft der gebürtige Nürtinger in der Champions League gegen den OSC Lille (21 Uhr im Liveticker auf ran.de) um die Fortsetzung seiner Erfolgsserie. In seinen vierzehn Spielen als Cheftrainer in Salzburg ist Jaissle noch ungeschlagen.
Jaissle - der Domino-König
Das einzige Remis musste er am 1. Spieltag beim 1:1 gegen den FC Sevilla hinnehmen, als sein Team gleich zwei Elfmeter verschoss. Ansonsten ist seine Bilanz makellos.
Dennoch gibt sich der deutsche Übungsleiter bescheiden. "Lille geht als Favorit in die Partie. Lille hat unfassbare Qualität, vor allem in der Offensive. Da müssen wir auf der Hut sein", warnt Jaissle vor dem französischen Meister.
"Ich bin sehr demütig und bescheiden aufgrund meiner jungen Trainerkarriere.", sagte der 33-Jährige vor ein paar Wochen. Jaissle war sogar vor knapp einem Jahr noch U18-Coach bei Salzburg. Doch dann fiel der erste Dominostein.
Mainz bringt den Stein ins Rollen
Der 1. FSV Mainz 05 trennte sich zum Jahreswechsel von Trainer Jan-Moritz Lichte. Einen Nachfolger fand man in Österreichs 2. Liga: Bo Svensson wurde vom Red-Bull-Farmteam FC Liefering abgeworben und ging an den Bruchweg.
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Red Bull schenkte Matthias Jaissle das Vertrauen und beförderte ihn im Januar 2021 erstmals auf einen Chefposten im Profibereich. Bei Liefering setzte Jaissle die Arbeit seines Vorgängers konsequent fort und festigte den zweiten Tabellenplatz – schrammte am Ende sogar nur um ein Törchen an der Tabellenspitze vorbei.
Im April sorgte der FC Bayern für das nächste Trainer-Beben: Die Verpflichtung von Julian Nagelsmann löste im Red-Bull-Konstrukt erneut einen Dominoeffekt aus.
Marsch-Wechsel ermöglicht Aufstieg nach Salzburg
Jesse Marsch wurde noch im April als Nagelsmann-Nachfolger in Leipzig in Position gebracht. Für Salzburg wiederum wurde der damalige Wolfsburger Coach Oliver Glasner gehandelt. Doch Sportchef Christoph Freund hatte einen anderen Plan für die Saison 2021/22: Matthias Jaissle, nach gerade einmal vier Monaten als Zweitliga-Coach.
"Jaissle war unser Plan A", sagte Freund bei der Verkündung der Nachfolge Ende April: "Die Entscheidung war länger vorbereitet, für den Fall, dass Jesse gehen würde. Für Matthias Jaissle spricht Matthias Jaissle."
Rangnick holte Jaissle zu Hoffenheim
Doch woher kommt das Urvertrauen in Jaissle bei RB? Vielleicht aus einer gemeinsamen Konstante im Aufstieg des Fußball-Imperiums Red Bull und des Ex-Spielers und jetzigen Trainers Matthias Jaissle: Ralf Rangnick.
Der holte den einstigen Spieler Jaissle mit 18 Jahren zur TSG Hoffenheim, bei der der damalige Innenverteidiger in der Herbstmeisterschafts-Hinrunde 2008/2009 Stammkraft war und zum U21-Nationalspieler reifte. Doch schon im Herbst 2009 begann der Anfang vom Ende seiner Spielerkarriere: Kreuzbandriss, Meniskuseinriss, später dann Achillessehnenprobleme. In fünf Jahren absolvierte Jaissle nur noch drei Einsätze über 90 Minuten. 2014 kam dann das vorzeitige Karriereende mit 26 Jahren.
Rangnick ist Jaissles ewiger Förderer
Doch die enge Verbindung zu Mentor Rangnick blieb bestehen. Der gebürtige Schwabe arbeitete schon in der Schlussphase seiner Spielerzeit auf eine Karriere als Trainer hin. Erste Station: Co-Trainer von Sebastian Hoeneß bei der U16 von RB Leipzig in der Saison 2015/2016. Zur gleichen Zeit war Rangnick Sportdirektor und Cheftrainer der Sachsen.
"Er spielt sicher eine entscheidende Rolle. Er hat mich schon als Trainer gesehen, als ich noch nicht wusste, in welche Richtung es einmal gehen soll, hat mich gefördert und gefordert, als ich den Nachwuchs in Leipzig trainierte", sagte Jaissle zu "transfermarkt.de" über diese Zeit.
Jaissle setzt auf Rangnick-Fußball
Auch Jaissles Spielidee hat ihren Ursprung im Rangnick-Fußball aus Hoffenheim und Leipzig. Mit seinem jungen Alter und der gemeinsamen RB-Vergangenheit gibt es auch durchaus Parallelen zu Bayern-Trainer Julian Nagelsmann.
"Wir attackieren immer so hoch und so früh wie möglich, um den Gegner maximal zu stressen. Wir wollen dadurch Chaos erzeugen, um nach Ballgewinnen schnellstmöglich vor das gegnerische Tor zu kommen. Mit Ball versuchen wir zielstrebig Torchancen herauszuspielen – und für den Fall des Ballverlustes so positioniert zu sein, dass wir sofort ins Gegenpressing kommen", beschreibt Jaissle sein Philosophie,
Bei Salzburg funktioniert das bislang glänzend. Und vielleicht spült das nächste Trainer-Domino in Deutschland Jaissle sogar zurück in die Bundesliga. Seine letzten beiden Vorgänger, Jesse Marsch und Marco Rose, schafften eben diesen Sprung. Ein Sieg gegen Lille wäre ein guter Anfang. Gelingt es den Mozartstädtern, den VfL Wolfsburg in der Königsklasse zu ärgern, dürfte das Interesse aus Deutschland weiter steigen.
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