Dreierpack in der Champions League
Real Madrid: Karim Benzema - der Alleskönner endlich im Rampenlicht
- Aktualisiert: 07.04.2022
- 13:25 Uhr
- ran.de / Kai Esser
Nachdem Karim Benzema für alle drei Tore Real Madrids beim überzeugenden 3:1 beim FC Chelsea im Hinspiel des Champions-League-Viertelfinals verantwortlich war, schwärmt die ganze Fußballwelt vom Franzosen. Dabei war er schon immer so gut - nur fällt es gefühlt jetzt erst auf.
München/London - Es war einer dieser speziellen Nächte im Europapokal für Real Madrid. Jene Nächte, von denen die Königlichen wohl so viele angesammelt haben, wie kein anderer europäischer Klub.
Beim amtierenden Champions-League-Titelträger FC Chelsea gewann Real mit 3:1. Eine geschlossene und hervorragende Mannschaftsleistung bescherte dem Rekordsieger den Grundstein für den Erfolg.
Vollendet wurde dieser jedoch vom Mann der Stunde, nicht nur in Madrid, sondern in ganz Europa: Karim Benzema.
Ancelotti: "Benzema wird besser wie ein guter Wein"
Dass Benzema im fortgeschrittenen Alter von 34 Jahren in der Form seines Lebens ist, überrascht auch seinen Trainer Carlo Ancelotti. Der italienische Weinkenner kommt dabei um die viel verwendete, ominöse Wein-Analogie nicht herum: "Karim wird jeden Tag besser, wie ein guter, alter Wein", schwärmt der Ex-Coach des FC Bayern.
Dabei stellt sein Coach, mit dem Real 2014 schon einmal die Champions League gewann, nicht nur seine Qualitäten als Torjäger heraus: "Seine Qualitäten als Anführer für diese Mannschaft sind herausragend, er spürt regelrecht, wie wichtig er für diese Mannschaft und diesen gesamten Klub ist. Er ist ein Vorbild für uns alle", so Ancelotti weiter. "Der große Karim", so taufte der 62-Jährige seinen Mittelstürmer.
Dass das nicht nur leere Phrasen sind, beweisen nicht nur die Zahlen. Mit seinen Treffern 314 bis 316 gegen Chelsea ist Benzema drauf und dran, noch vor Ende der laufenden Saison zum zweitbesten Torschützen in der Historie von Real Madrid zu werden. Auf Raul fehlen nur noch acht Treffer, den Führenden Cristiano Ronaldo (450 Tore) wird er jedoch nicht mehr einholen können.
Auch Thomas Tuchel, der am Mittwoch nur VIP-Gast in der ersten Reihe der Benzema-Show war, outete sich vor dem Spiel als Fan. Auf der obligatorischen Medienrunde wurde er sowohl gefragt, welchen Spieler Reals er am meisten fürchte und wen er am liebsten selbst trainieren würde. Die Antwort war beides Mal die gleiche: Karim Benzema.
"Er ist unglaublich", so Tuchel. "Benzema ist einer der unterbewertetsten Spieler der Welt. Er ist die Neun von Real Madrid und das seit gefühlt 25 Jahren. Es gab viele Stürmer seitdem, aber er ist Weltklasse." Das musste der ehemalige Trainer von Borussia Dortmund und Mainz 05 am eigenen Leib erfahren.
Schon immer Weltklasse - jetzt auch als Torjäger
Dass Benzema, wie Tuchel richtig analysierte, "unterbewertet" war, liegt vor allem an einer Person: Cristiano Ronaldo. Fraglos wird der Portugiese als bester Torjäger in die Geschichte des Fußballs eingehen, das Rampenlicht während seiner Zeit in Madrid zwischen 2009 und 2018 war uneingeschränkt auf ihn gerichtet.
Dabei ging die Arbeit, die der Franzose für seinen Sturmpartner und den ganzen Verein Real Madrid beinahe schon unter. Doch auch wenn Benzema in der Ära CR7 in Madrid nicht immer als Torjäger vom Dienst bekannt war, wie er es jetzt ist, Weltklasse war er schon immer.
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Vor allem Arbeit, die nicht unbedingt in primären Statistiken auftaucht, wie Räume reißen, Innenverteidiger binden oder Tore vorlegen, war Benzemas Spezialität. Bestes Beispiel: Als Sturmpartner von Ronaldo und nomineller Mittelstürmer hatte er in fünf Saisons eine zweistellige Anzahl von Vorlagen, mehr als 20 Treffer in einer Saison blieben für ihn eher die Ausnahme.
Seit Sommer 2018, als sich Ronaldo Juventus anschloss, hat Benzema in der Liga jedoch immer mindestens 20 Treffer erzielt. Dabei jedoch nur wenig seiner Qualität als Vorlagengeber eingebüßt. 44 Assists gab der Franzose seit dem Abgang von CR7 für Real. Zum Vergleich: Kevin de Bruyne , einer der besten offensiven Mittelfeldspieler Europas, kommt im selben Zeitraum auf nur 16 Vorlagen mehr. Benzema ist, Stand April 2022, der beste und vielseitigste Stürmer der Welt.
Das Erbe Ronaldos als Reals Lebensversicherung - und Ballon-d'Or-Gewinner?
Eigentlich nur logisch, dass der Franzose, der sich mittlerweile auch wieder in der Nationalmannschaft rehabilitiert hat, an weit mehr als der Hälfte der Tore der Königlichen beteiligt ist. 90 Treffer schossen die Madrilenen in der laufenden Spielzeit, Benzema war an 50 davon direkt beteiligt (Stand: 7. April 2022).
Auch sein langjähriger Teamkollege und Kapitän, Iker Casillas, schwärmte von seinem Nachfolger mit der Binde während des Spiels gegen Chelsea. "K9 ist Spider-Man, er ist Wolverine, er ist der Pförtner deines Hauses, er ist dein Freund, er ist deine Großmutter, er ist Präsident der Vereinigten Staaten, er ist Gott", himmelt der Welt- und Europameister Benzema an.
Gewonnen hat "unsere Großmutter", wie Casillas den im Herbst seiner Karriere befindlichen Benzema nennt, auf Vereinsebene ohnehin schon alles Wichtige. Eine individuelle Auszeichnung fehlt ihm jedoch noch: der Ballon d'Or.
Nachdem der 34-Jährige jahrelang der Vorarbeiter von Ronaldo war, kam er in den Diskussionen um den Sieg der Trophäe nie ernsthaft in Diskussion. Das ändert sich aber, sollte kein völliger Leistungseinbruch in der zweiten Jahreshälfte kommen, aller Voraussicht nach im Jahr 2022.
Denn "unterbewertet", wie Thomas Tuchel feststellte, ist Benzema wohl nicht mehr. Seine Qualitäten, die Kennern bereits längst bekannt waren, haben sich auch zu den oberflächlichen Beobachtern rumgesprochen. Er hat aktuell die besten Chancen, Real Madrids nächster Weltfußballer zu werden.
Verdient hätten es seine unglaublichen Leistungen in jedem Fall.
Kai Esser
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