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Roger Schmidt: Bayern-Entzauberer mit großem Ego

  • Aktualisiert: 27.08.2014
  • 15:25 Uhr
  • ran.de / Rainer Nachtwey
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© imago
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Kein Zweifel: Roger Schmidt hat Leverkusen eine spektakuläre Spielidee eingeimpft. Vor der Champions-League-Quali gegen Kopenhagen (20:15 Uhr im Liveticker) wehrt sich der Coach gegen Plagiats-Vorwürfe.

München - Etwas mehr als sieben Monate ist es her, da sorgte Roger Schmidt für ein erstes Ausrufezeichen. Er war damals noch Trainer bei Red Bull Salzburg und fieselte mit seinen Roten Bullen die großen Roten, den von Pep Guardiola trainierten FC Bayern, 3:0 ab.

Gut, mag manch einer sagen: Das war ein Testspiel, ein Vorbereitungsspiel. Das sagt nichts aus.

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Klopp und Gaurdiola ausgecoacht

Sieben Monate später, wieder Schmidt, wieder ein großer Gegner. Wieder war es taktische Finesse, die den Ausschlag zu Gunsten seines Teams gab.

Diesmal nicht gegen Pep Guardiola, sondern mit Bayer Leverkusen gegen Borussia Dortmund, gemeinhin als zweite Kraft im deutschen Fußball gesehen. Und gegen Jürgen Klopp. Kloppo, den Pöhler, den Anheizer, den Aggressor - aber auch den Trendsetter des modernen Konzept-Fußballs.

Aber Schmidt hat sie ausgecoacht, ihn, Kloppo, den Pressing-Meister und Pep Guardiola, den Meister des Tiki-Taka.

Permanent attackiert und superaktiv

Nun muss er sein Können auch am Mittwochabend beweisen, im Champions-League-Rückspiel gegen den FC Kopenhagen (ab 20:45 Uhr im Liveticker auf ran.de). Doch während er es gegen Bayern und Dortmund eher einer Meisterprüfung gleichkam, ist das Duell mit dem dänischen Meister nach dem 3:2-Auswärtserfolg im Hinspiel nur mehr noch eine Pflichtaufgabe, die es zu erfüllen gilt.

Aber wie hat es dieser Roger Schmidt geschafft, Klopp und Guardiola zu entzaubern? "Wir haben den Gegner permanent attackiert und sind superaktiv gewesen", erklärte Schmidt das Erfolgsrezept gegen Dortmund.

Und auch Guardiola hatte nach der 0:3-Niederlage damals eingestanden, "in seiner ganzen Karriere als Trainer noch nie" gegen ein Team gespielt zu haben, das so intensiv Pressing betrieben hatte.

Pressing - klingt einfach, aber auch bekannt.

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Klopps Lob stößt bitter auf

Schmidts Vorstellung und auch Umsetzung ähnelt sehr dem Spielstil des BVB. Das sieht auch Klopp so. "Das System von Leverkusen erinnert mich sehr an unsere Konzepte", sagte er nach der 0:2-Niederlage. Gemeint war die Aussage wohl als Lob.

Aber Schmidt stieß sie bitter auf. "Es stört mich, wenn es darauf reduziert wird, weil meine Mannschaft viele Dinge umgesetzt hat, die man sonst in der Bundesliga nicht sieht. Keiner hat das Patent", giftete Schmidt anschließend zurück. Wer so reagiert, fühlt sich angegriffen, in seinem Ego verletzt.

Laufarbeit unabdingbarer Faktor

Schmidt sieht sich als Erfinder neuer Ideen. Sein System mit zwei Stürmern und zwei Zehnern ist extrem offensiv ausgerichtet. Stefan Kießling beschrieb es wie folgt: "Sehr offensiv, mit schneller Balleroberung, Pressing, zwei Stürmern und vielen Abschlüssen. Viele Läufe, viele Sprints."

Viel Laufarbeit - das ist es, was bei Schmidts System der wichtigste Faktor ist. Und vor allem gemeinsame Laufarbeit. Für das aggressive Pressing eine unabdingbare Voraussetzung. 

"Wir wollen es einfach nicht zulassen, dass der Gegner in Ruhe aufbauen kann. Bei allem Respekt: Torwart und Innenverteidiger der anderen Mannschaften sind Spieler, die es nicht gewohnt sind, dass sie attackiert werden. Sie weisen unter Druck die höchste Fehlerquote auf. Wo ist der Sinn, sie in Ruhe zu lassen?", sagte Schmidt vor dem Saisonstart im "kicker".

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Lachnummer Europas

Allerdings birgt das aggressive Anlaufen des Gegners auch Gefahren. So bemerkte Stefan Kießling, dass man gegen Dortmund "ein bisschen vogelwild gegen den Ball" gespielt hätte. Auch im Hinspiel nach den zwei Gegentoren gegen Kopenhagen stellte er fest: "Natürlich ist es teilweise riskant, wie wir spielen."

Diese riskante Spielweise hat Schmidt auch in Paderborn und in Salzburg durchgezogen, er hat sein Ding gemacht. Auch wenn es Rückschläge gab, zum Teil auch heftige.

Wie das Aus in der Champions-League-Quali mit Salzburg in seiner ersten Saison. Gegen Düdelingen, seines Zeichens luxemburgischer Meister, machte Schmidt sich und Salzburg zu Europas Lachnummer.

Abschied nach Vertragsunterschrift

Und so sehr sein Offensiv-Fußball bei den Fans ankommt, Schmidt hinterließ nicht nur Freunde. Paderborn kehrte er den Rücken - nur wenige Monate, nachdem er einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag unterschrieben hatte. "Niemand konnte mit einem ähnlichen Angebot rechnen, wie es jetzt aus Salzburg kam", sagte Schmidt damals.

Gleiches in Salzburg. Im Dezember verlängerte er bis 2016, wenige Wochen später gab Leverkusen seine Verpflichtung bekannt. "Da muss man Verständnis dafür aufbringen", sagte Red-Bull-Sportdirektor Ralf Rangnick. Machte aber nicht jeder.


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