Keine Champions League in Alter Försterei
Union Berlin: Umzug ins Olympiastadion nicht gut für Image der "Eisernen" - ein Kommentar
- Aktualisiert: 06.07.2023
- 11:45 Uhr
- ran.de
Union Berlin wird seine Champions-League-Partien im Olympiastadion spielen. Die Entscheidung ist nachvollziehbar - mit der Kommunikation hat der Klub sich aber keinen Gefallen getan. Im Gegenteil: Sie entlarvt ein falsches Versprechen. Ein Kommentar.
Von Tim Brack
Am Montagabend ist ein Stück Fußballromantik gestorben. Das Champions-League-Märchen von Union Berlin wird nicht im Stadion An der alten Försterei geschrieben, sondern im Olympiastadion.
Die Entscheidung der "Eisernen", für die Champions-League-Partien in eine andere Spielstätte umzuziehen, ist verständlich, kratzt aber auch an der Glaubwürdigkeit des Klubs.
Die Berliner brüsten sich gerne mit dem Image, anders zu sein als alle anderen Verein. Der Außenseiter, der das böse und gierige Establishment herausfordert. Doch seit der Qualifikation für die "Königsklasse" gehören die Unioner nun mal selbst zum europäischen Hochadel.
Nun handelt der Verein auch so.
Union Berlin: Olympiastadion ist eine gute Wahl, aber ...
Man muss den Umzug nicht generell verteufeln, es gibt nachvollziehbare Gründe für den Schritt. Im Olympiastadion ist deutlich mehr Platz, statt knapp 22.000 Zuschauer können nun fast 75.000 kommen. Für jeden Union-Anhänger hat sich die Chance erhöht, Teil dieser wundersamen Reise zu sein.
Zudem könnten sich die Einnahmen für den Klub mehr als verdreifachen. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Union auch in den nächsten Jahren weiter auf der Erfolgsspur fährt und auch mal ein Schlagloch mitnehmen kann, ohne gleich Angst vorm Totalschaden zu haben.
Aus kaufmännischer Sicht wäre es geradezu fahrlässig gewesen, nicht im Olympiastadion zu spielen.
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Union Berlin: Alte Försterei ist wirklich ein Zuhause
Doch Union ist kein Klub der kühlen Zahlen, die Alte Försterei keine sterile Arena.
Die Anhänger packten selbst mit an, als das Stadion renoviert werden musste. Es ist ein selbst errichtetes Zuhause. Deswegen sagte Union-Präsident Dirk Zingler noch Ende Mai: "Der Grundsatz gilt: Wenn es irgendwie geht, spielen wir in der Alten Försterei."
Dass befürchtet werden musste, dass es nicht geht, lag an den Regularien der UEFA, die in der Champions League keine Stehplätze vorsehen.
Doch weil der Verband jüngst ein Pilotprojekt verlängerte, das auch in der kommenden Saison Stehplätze ermöglicht, war der Weg für Champions-League-Spiele an der Alten Försterei theoretisch frei.
Das räumte Zingler auch in einem Schreiben an die Fans ein: "Somit wären unter Berücksichtigung zwar vieler Provisorien und Auflagen und einer erheblichen Reduzierung der eigenen Sitzplätze und Sponsorenbereiche, sogar Spiele der Champions League in unserem Stadion möglich."
Union-Präsident Zingler nur mit leeren Versprechen?
Doch dann die Kehrtwende.
Die Könige Europas besuchen nicht diese schmucke, aber eben auch recht kleine Behausung. Es war mit Sicherheit keine einfache Entscheidung für die Union-Verantwortlichen, viele Faktoren und Interessen spielen hinein.
Aber es lässt sich eben auch festhalten: Die Kommunikation war nicht auf Champions-League-Niveau. Denn der Kampf für die Alte Försterei wirkt am Ende wie ein leeres Versprechen.