Vor Champions-League-Kracher gegen Barcelona
Zwischen Abwehrchef und Edeljoker: Die Rolle von Niklas Süle beim FC Bayern München
- Aktualisiert: 11.08.2020
- 23:31 Uhr
- ran.de/Tom Offinger
Gerade rechtzeitig zum großen Champions-League-Finalturnier ist Niklas Süle des FC Bayern nach einer langen Verletzungspause wieder fit. Welche Rolle der Nationalspieler in der gut besetzten Abwehr des deutschen Rekordmeisters einnehmen wird, ist hingegen noch völlig offen.
München/Lissabon - Nur die Wenigsten werden die Favoritenrolle des FC Bayern München beim Finalturnier der Champions League in Frage stellen. Nach dem überzeugenden Sieg gegen den FC Chelsea am vergangenen Samstag reist der deutsche Rekordmeister voller Selbstbewusstsein nach Lissabon.
Trotz einiger Personalsorgen kann Bayern-Trainer Hansi Flick auf eine stark besetzte Mannschaft zurückgreifen, zu der auch (endlich) wieder Niklas Süle zählt. Nach einer langen Verletzungspause ist der Nationalspieler wieder bei vollen Kräften und wird die ohnehin starke Abwehr der Münchner weiter verbessern.
Die Frage ist nur: In welcher Form - und auf welcher Position?
Prototyp eines modernen Innenverteidigers
Der großgewachsene Süle ist der Prototyp eines modernen Innenverteidigers: robust und schnell im Zweikampf, aber auch extrem passsicher. Fähigkeiten, die in der Hintermannschaft des FC Bayern geschätzt werden, gerade wenn es im Kampf mit Europas Topklubs zur Sache geht.
Seit seinem Wechsel aus Hoffenheim 2017 war Süle ein fester Bestandteil in der Startelf des FC Bayern, bis ihn im vergangenen Oktober ein Kreuzbandriss aus der Bahn warf.
Fast zeitgleich übernahm Hansi Flick das Traineramt von seinem Vorgänger Niko Kovac und funktionierte in der Folge Linksverteidiger David Alaba zum neuen Abwehrchef in der Zentrale um - mit Erfolg. Mühelos marschierten die Bayern von Sieg zu Sieg und beendeten ihre Saison in Deutschland mit dem Gewinn des Doubles.
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Training statt Urlaub
Die Corona-bedingte Zwangspause im März und April kam Süle damals gerade recht - ohne die Unterbrechung hätte er in dieser Saison wohl sonst kein Spiel mehr absolvieren können. Tag für Tag arbeitete der Münchner Abwehrchef hartnäckig für seine Rückkehr auf den grünen Rasen.
Selbst als er beim DFB-Pokalfinale Anfang Juli das erste Mal wieder im Kader der Bayern stand, gönnte sich 24 Jahre alte Verteidiger keine Pause. "Niklas Süle hat nicht frei", scherzte Flick nach dem Sieg gegen Bayer Leverkusen. "Er wollte auch selbst trainieren. Er hat einiges nachzuholen, ist auf einem guten Weg."
Seine Hartnäckigkeit zahlte sich aus, Ende Juli kehrte Süle beim Test gegen Olympique Marseille zurück auf den Fußballplatz und zeigte keinerlei Verschleißspuren. "Er hat es sich mehr als verdient, dass er jetzt wieder auf dem Platz steht", bewunderte Flick die Mentalität des Nationalspielers.
Bayern plagen Verletzungssorgen
Nun ist Süle mittlerweile wieder fit und wird mit dem Rest der Mannschaft das Champions-League-Turnier in Angriff nehmen. Ein Startelfeinsatz im Viertelfinale am Freitag gegen den FC Barcelona (am Freitag ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de und in der ran-App) ist dabei nicht unwahrscheinlich.
Zum einen plagen die Münchner Verletzungssorgen: Benjamin Pavard ist erst gar nicht mit nach Lissabon gereist und auch Jerome Boateng ist nach dem Spiel gegen den FC Chelsea angeschlagen und könnte daher gegen die Katalanen ausfallen.
"Hervorragende" Rückkehr gegen Chelsea
Des Weiteren macht der 24 Jahre alte Süle trotz seiner langen Verletzungspause einen stabilen Eindruck. Am Samstag wurde der Verteidiger in 63. Minute für Boateng eingewechselt und leistete sich gegen die Londoner keine Fehler. Er brachte alle seine 27 Pässe an den Mann und schoss einmal gefährlich auf das gegnerische Tor.
"Er hat seine Sache sehr gut gemacht, wirklich hervorragend gespielt", lobte Bayern-Cheftrainer Flick den Abwehrchef nach seinem Pflichtspiel-Comeback gegen den FC Chelsea.
Auch das neue Selbstverständnis der Bayern hat der ehemalige Spieler der TSG Hoffenheim bereits verinnerlicht. Auf die Frage, ob die Münchner die Champions League gewinnen könnten, antwortete Süle bei "Sky" ohne Zögern mit "Ja!".
Rückkehr ist nur Frage der Zeit
Selbst wenn Süle gegen den FC Barcelona "nur" wieder von der Bank zum Einsatz kommt, dürfte seine Rückkehr in die Stammformation des deutschen Rekordmeisters nur eine Frage der Zeit sein.
Diese Erkenntnis wird sicherlich auch die Verantwortlichen des FC Bayern positiv stimmen. Die Vertragsverhandlungen mit Alaba ziehen sich seit Wochen in die Länge, ein Wechsel im Sommer ist mittlerweile nicht mehr auszuschließen, ebenso gibt es für den Verbleib von Jerome Boateng - trotz seiner überzeugenden Leistungen in der jüngeren Vergangenheit - keine Garantie.
Süle wird also dringend wieder als Abwehrrecke gebraucht, allerspätestens zum Start der neuen Bundesligasaison in fünf Wochen. Doch auch gegen eine vorgezogene Rückkehr am Samstag wird in München wohl niemand Einspruch einlegen.
Führungsspieler auf und neben dem Platz
Eine weitere Rolle, die Süle bei dem Turnier in Lissabon einnehmen könnte, ist ohne Zweifel die des Führungsspielers, auch außerhalb des Spielfelds. "Wir haben alle untereinander einen sehr starken Draht", erklärte der Nationalspieler das Mannschaftsgefüge vor wenigen Wochen.
Trotz seines noch jungen Alters bringt der 24-jährige eine gehörige Portion Erfahrung in eine mit jungen Talenten gespickte Mannschaft. Vor seiner Verletzung war Süle einer der Führungsspieler des deutschen Rekordmeisters und dirigierte das Spiel der Münchner aus der Verteidigung heraus.
Genau diese Erfahrung, gepaart mit Süles spielerischer Intelligenz und seiner zielstrebigen Mentalität, könnte am Ende den Unterschied zwischen Champions-League-Teilnahme und Triple-Gewinn ausmachen. Nicht umsonst beschrieb Bayern-Cheftrainer Hansi Flick nach dem Testspiel gegen Marseille, dass der ganze Verein bei der Rückkehr Süles "aufgeatmet" habe.
Eine größere Wertschätzung dürfte es an der Säbener Straße wohl kaum geben.
Egal in welcher Rolle er am Samstag zum Einsatz kommen wird, Niklas Süle ist ein Spieler, auf den der FC Bayern ungern verzichten möchte.
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