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DFB-Pokal

DFB-Pokal: Ein undankbares Los! Das Erfolgsrezept des SV Darmstadt 98

  • Aktualisiert: 18.10.2022
  • 19:28 Uhr
  • ran.de / Alexander Hofmeister
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Der SV Darmstadt 98 mischt derzeit die 2. Bundesliga auf und steht auf einem Aufstiegsplatz. Auch im DFB-Pokal gegen Borussia Mönchengladbach sind die Hessen nicht chancenlos. Doch was macht die Lilien so stark? 

München/Darmstadt - Borussia Mönchengladbach ist am Dienstagabend nicht zu beneiden. Denn die Fohlen haben mit dem SV Darmstadt 98 (20:45 Uhr im Liveticker auf ran.de) einen der wohl undankbarsten Gegner für die 2. Hauptrunde im DFB-Pokal zugelost bekommen.

Der Tabellenführer der 2. Bundesliga schreckt derzeit nämlich vor Niemandem zurück. "Ich bin ganz offen und muss auch kein Geheimnis daraus machen: Wir wollen am Dienstag eine Runde weiter kommen", stellte Lilien-Stürmer Philipp Tietz bereits klar.

Die Hessen sind aktuell das Team der Stunde im deutschen Unterhaus und seit der 0:2--Niederlage gegen Jahn Regensburg am ersten Spieltag ungeschlagen.

In Darmstadt selbst bleibt man trotz des Höhenflugs weiter bodenständig. Zwar gab Cheftrainer Torsten Lieberknecht zu: "Es ist eine herausragende Situation, dass wir bereits 27 Punkte eingefahren haben." Doch deshalb sei es nun umso wichtiger, Ruhe zu bewahren und besonnen weiterzuarbeiten.

Doch wie lautet eigentlich das Erfolgsrezept der Lilien, die im Moment nahezu jedem Gegner das Fürchten lehren? Wer glaubt, das müsse etwas mit Magie, wie etwa mit dem Zaubertrank aus Asterix und Obelix oder dem Spinat aus Popeye zu tun haben, der irrt sich.

Vielmehr hat sich Darmstadt über die letzten Jahre hinweg heimlich, still und leise zu einem Topklub in der 2. Liga entwickelt und will das nun auch gegen Gladbach beweisen.

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Darmstadt ist ein echtes Team

Die Vorzeichen für die Saison 2021/2022 standen bei den Lilien schlecht: Ein großer Umbruch, der den Abgang von Trainer Markus Anfang, Top-Torjäger Serdar Dursun und Mittelfeld-Chef Victor Palsson, sowie zwölf weitere Wechsel nach sich zog, musste erst einmal kompensiert werden.

Folglich verpflichteten die Hessen 14 neue Spieler und mit Torsten Lieberknecht einen neuen Trainer, wodurch man mit einem völlig neu formierten Team in die anstehende Saison ging. Hinzu kam eine Corona-Plage an den ersten beiden Spieltagen, durch die man vorerst nicht wettbewerbsfähig war, weil zahlreiche Stammspieler ausfielen.

Trainer Lieberknecht erkannte sofort, dass Teambuilding nun oberste Priorität hatte, um aus dieser unangenehmen Lage herauszukommen. Er erschuf den Spielern ein Umfeld, in dem sie sich wohl fühlten, und formte ein Team, das Mentalität, Galligkeit, Herz und Leidenschaft ausstrahlte.

"Wir sind gerne zusammen als Mannschaft. Auch Momente weg vom Fußball, wo man einfach nur Spaß hat", sagte der 48-Jährige einst in einem "Sky"-Interview. Und das zahlt sich auf dem Platz aus: Aufopferungsbereitschaft füreinander zu jeder Zeit, Kampfgeist, spielerische Qualität und vehementes gegenseitiges Anfeuern und Abklatschen kennzeichnen das Darmstädter Spiel und zeugen von einer enormen Teamchemie.

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Darmstadt bleibt nahezu unverändert

Sie spielten die beste Zweitliga-Saison der Vereinsgeschichte und verpassten im vergangenen Jahr dennoch wegen des schlechteren Torverhältnisses den Aufstieg. Das geht normalerweise an keinem Klub spurlos vorbei.

Die Lilien machten trotzdem das beste aus der Situation. "Bei uns herrschte nur kurzzeitig Enttäuschung über etwas vermeintlich Verpasstes, so dass alle vom ersten Tag an wieder richtig Bock auf die Saison hatten", äußerte sich Sportdirektor Carsten Wehlmann in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Bemerkenswert blieb dabei vor allem der vergangene Transfersommer: Denn üblicherweise ereilt Überraschungsteams oft das Schicksal, dass sie nach einer Saison viele ihrer Spieler abgeben müssen. Zwar hatte man mit den Abgängen von Top-Torjäger Luca Pfeiffer und Tim Skarke, die es beide in die Bundesliga zog und dort bislang noch nicht performen, Verluste zu verkraften. Jedoch gingen die Lilien ohne viele Neuzugänge und fast unverändert in die aktuelle Spielzeit.

Auch Wehlmann sieht das positiv: "Ein großes Pfund für uns ist, dass wir den Kader größtenteils zusammenbehalten haben und nicht viele Neuzugänge verpflichten mussten. Es zeigt sich, dass wir Ausfälle und Formschwankungen kompensieren können." Außerdem wachse die Mannschaft dadurch noch enger zusammen und werde mit steigender Teamchemie immer stärker.

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Darmstadt: Systembruch zahlt sich aus

"Wir sind jetzt stärker. Wir haben den Verlust aufgefangen", meinte Torwart Marcel Schuhen im Interview mit der "hessenschau". Kaum zu glauben, wenn eine Mannschaft seinen Top-Torjäger verliert, doch die sportlichen Ergebnisse untermauern die Aussagen des Schlussmanns immer wieder. Aber wie genau gelingt Darmstadt das in der laufenden Saison?

Entscheidend ist wohl ein taktischer Kniff von Trainer Lieberknecht: Nach der Pleite gegen Regensburg warf der 49-Jährige die alte Taktik über Bord und passte diese ans Personal an. Statt Viererkette lässt er nun Dreierkette spielen und setzt vermehrt auf Zentrums- statt Flügelspieler. Zudem fruchtet der Beschluss, den schnellen und brandgefährlichen Braydon Manu zusammen mit Philipp Tietz in die Spitze zu stellen.

Folglich gewannen die Lilien acht ihrer zwölf Saisonspiele, stürmten an die Tabellenspitze und sind seither ungeschlagen. Ein System, mit dem selbst ein erfahrener Bundesligist, wie Gladbach erst einmal zurecht kommen muss.

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Darmstadt: Heimmacht am Böllenfalltor

Worauf sich die Elf vom Niederrhein am Dienstagabend ebenso einstellen muss, ist die Kulisse vor Ort in Darmstadt. Die Lilien sind mit ihren Fans im Rücken nämlich eine wahre Heimmacht. Zuhause ist der SVD saisonübergreifend seit neun Spielen ungeschlagen und damit derzeit die zweitbeste Heimmannschaft der Liga.

Und sollten die Lilien in Rückstand geraten, können sich die Gladbacher noch lange nicht in Sicherheit wiegen. Denn dann wird nicht nur die Jonathan-Heimes-Tribüne besonders laut, sondern es beginnt dann erst die Darmstädter "time to shine". Die Hessen konnten in der laufenden Saison ab dem zweiten Spieltag jeden Rückstand noch in etwas Zählbares ummünzen.

Das Stadion selbst zeigt hingegen, dass der Aufstiegsgedanke in Darmstadt durchaus präsent ist. Der Umbau der neuen Haupttribüne ist fast vollzogen und auch Business Seats und Logen werden künftig am Böllenfalltor zu finden sein. Der Verein wäre also sowohl sportlich als auch infrastrukturell gerüstet für das deutsche Oberhaus.

Darmstadt mit breiter Brust

Ob der SVD am Dienstag das nächste große Ausrufezeichen setzen kann, wird sich zeigen. Den Gladbachern sei aber jedenfalls zu empfehlen, den kommenden Gegner keinesfalls auf die leichte Schulter zu nehmen.

Denn vier Siege in Folge lassen die Lilien mit breiter Brust gegen den fünfmaligen deutschen Meister auflaufen: "Die Serie gibt uns Selbstvertrauen", stellte Philipp Tietz fest. Der Stürmer kommt bislang auf sechs Saisontreffer und sollte zusammen mit Tobias Kempe, der mit drei Toren und sieben Vorlagen Top-Scorer der Liga ist, unter besonderer Beobachtung der Fohlen stehen.

Es könnte eine magische Nacht werden am Böllenfalltor.

Alexander Hofmeister

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