Coup im Camp Nou
Eintracht Frankfurt verzaubert Fußball-Welt und sich selbst
- Aktualisiert: 15.04.2022
- 12:00 Uhr
- ran.de/Markus Bosch
Eintracht Frankfurt erlebt einen historischen Abend im Camp Nou und bringt sogar Trainer Oliver Glasner zu überschwänglichen Handlungen. Ein SGE-Urgestein erlebt einen ganz besonderen Abend.
Barcelona/München - So hatte man Oliver Glasner noch nie gesehen.
Unter dem frenetischen Jubel der knapp 30.000 Fans von Eintracht Frankfurt und seiner Spalier stehenden Spieler, setzte der Österreicher zu einem astreinen Diver auf dem Rasen des Camp Nou an. Zuvor hatte der sonst eherzurückhaltende Eintracht-Trainer mit seinem Team eine echte Sternstunde erlebt und den FC Barcelona mit 3:2 geschlagen.
Es war ohne Zweifel einer der größten Momente in der langen Klubgeschichte der Hessen, die den hochkarätig besetzten Katalanen von Beginn an den Schneid abkauften. Auch weil Glasners Matchplan perfekt aufging. Die SGE überließ Barca weitestgehend den Ball und zog sich bis hinter die Mittellinie zurück.
Glasner lobt sein Team: "85 Minuten war das überragend"
Dort erwartete das passstarke Barcelona dann aber ein echtes Bollwerk, indem jeder Frankfurter mit einer großen Aufopferungsbereitschaft die Lücken zulief. Barcas gefährliche Flügelspieler Ferran Torres und Ousmane Dembele wurden zumeist gedopppelt, Sergio Busquets wurde immer wieder zugestellt. So kam Barcas Offensiv-Wirbel nie richtig in Schwung.
Offensiv setzte Glasner mit seinem Team auf Konter. Der Plan ging zu 100 Prozent auf, mit jedem offensiven Nadelstich wurde die Eintracht immer selbstbewusster und kaufte Barca zusehends den Schneid ab. "Unglaublich, was die Jungs heute geleistet haben. 85 Minuten war das überragend. Defensiv sehr stabil und immer gefährlich nach vorne", analysierte der Coach nach der Partie.
Zwar hatte Barca 75 Prozent Ballbesitz, doch das Chancenplus hatte die Eintracht auf ihrer Seite. 15:10 Torschüsse lautete die Bilanz nach 90 Minuten. Erst in der Nachspielzeit verließen die SGE etwas die Kräfte und Barca kam noch zu zwei Treffern.
Dort stand aber einer der Hauptdarsteller bereits nicht mehr auf dem Platz, mit dem im Vorfeld der Partie nicht unbedingt zu rechnen war. 80 Minuten hielt Sebastian Rode auf dem Rasen des Camp Nou durch, bevor ihn Trainer Glasner völlig entkräftet auswechselte.
Rode überzeugt als Mittelfeld-Kämpfer
Zuvor brillierte Rode, der für den verletzten Djibril Sow spielte, wie in früheren Tagen. Unermüdlich lief das Frankfurter Urgestein viele Lücken im Mittelfeld zu, ließ kaum einen Zweikampf aus und fiel immer wieder mit starken Seitenverlagerungen auf.
Eine bemerkenswerte Leistung von Rode, der bereits mehrere Knieoperationen hinter sich hat und ein vorzeitiges Karriereende nicht mehr ausschließt. "Ich habe noch gut zwei Jahre Vertrag, und ich mache keinen Hehl daraus, dass es danach nicht viel länger weiter geht. Wenn überhaupt", sagte er im Februar der "Bild".
Gerade einmal 23 Einsätze hat Rode in dieser Saison absolviert, immer wieder bremsten ihn Verletzungen aus. Umso eindrucksvoller seine Leistung in Barcelona. "Unglaubliche Glücksgefühle setzt dieser Abend frei. Wir haben heute ein überragendes Spiel gemacht. Aber das hat auch angefangen, als wir zum Warmmachen auf den Platz gegangen sind und hier diese Fans gesehen haben. Da hat man einfach schon Gänsehaut bekommen und dann will man sich auch erst recht zerreißen für den Traum, hier in Barca zu gewinnen", sagte er nach der Partie.
Externer Inhalt
"Das brennt sich ins Herz ein"
Ein Stück weit hat sich für den 31-Jährigen in Barcelona auch ein Kreis geschlossen. Vor zehn Jahren trat er mit der Eintracht noch in Liga zwei an, zog später aus zum FC Bayern und Borussia Dortmund ohne dort sein Glück zu finden und kehrte für das letzte Karrieredrittel zu seinem Herzensklub zurück.
Im Optimalfall krönen Rode und die Eintracht nun ihre Europa-League-Saison mit dem Titel, aber der Abend im Camp Nou wird noch lange darüber hinaus nachhallen. "Das brennt sich ins Herz ein und das nehme ich auch mit, wenn es irgendwann mal eine Etage höher geht", zeigte sich Glasner tief berührt vom zuvor Erlebten.
Mit dieser Ansicht dürfte er nicht allein sein.
Markus Bosch
Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.