Real Sociedad rockt, Real Madrid und Barca floppen: Darum spielt LaLiga verrückt
Deshalb spielt LaLiga verrückt
Real Madrid auf Rang vier, der FC Barcelona im Tabellenmittelfeld und an der Spitze zwei Underdogs: die Primera Division scheint in der laufenden Saison verrückt zu spielen. ran.de sagt euch, was in Spaniens Eliteklasse abgeht – und wagt einen Ausblick, ob es bis zum Saisonende so bleiben kann.
Real Sociedad (1. Platz)
Ein Stotterstart der Favoriten und Überraschungsteams an der Spitze der Tabelle kommen immer wieder vor. Was eher selten vorkommt: Dass nach beinahe einem Viertel der Saison ein Underdog an der Tabellenspitze steht – und das vollkommen zurecht! Real Sociedad San Sebastian zaubert in LaLiga und verzückt mit dem schönsten Fußball Spaniens. Sechs Siege holte das jüngste Team der Liga (nicht einmal 25 Jahre im Schnitt) aus neun Partien, erzielte dabei die meisten Tore (20) und fing sich die zweitwenigsten Gegentore (4). Le Real steht für kompromisslosen, intensiven Offensivfußball, der genauso zielstrebig wie technisch versiert ist.
Real Sociedad (1. Platz)
Schlüsselspieler in der Rasselbande von Coach Imanol Alguacil ist dabei ausgerechnet der 34-jährige David Silva, der zum Beginn der Saison von Manchester City kam. "Silva ist so gut wie Maradona früher, nur arbeitet er noch mehr", erhielt der Spanier von seinem Trainer jüngst den Ritterschlag. Ob es für das Team, in dem mit Alexander Isak und Adnan Januzaj auch zwei ehemalige Dortmunder spielen, zum ganz großen Wurf reichen kann, wird sich zeigen. Der fußballerischen Klasse steht eben auch wenig Erfahrung gegenüber.
FC Villarreal (2. Platz)
Weniger Spektakel aber nur unwesentlich weniger Erfolg als der Tabellenprimus bietet der FC Villarreal seinen Fans in der laufenden Spielzeit, mit zwei Zählern weniger sitzt das Gelbe U-Boot San Sebastian im Nacken. Das Team des ehemaligen Arsenal- und PSG-Coaches Unai Emery gibt sich dabei beinahe minimalistisch: Die Tordifferenz des Teams aus dem Osten Spaniens beträgt gerade einmal +4, mit 13 Treffern stellt man lediglich die sechstbeste Offensive der Liga. Aber: Die Mannschaft ist abgezockt und liefert Ergebnisse, bis auf ein 0:4 gegen den FC Barcelona ist Villarreal noch ungeschlagen.
FC Villarreal (2. Platz)
Auch bei Villarreal steht ein ehemaliger Dortmunder im Kader – und sogar im Fokus: Paco Alcacer ist in der Liga der beste Torschütze der Spanier und traf bereits fünfmal. Seinen Torhunger hat das Gelbe U-Boot in der laufenden Saison vor allem in der Europa League gestillt, wo es aus drei Spielen drei Siege bei zwölf (!) Buden gab. Tore schießen können sie also durchaus. Richtungsweisend für den Verlauf der Saison dürften die kommenden beiden Duelle werden: zunächst geht es gegen Real Madrid, dann gegen Real Sociedad.
Atletico Madrid (3. Platz)
Der erste große Name taucht mit Atletico auf Platz drei auf – das hat aber einen Grund: Wegen des Champions-League-Turniers im August durften die international aktiven Mannschaften in Spanien später in den Ligabetrieb einsteigen und haben, wie die Rojiblancos, noch keine neun Spiele absolviert. Beim Team von Diego Simeone sind es sogar erst sieben Partien – deswegen ist es gut möglich, dass die Madrilenen bei aktuell drei Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze dort selbst stehen werden, sobald die Spiele gegen Levante und Sevilla (die sich beide in der unteren Tabellenhälfte befinden) nachgeholt sind.
Atletico Madrid (3. Platz)
Bei der aktuellen Form der Rojiblancos deutet auch einiges darauf hin: Den wackligen Auftritten in der Königsklasse, inklusive der Klatsche gegen die Bayern, steht eine herausragende Ligasaison gegenüber, in der Defensive glänzen die Madrilenen mit erst zwei Gegentoren (Ligabestwert), im Angriff schießen Neuzugang Luis Suarez und Zauberyoungster Joao Felix alles kurz und klein. Beide stehen bereits bei fünf Treffern. Tendenz: steigend. Die Madrilenen werden in der Form bis zum Ende um die Meisterschaft mitspielen und könnten in den kommenden vier Spieltagen den Grundstein dafür legen. Da geht's nämlich unter anderem gegen Barcelona und zum Derby gegen Real.
Real Madrid (4. Platz)
Stichwort Real. Die Königlichen schleppen sich durch eine Saison, die von den eigenen Fans und den Medien mit einem Superlativ nach dem anderen bedacht wird – allerdings im negativen Sinn. Fünf Siege, ein Remis und zwei Niederlagen stehen bislang in der Liga zu Buche bei einem Spiel weniger als der Tabellenführer San Sebastian, aber auch einem mehr als Stadtrivale Atletico, das einen Punkt vor den Königlichen in der Tabelle steht. Das mag noch einigermaßen vertretbar erscheinen, nimmt man aber die Königsklasse hinzu, in der die Madrilenen nach drei Spielen vier Punkte haben und um den Einzug in die K.o.-Phase kämpfen müssen, kann man festhalten: bei Real brennt's!
Real Madrid (4. Platz)
Dabei schwankt Real jederzeit zwischen Genie und Wahnsinn (mit Tendenz zu letzterem), zwischen dem Clasico-Sieg und Spielen wie dem am vergangenen Wochenende gegen Valencia, als sich Real mit drei Elfmetern und einem Eigentor selbst zerstörte. "Madrid liegt in Trümmern", titelte die Sportzeitung Marca nach dem nächsten denkwürdig miesen Auftritt. Coach Zinedine Zidane steht dabei ohnehin seit Wochen in der Kritik für die mangelhafte Taktik einer Mannschaft, die sich immer seltener über Einzelkönner und deren Aktionen aus der Affäre ziehen kann. Die Madrilenen sind aktuell nicht die Galaktischen, sondern eine absolute Wundertüte. Und: Auf keinen Fall die beste Mannschaft Spaniens. Zumindest für den Moment.
FC Barcelona (8. Platz)
Nicht einmal in den Europa-League-Rängen findet man aktuell den FC Barcelona. Zur Verteidigung der Blaugrana: auch sie haben erst sieben statt neun Spiele absolviert. Das war's dann aber auch schon, was es Positives aus Katalonien zu berichten gilt. Das Chaos, in das der Klub nach dem 2:8 gegen die Bayern stürzte, zieht sich nahtlos bis heute durch. Messis Wechselwunsch, der ihm nicht erfüllt wurde, der Rücktritt von Präsident Josep Maria Bartomeu, öffentlich ausgetragene Streitigkeiten, Gerüchte über eine drohende Insolvenz – beim einst erfolgreichsten Klub der Welt geht's nach wie vor drunter und drüber. Die jüngste Hiobsbotschaft: Megatalent und Sturmhoffnung Ansu Fati wird mit einem Meniskusriss vier Monate ausfallen.
FC Barcelona (8. Platz)
Immerhin gab es am vergangenen Spieltag beim 5:2 gegen Betis Sevilla nach vier Spielen ohne Sieg mal wieder ein Erfolgserlebnis zu feiern. Selbst wenn die Katalanen ihre Nachholpartien gegen Elche und Bilbao gewinnen, stünden sie aktuell wohl nicht in den Top-3. Freilich ist Barcelona immer noch zu gut, um die komplette Saison im Mittelfeld umherzudümpeln, doch könnte Barca die verheerende Transferpolitik, gemischt mit Verletzungspech und bocklosen (Messi) und formsuchenden (Griezmann, Pique) Stars dieses Jahr tatsächlich das Genick brechen. Auf jeden Fall müssen sich La Pulga & Co. weit strecken, um noch irgendetwas mit der Meisterschaft zu tun zu haben.