Vom Rastplatz bis in die deutsche A-Nationalmannschaft: Das ist Allzweckwaffe und Shooting-Star Ridle Baku
Löw-Debütant: Das ist Allzweckwaffe Ridle Baku
Notnagel oder wichtiger Perspektivspieler? Jogi Löw sorgte mit der Nominierung von Wolfsburg-Neuzugang Ridle Baku für eine echte Überraschung. Doch wer ist das eigentlich? ran.de stellt den Shootingstar näher vor.
Bakus erste Schritte auf dem Weg zum Profi
Bote Nzuzi Baku startete seine fußballerische Laufbahn in seiner Heimatstadt Mainz, wuselte als kleiner Junge vor allem auf den Bolzplätzen der Stadt herum. Als Neunjähriger wurde sein Talent entdeckt: Mainz 05 klopfte an. Der Deutsch-Kongolese schloss sich daraufhin dem Nachwuchsleistungszentrum der 05er an und durchlief bis zur U19 alle Jugendmannschaften. Seit 2015 ist er zudem auf internationaler Ebene aktiv und Stammgast bei den U-Auswahl-Teams der deutschen Nationalmannschaft. Sein Spitzname "Ridle" leitet sich tatsächlich von einem alten Bekannten ab.
Spitzname stammt von "Kalle" Riedle ab
Denn der Name steht tatsächlich mit dem ehemaligen Nationalspieler Karl-Heinz "Kalle" Riedle in Verbindung. Bakus kongolesischer Vater bewunderte den Stürmerstar und betitelte seinen talentierten Sohn folglich immer wieder als "Ridle". "Ja, er war schon ein großer Karl-Heinz Riedle-Fan", schmunzelt der Neu-Nationalspieler - der Spitzname war geboren. 2018 ließ der Außenverteidiger den Namen offiziell in den Personalausweis eintragen.
Profi-Debüt im DFB-Pokal
2017 unterschrieb Ridle Baku seinen ersten Profivertrag bei den 05ern, wurde aber zunächst in der zweiten Mannschaft eingesetzt. Dennoch durfte das Talent immer wieder bei den Profis trainieren und überzeugte. Die Belohnung folgte: Im Alter von 19 Jahren debütierte er im DFB-Pokal gegen den VfB Stuttgart (3:1). Im Anschluss ging es für ihn in der U23 weiter, für die er bis zu seinem Bundesligadebüt 27 Mal auflief. Ein paar Monate nach seinem ersten Profi-Einsatz sorgte der Youngster für einen der kuriosesten Momente der Saison …
Kurioser Start der Bundesliga-Karriere
… denn Baku befand sich am Morgen vor seinem Bundesliga-Debüt noch mit der U23 auf dem Weg nach Freiburg. Auf einer Autobahnraststätte erfuhr der Youngster, dass er aussteigen solle, da er bei den Profis gegen Vizemeister Leipzig spielen werde. Gesagt getan: Mit dem Auto fuhr er zurück nach Mainz, wo er unmittelbar vor dem Spiel eine kurze Einweisung des damaligen Mainz-Trainers Sandro Schwarz erhielt. "Ich habe erst einmal 45 Minuten gebraucht, um zu wissen, wo ich eigentlich bin", erzählte er. Auf dem Platz lieferte er ohne Anlaufschwierigkeiten direkt ab. Mainz gewann überraschend mit 3:0 – Baku traf bei seiner Premiere direkt zum Endstand. Als Sahnehäubchen durfte er mit den Fans die Feierlichkeiten anstimmen. Es war sein Durchbruch bei den 05ern – an einem Tag, den er sicher nicht vergessen wird.
Allzweckwaffe Baku weckt Interesse – Leistungsträger in der U21
Offensive Außenbahn, zentrales Mittelfeld oder auf der Rechtsverteidigerposition: Baku kann auf fast jeder Position auflaufen: Eine Variabilität, die natürlich auch bei anderen Trainern und Vereinen nicht unbemerkt bleibt. Nach konstanten Leistungen in der Bundesliga berief ihn Stefan Kuntz in den Kader der U21-Nationalmannschaft. Im Freundschaftsspiel gegen Griechenland durfte Baku zunächst 45 Minuten im zentralen Mittelfeld debütieren. Beim 5:1-Sieg in der EM Quali gegen Wales überzeugte er über die volle Spielzeit – als Rechtsverteidiger. "Auf dieser Position sehe ich ihn einfach stärker", sagte Kuntz. Seitdem ist er als Rechtsverteidiger gesetzt, absolvierte jedes Quali-Spiel. Er überzeugte mit seiner Schnelligkeit, einer guten Technik und einer robusten Spielweise. Die Scouting-Abteilung des VfL Wolfsburg wurde nach den konstanten Leistungen in der U21 auf ihn aufmerksam – Baku sah eine neue Herausforderung und verließ Mainz nach 13 Jahren und 54 Einsätzen.
Nach Wolfsburg Transfer – Baku schlägt voll ein
Kurz vor Ende der Transferperiode sicherte sich also der VfL Wolfsburg die Dienste des Allrounders. Kolportierte zehn Millionen Euro sollen dabei an den Mainzer Bruchweg geflossen sein. Nach den schweren Verletzungen von William und Mbabu wurde der Youngster auf der Rechtsverteidigerposition eingeplant, wo er direkt ohne Startschwierigkeiten ablieferte. Wenige Tage nach seinem Transfer spielte er 18 Minuten gegen Augsburg. Seitdem verpasste er keine Minute, stabilisierte die Defensive und lieferte zudem zwei Torbeteiligungen. Beim 1:1 gegen Hertha BSC erzielte er "on top" ein absolutes Traumtor. Baku wurde seitdem mit Lobeshymnen überschüttet: "Ridle hat sehr schnell bei uns rein gefunden, macht es sehr gut", sagte Trainer Oliver Glasner. Auch Geschäftsführer Jörg Schmadtke lobte ihn zuletzt: "Seine Leistung ist erstaunlich." Baku sieht sich in Zukunft eigentlich eher als Achter - ist in dieser Form aber als Rechtsverteidiger nicht wegzudenken.
Chance in der A-Nationalmannschaft
Auch Bundestrainer Joachim Löw reagiert auf die starken Leistungen des 1,76 Meter großen Mannes und beruft ihn nach den verletzungsbedingten Absagen von Thilo Kehrer und Marcel Halstenberg in den Kreis der A-Nationalmannschaft. Seine erste Bewährungsprobe könnte er am Mittwoch bereits im Testspiel gegen Tschechien (20.45 Uhr im Liveticker auf ran.de) bekommen, da dort einige Stars fehlen werden. Ein Notnagel ist Baku in seiner aktuellen Verfassung aber mit Sicherheit nicht. Und auch wenn er nicht direkt zum Einsatz kommt: Vom Rastplatz bis in die Nationalmannschaft in nicht einmal drei Jahren – der Aufstieg des Ridle Baku ist beeindruckend. Und sein Weg hat gerade erst begonnen.