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Schweizer wurden zu Toren eingeladen

Defensiv-Desaster des DFB: So bleibt ein Sommermärchen 2021 nur ein kühner Traum

  • Aktualisiert: 14.10.2020
  • 06:48 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
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© Getty Images

Beim DFB-Länderspiel gegen die Schweiz ist Unterhaltung pur geboten. Das liegt aber nicht nur an den teilweise hervorragend inszenierten Angriffen. Sondern auch am erschreckenden Defensivauftritt der Mannschaft von Joachim Löw.

Köln/München - Nach 90 höchst unterhaltsamen, aber nicht nur für Bundestrainer Joachim Löw extrem nervenaufreibenden Minuten sollte das Positive nicht zu kurz kommen. "Die Mannschaft lag immer zurück, hat aber Charakter gezeigt", lobte der durchaus kritische "ARD"-Experte Bastian Schweinsteiger den Achterbahn-Auftritt beim 3:3 gegen die Schweiz.

Nachdem in den vergangenen Spielen - beim 1:1 gegen Spanien, dem 1:1 in der Schweiz und auch dem 3:3 gegen die Türkei - stets eine Führung verspielt wurde und auch beim 2:1 in der Ukraine nach dem späten Anschlusstreffer nochmal gezittert werden musste, drehte die DFB-Auswahl diesmal also den Spieß um. 2:2 nach 0:2, das umgehende 2:3 wurde mit dem 3:3 gekontert.

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Eigene Tore schön herausgespielt

Dabei wurden die Tore durch Timo Werner (28.), den enorm agilen Kai Havertz (55.) und Serge Gnabry (60.) teilweise sehenswert herauskombiniert. Und dank der überraschenden 0:1-Niederlage Spaniens in der Ukraine ist sogar Gruppenplatz eins in der Nations League trotz nur eines Dreiers aus vier Spielen wieder in Reichweite.

Doch so sehr die Moral auch herausgehoben wurde, verdeutlichte sich auch einmal mehr, dass es in der Rückwärtsbewegung im zugegeben jungen und im Aufbau befindlichen DFB-Team erheblich hapert. Schweinsteiger monierte besonders "die Umschaltbewegung in die Defensive". Alle drei Gegentore waren letztlich Geschenke an die Eidgenossen.

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Schon Shaqiri hätte Torreigen eröffnen können

Nachdem Xherdan Shaqiri die erste Einladung zum 0:1 noch ausgeschlagen hatte, durfte Mario Gavranovic nach der folgenden Ecke mutterseelenallein vor Manuel Neuer zum Kopfball hochsteigen (5.) - die Abseitsfalle war zuvor völlig missglückt. Das 0:2 durch Remo Freuler leitete Jubilar Toni Kroos in seinem 100. Länderspiel mit einem Fehlpass im Mittelfeld ein - anschließend ging es schlichtweg zu schnell für die völlig überforderte Abwehr (26.), so dass Neuer erneut im Eins-gegen-eins unterlegen war.

Schließlich fiel quasi im Hochgefühl des gerade erzielten 2:2 der dritte Gegentreffer, nachdem sich erst Haris Seferovic gegen Neuer austoben durfte und im viermaligen Welttorhüter zweimal seinen Meister fand, ehe erneut Gavranovic trocken aus zwölf Metern abzog (56.) - diesmal schaute das defensive Mittelfeld nur gebannt zu.

Halleluja! Ein defensives Desaster - in weit mehr als drei Akten.

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Neuer und fahrlässige Schweizer verhindern weitere Gegentore

Denn es hätten angesichts diverser Stellungsfehler gut und gerne noch mehr Gegentore sein können. Wenn nicht Neuer so manche Situation bereinigt und die vornehmen Gäste einige Chancen grob fahrlässig liegen gelassen hätten. Im "ARD"-Interview erkannte auch Bundestrainer Löw, der diesmal eine Viererkette aufs Feld geschickt hatte, das Problem: "Wir müssen das insgesamt verbessern. Wir müssen in der Kommunikation besser werden."

Einmal mehr wurde deutlich, dass das deutsche Team in der Arbeit gegen den Ball viel zu sorglos agierte und sich darüberhinaus mit hanebüchenen Ballverlusten rund um den Mittelkreis selbst sein Grab schaufelte. Unter diesen Voraussetzungen dürfte sich der Traum vom EM-Halbfinale oder gar -Endspiel im kommenden Sommer lediglich als Wahnvorstellung entpuppen.

Das sah Schweinsteiger, der vor allem einen "Wortführer in der Abwehr" vermisste, ähnlich: "Man hat in den jüngsten drei Länderspielen sieben Gegentore kassiert. Das ist zu viel. Daran muss man definitiv arbeiten, um bei der Europameisterschaft eine Chance zu haben."

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Bei der EM warten schon in der Gruppenphase andere Kaliber

Zumal in München dann mit Weltmeister Frankreich und Europameister Portugal Gegner ganz anderen Kalibers warten. Die Endrunde bietet diesmal keinerlei Zeit, um sich unter Wettbewerbsbedingungen einzuspielen. Was offenbar bei der WM 2018 der Plan für die vermeintlich mit links zu lösende Vorrundengruppe gewesen war.

Kylian Mbappe, Antoine Griezmann, Cristiano Ronaldo oder Joao Felix werden sich wohl nicht zweimal bitten lassen, wenn sich ihnen der Weg zum DFB-Tor öffnet. Wie das eben in unschöner Regelmäßigkeit in diesem Länderspieljahr bei jedem Gegner der Fall war.

Denn nicht immer lassen sich die defensiven Patzer so spielerisch leicht wieder ausbügeln wie an diesem Abend in Köln. Nach dem die Schweizer beinahe unglücklicher mit dem Ergebnis zu sein schienen als die DFB-Spieler.

Denn die wussten wohl: Es hätte alles viel schlimmer enden können.

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