Amateurfußball
Kreisliga-Irrsinn: Absichtliches Eigentor zum Aufstieg? Diese Amateur-Story ist völlig absurd
- Veröffentlicht: 18.06.2025
- 20:35 Uhr
- Andreas Reiners
Manche Verbandsregeln sind absurd. Es gibt welche, die sind besonders absurd. Wie im Aufstiegskampf in Mittelfranken - Amateur-Fußball at its best.
Der Amateur-Fußball liefert verlässlich, was kuriose Geschichten angeht. Auch im Aufstiegskampf, der teilweise immer noch läuft. In Mittelfranken ging es in einem Dreiervergleich um den Aufstieg in die Bezirksliga.
Von den Teams Türkspor Nürnberg (Kreisliga Nürnberg/Frankenhöhe 2), SV Tennenlohe (Kreisliga Erlangen-Pegnitzgrund) und DJK Göggelsbuch (Kreisliga Neumarkt/Jura) sollten zwei aufsteigen. Jede Mannschaft hatte einmal Heimrecht.
Nach den ersten beiden Partien stand Tennenlohe als erster Aufsteiger fest. Fest stand auch: Göggelsbuch benötigte im letzten Spiel gegen Türkspor einen Sieg mit zwei Toren Unterschied.
In der Schlussphase stand es nun aber 1:1 – Türkspor wäre damit aufgestiegen. Doch die Regeln besagen: Jedes Spiel dieser Aufstiegsrunde braucht einen Sieger. Auch wenn er zu dem Zeitpunkt tabellarisch gar nicht nötig war. Bei Unentschieden sollte es daher in die Verlängerung oder zur Not sogar ins Elfmeterschießen gehen.
Mit einem Eigentor zum Aufstieg?
Jetzt wurde es komplett absurd.
Göggelsbuch verzichtete auf den 2:1-Treffer, weil der nicht zum Aufstieg gereicht hätte. Türkspor hingegen hätte kurz vor dem Ende ein Eigentor schießen können und wäre dann trotzdem aufgestiegen, da Göggelsbuch mit zwei Toren Unterschied hätte gewinnen müssen.
Türkspor verzichtete aber auf die Unsportlichkeit. Und es kam, wie es kommen musste. In der Verlängerung schoss Göggelsbuch zwei Treffer – einen davon in letzter Minute - und stieg auf.
"Es kann nicht sein, dass man als Spieler überlegen muss, ein Eigentor zu schießen, damit man seiner Mannschaft hilft und dadurch aufsteigt", sagte Türkspors Kapitän Emirhan Karaaslan bei "fußballn.de". "Auch, dass wir bei einem normalen Dreiervergleich als eigentlich beste Mannschaft mit vier Punkten nicht in die Bezirksliga aufsteigen, ist sportlich gesehen für mich absolut nicht logisch oder nachvollziehbar."
Geschichte geht in die Verlängerung
Auf Social Media äußerte sich auch der Verein: "Ungeschlagen - trotzdem nicht aufgestiegen? Wir haben nicht verloren - ein Spiel gewonnen, eins unentschieden. Und dennoch: Kein Aufstieg in die Bezirksliga. Warum? Weil ein völlig intransparenter Modus uns in die absurde Lage gebracht hat, dass ein Eigentor in der Nachspielzeit den Aufstieg bedeutet hätte. Wir haben uns bewusst dagegen entschieden - aus Überzeugung".
Möglicherweise gibt es noch ein Happy End. Denn eine Option wäre es, Türkspor trotzdem in die Bezirksliga einzugliedern. Doch obwohl der Kreisvorsitzende Nürnberg/Frankenhöhe, Thomas Raßbach, laut "fußballn.de" einen Eilantrag auf Eingruppierung an den Bezirksspielausschuss (BSA) gestellt hatte, gibt es dazu noch kein Ergebnis. Fortsetzung folgt also.