Rückspiel gegen Manchester City
Real Madrid: König Carlo Ancelotti will den Status in der Champions League zementieren
- Aktualisiert: 02.05.2022
- 20:12 Uhr
- ran.de/Luca Ostermeier
Carlo Ancelotti schreibt Fußballgeschichte. Der Italiener gewinnt mit Real Madrid die 35. Meisterschaft und ist damit der erste Trainer, der in den fünf großen Ligen Europas den nationalen Titel holt. Am Mittwoch (ab 21:00 Uhr im Liveticker auf ran.de) steht auch noch das Halbfinal-Rückspiel gegen Manchester City an. Dann will "König Carlo" den Grundstein für seinen nächsten Rekord legen.
Madrid/München - Er hat es geschafft. Im zweiten Anlauf als Trainer bei Real Madrid gewinnt Carlo Ancelotti die insgesamt 35. Meisterschaft des Vereins - und seine erste in Spanien.
Der Mann aus Oberitalien hat Europa durchgespielt. Als erster Trainer überhaupt gewinnt er in allen fünf "großen" Ligen die Meisterschaft. 2004 seine erste mit dem AC Milan, 2010 mit dem FC Chelsea, bei Paris Saint-Germain 2013, 2017 mit dem FC Bayern München. 2022 nun mit Real Madrid.
Hinzu kommen etliche weitere nationale wie internationale Titel. Doch bei all seinen Erfolgen blieb und bleibt Ancelotti stets bescheiden, die große Bühne überlässt er lieber seinen Spielern.
Ancelotti, "Carlo V., König von Europa"
So auch am Samstag, nach dem 4:0 über Espanyol Barcelona. Die Mannschaft ließ es sich aber nicht nehmen, ihrem Trainer nach dem Sieg im Santiago Bernabeu zu huldigen und ihn in die Luft zu schmeißen.
Da musste sogar der sonst so stille Ancelotti im Anschluss zugeben: "Im Bernabeu zu gewinnen, ist etwas Besonderes, und hier Trainer zu sein, ist es auch. Ich glaube es ja immer noch nicht", sagte er im Anschluss an das Spiel. Bei der Meisterparty zeigte er kurz sogar seine "lautere" Seite, tanzte beschwingt auf dem Mannschaftsbus und genoss den Moment mit Sonnenbrille und Zigarre. Auch zur Freude seiner Spieler.
Die Gazetten in seiner Heimat huldigten ihm, der "Corriere della Sera" erhob Ancelotti zu "Carlo V., König von Europa". Die Spanische "Marca" nannte ihn den "Architekten dieses Titels".
In München verjagt, in Madrid ersehnt
Blickt man zurück auf seine letzten Jahre, war die Rückkehr zu Real ebenso eine Überraschung wie auch ein Glücksgriff. Nach einer gescheiterten Kurz-Ehe mit dem FC Bayern München wurde er auch in der Heimat beim SSC Neapel nicht wirklich glücklich. Dann stand er beim FC Everton unter Vertrag.
Für Real Madrid sollte es sich als goldrichtig herausstellen, dem Italiener im Sommer 2021 eine zweite Chance zu geben. Zumal viele Fans es wohl auch nie verstanden, warum ihn Präsident Florentino Perez während seiner ersten Amtszeit bei den "Königlichen" überhaupt entließ, obwohl er dort die "Decima", die zehnte internationale Krone, gewann.
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"Ich hatte es nicht gedacht, wirklich nicht", gab Ancelotti zu Protokoll, als er darüber sprach, wie dankbar er über seine Rückkehr nach Madrid war. Ein Jahr später dürfen sich die Madrilenen bedanken, dass der 62-Jährige die offene Rechnung der fehlenden Meisterschaft noch begleichen wollte.
Ancelotti: "Ich liebe es, mit meinen Spielern zusammen zu sein"
Der Sohn eines Milch- und Käsebauers fand sich an alter Wirkungsstätte schnell zurecht. Bei Real durfte er endlich wieder Carlo Ancelotti sein. Ein Gentleman am und neben dem Spielfeld. Der stille Meistertrainer. Der die Spieler in seiner Mannschaft kennt und versteht, sie fast als Familie betrachtet.
"Die schönste Sache am Trainerjob ist die Beziehung zu meinen Spielern. Ich liebe es, mit meinen Spielern zu sprechen, mit ihnen zusammen zu sein - jeden Tag", sagte der Italiener damals noch als Trainer des FC Bayern München in dessen hauseigenem TV.
Sergio Ramos definierte sein Anforderungsprofil an einen Trainer so, dass er von ihm mehr Kabinenmanagement als Fachkenntnisse fordere. Ancelotti hat von beidem genug. Nicht umsonst formte er bei Milan Andrea Pirlo zu einem der besten Spielmacher der Welt und machte in seiner ersten Zeit bei Real Madrid einen gewissen Luka Modric beinahe unersetzbar im Mittelfeld.
Der Architekt und sein Gerüst
In dieser Saison hat er nicht nur aus einem 34-jährigen Karim Benzema dessen bestes Jahr herausgekitzelt, sondern vor allem das Potential von Vinicius Jr. gefördert. Vergessen ist die Abschlussschwäche des Brasilianers, die teils nervösen Dribblings und falschen Entscheidungen. Zusammen schoss das Sturmduo in dieser Saison 60 Tore und bereitete 32 Treffer vor.
Doch auch da sieht sich Ancelotti keineswegs alleine für verantwortlich. "Ich habe nichts getan, außer ihm Selbstvertrauen zu geben. Ich bin kein Zauberer", sagte er gewohnt bescheiden über die Entwicklung von Vinicus Jr. Er habe ihm lediglich gesagt, öfter mal nach innen zu ziehen und den Abschluss zu suchen.
Der 62-Jährige lässt seine Spieler auf dem Rasen gerne an der langen Leine, lässt sie machen. Genau diesen "Heldenfußball", wie ihn Real so gut wie gerne spielt, braucht es am Mittwoch in der Champions League. Nach dem 3:4 bei Manchester City müssen "Los Blancos" im Rückspiel (ab 21:00 Uhr im Liveticker auf ran.de) zwingend gewinnen, haben aber durchaus realistische Chancen auf das Endspiel in Paris. Dort könnte der Italiener auch noch zum ersten Trainer werden, der vier Mal den Henkelpott gewinnt.
"A por el City" - auf City mit Gebrüll, schloss der Trainer seine Meisterrede ab. Die Engländer werden gewarnt sein.
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