Transferpolitik von Real Madrid: Eine Garantie für die Zukunft
- Aktualisiert: 14.06.2022
- 10:26 Uhr
- ran.de/Luca Ostermeier
Real Madrid setzt mit Aurelien Tchouameni ein Zeichen auf dem Transfermarkt. Der Franzose soll aber nicht nur langfristig das Mittelfeld der "Königlichen" prägen, sondern steht sinnbildlich auch für einen konkreten Plan der Spanier. Eine transferpolitische Weitsicht, die dem FC Bayern München scheinbar fehlt.
München - Real Madrid besitzt das vielleicht beste Mittelfeld der Welt. Toni Kroos, Luka Modric und Casemiro haben es spätestens mit dem Champions-League-Titel noch einmal mehr bewiesen.
Das Trio wird zwar nicht mehr ewig im Dress der "Königlichen" auflaufen, aber die Wachablösung steht bevor - und das Personal ist bereits da. Weil Real vorausschauend auf dem Transfermarkt agiert, langfristig plant - und auch mal den nötigen Euro in die Hand nimmt.
Madrids Transferpolitik zeigt auch auf, was beim FC Bayern München dahingehend vielleicht falsch läuft.
Real Madrid: Transfers für die Zukunft
Modric kam 2012 für 35 Millionen Euro nach Madrid, Kroos kostete 2014 - im Nachhinhein gesehen - "nur" 25 Millionen und Casemiro gehörte seit 2015 fest zum Stammpersonal der Königlichen. Zusammen waren sie die Eckpfeiler für vier gemeinsame Siege in der Champions League. Und in der spanischen Hauptstadt darf man sich auch noch weiterhin auf die drei freuen.
Gleichzeitig herrscht bereits jetzt Vorfreude auf das, was danach kommt. Oder besser: wer danach kommt.
Nach den missglückten Wechselofferten an Kylian Mbappe verkündeten die Madrilenen eben einen neuen Königs-Transfer. Mittelfeld-Juwel Aurelien Tchouameni von der AS Monaco heißt die neueste Ergänzung in Reals Starensemble.
Der 22-Jährige ist das jüngste Beispiel, wie sich der spanische Rekordmeister aufstellt. Jetzt und in der Zukunft. Trotz seines Preisschildes wird der Franzose wohl keine Garantie erhalten, einen Platz im Gefüge der Madrilenen zu erhalten. Denn den gibt es zur Zeit eigentlich nicht. Wahrscheinlich wird er wie sein Landsmann Eduardo Camavinga langsam herangeführt und muss sich seine Einsatzzeiten verdienen.
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FC Bayern München tritt auf der Stelle
Natürlich kann es sich nicht jede Mannschaft leisten, einen Spieler für 80-100 Millionen Euro zu verpflichten und ihn dann in die zweite Reihe zu stellen. Nichtsdestotrotz zeigt es die Weitsicht, sich rechtzeitig mit neuen Spielern zu verstärken.
In München sieht das anders aus. Seit Jahren spricht man dort vom Umbruch. Wird dabei nicht nur von den corona-bedingten finanziellen Ausfällen gebremst, sondern auch von der Tatsache, dass der berühmte Festgeldkonto nicht mehr die Strahl- und Kaufkraft besitzt, wie noch vor zehn Jahren. Zudem wirken die Bayern manchmal knauserig, ja fast geizig.
Jüngstes Beispiel: Das Angebot, das man dem FC Liverpool für Sadio Mane machte. Geringe Ablöse, dafür viele Sonderzahlungen im Erfolgsfall. In England bezeichnete man das als "Witz".
Mit dem Sparplan des FC Bayern wird es auf Dauer wohl schwer, die selbst gesteckten internationalen Ziele zu erreichen. Seit dem Erfolg in der Champions League 2020 läuft der deutsche Rekordmeister den Erwartungen auf europäischer Bühne hinterher. Das Aus gegen PSG im Viertelfinale 2021 wurde noch als kleiner Unfall verbucht. Die müden Auftritte gegen den vermeintlich schwachen FC Villarreal sind dagegen ein echtes Alarmsignal.
Sportvorstand Hasan Salihamidzic scheint sich vor allem auf Vertragsverlängerungen des bestehenden Personals zu konzentrieren. Das funktionierte mit Goretzka, Kimmich, Müller und Neuer hervorragend. Klar, denn der FC Bayern ist weiter eine Top-Adresse und ein guter Arbeitgeber, aber zukunftsweisende Transfers ala Alphonso Davies sucht man ansonsten vergebens.
Das bestärkt den Status Quo, aber die Bayern müssen auf dem Transfermarkt anders agieren. Es geht nicht nur darum, große Namen zu verpflichten. Sadio Mane kann eine große Verstärkung sein, mit 30 Jahren ist er allerdings auch keine Lösung für die Ewigkeit.
Kein erkennbares Konzept
Dazu kommen Namen wie Buona Sarr, Marc Roca oder Marcel Sabitzer. Alles Neuzugänge der vergangenen zwei Jahre. Aber keiner von ihnen war als langfristiger Ersatz gedacht, sondern lediglich eine kurzfristige Lösung, um den Kader zu füllen. Viele Minuten sah fast niemand der drei.
Die fixen Transfers bisher heißen Ryan Gravenberch und Noussair Mazraoui. Beide kommen von Ajax Amsterdam, sind jung und gelten als große Talente. Dennoch fügen sie sich in das Bild ein, dass ein wenig das Konzept und der Mut zu ganz großen Transfers fehlt.
Risiko zahlt sich aus
Bei Real Madrid wirkt das alles etwas klarer. Mit Transfers, die das Herzstück der Mannschaft auf lange Zeit sichern und um das das weitere Gerüst herum aufgebaut werden.
Dazu bewiesen die Spanier mit Spielern wie Federico Valverde oder Dani Ceballos das gewisse Gespür und gaben den jungen Talenten Zeit, sich in der zweiten Mannschaft oder über Leihen zu entwickeln. Aber es war von vorneherein klar, was der Verein mit ihnen vorhatte - und zwar hoch ins "Weiße Ballett" zu ziehen.
Eine astronomische Transfersumme wie bei Tchouameni ist immer ein Risiko, das hat auch Real schon schmerzlich erfahren müssen. Siehe Eden Hazard. Aber das Risiko hat sich auch schon bezahlt gemacht. Der damals 18-Jährige Vinicius Junior kostete bei seinem Wechsel 45 Millionen Euro und hat sich nach vier Jahren zum absoluten Leistungsträger entwickelt.
Reals Pläne sehen das auch für einen Valverde, Camavinga oder Tchouameni vor. So wie die Madrilenen sich aber gerade aufstellen, muss das nicht heute, und auch nicht zwingend morgen passieren.
Aber es passiert.
Von Luca Ostermeier
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